Piusbruderschaft: Auf Kreuzzug gegen den Unglauben

Trier · Unter Ausschluss von Journalisten hat der Deutschland-Chef der ultratraditionellen Piusbruderschaft, Pater Franz Schmidberger, am Samstagnachmittag in Trier über das Verhältnis der umstrittenen Vereinigung zum Vatikan referiert. Von einem Einlenken der Piusbruderschaft war dabei keine Rede. Dafür hagelte es neue Attacken gegen den „Unglauben in der Kirche“.

Es ist ein kühler Samstagnachmittag, als eine Viertelstunde vor Veranstaltungsbeginn ein blauer Skoda in den Hinterhof in einem Trierer Gewerbegebiet einbiegt. Vorne im Wagen sitzen zwei schwarze Soutanen tragende Geistliche, im Fond zwei Jugendliche. Vor einer Halle hält das Fahrzeug. Die Beifahrertür geht auf, ein älterer Herr steigt aus und überwindet flinken Schrittes die wenigen Meter zur Eingangstür. Weg ist er. Kein Blick auf die wartenden Journalisten, kein Kommentar. Das also war Pater Franz Schmidberger, das geistige Oberhaupt des deutschen Ablegers der umstrittenen Piusbruderschaft.

Eigentlich hatte der 62-Jährige zu seinem Vortrag in der örtlichen Kapelle der Bruderschaft auch die Medien eingeladen; am Tag zuvor allerdings wurden die Journalisten Knall auf Fall wieder ausgeladen. Der zuvor öffentlich beworbene Vortrag sei „privater Natur“, hieß es plötzlich, „Massenmedien“ seien nicht zugelassen.

Den Grund erklärt Schmidberger später in der Kapelle St. Matthias den rund 50 Anwesenden. „Man hängt uns ein Etikett an, das gefährlich ist“, sagt der Distriktobere nach Angaben eines Zuhörers. „Die Leute wollen verhindern, dass die Tradition in die Kirche zurückkehrt.“

Schmidbergers Fahrer, der sich als Pater Georg Kropf vorstellt, hält derweil vor der Kapelle bei den Journalisten um gut Wetter an. „Es tut uns sehr leid“, sagt der nette Pater, „Sie dürfen hier nicht rein. Sorry. Und danke für Ihr Verständnis.“ Sagt's und verschwindet ebenfalls Richtung Eingangstür. Andere, die bereits über eine halbe Stunde vor Beginn der Schmidberger-Rede vor dem Gebäude auf Einlass warten, reden sich dagegen in Rage. „Was da heute in der katholischen Kirche passiert, ist verheerend“, schimpft ein älterer Herr. „Da weiß man ja nicht mehr, ob das ein evangelischer, neuapostolischer oder katholischer Gottesdienst ist.“ Und Frau Merkel, die den Papst so heftig kritisiert habe wegen seines Umgangs mit der Piusbruderschaft, „sollte besser mal schauen, dass sie ihren eigenen Laden in den Griff bekommt“.



Auch eine Frau aus Trier macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube. „Ich bin von Weihbischof Richard Williamson gefirmt worden“, sagt sie auf die Frage nach dem umstrittensten Piusbruder, der nicht den Holocaust geleugnet, „sondern die Methoden hinterfragt“ habe. Andere Stimmen sind gemäßigter. „Wir distanzieren uns von diesem Williamson“, sagt ein älterer Herr, der seinen Namen ebenfalls nicht nennen will, „es geht uns nur um den Glauben.“

Im Inneren der Kapelle erklärt Pater Schmidberger, dass der Jugend das Glaubenswissen fehle. „Das Sündenbewusstsein ist völlig abhanden gekommen, das Ordensleben liegt danieder, die Anbetung fällt weg.“

Draußen verteilt Matthias Zanker derweil kleine „wundertätige Medaillen“ an die wartenden Journalisten. Der Münchner und sein Kollege Thilo Hepp gehören nicht zur Piusbruderschaft, sondern zur katholischen Laienorganisation Legion Mariens. Sie machen in Trier Urlaub, haben nur durch Zufall von dem Vortrag Schmidbergers erfahren. Ginge es nach den beiden Gläubigen, könnte der Konflikt zwischen Piusbruderschaft und Vatikan beigelegt werden. „Die Piusbrüder sollten sich Rom nähern“, meint Hepp, „sie sind doch eine Bereicherung für die Kirche.“

 Franz Schmidberger, Deutschland-Chef der Piusbruderschaft, am Samstag in Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Franz Schmidberger, Deutschland-Chef der Piusbruderschaft, am Samstag in Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Im Inneren der Kapelle sieht der Distriktobere derweil schwierige Zeiten anbrechen. „Es wird eine große Anstrengung bedeuten, den Geist der Welt und des Unglaubens aus der Kirche zu eliminieren“, sagt Pater Schmidberger nach Aussage von Anwesenden. Ein Einlenken, wie es nicht nur die deutschen Bischöfe von der Piusbruderschaft jetzt fordern, hört sich anders an.

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