Propaganda gegen Pjöngjang

WASHINGTON. Die USA erhöhen den Druck auf Nordkorea: Washington lässt das Regime in Pjöngjang bewusst über die Möglichkeit eines Militärschlags im unklaren.

Nur wenige Tage,so berichten Ex-Mitarbeiter des früheren US-Präsidenten BillClinton, sei man im Jahr 1994 von einem Luftschlag gegen dasnordkoreanische Atomzentrum Youngbyong entfernt gewesen. Doch dieVermittlungsmission von Ex-Präsident Jimmy Carter, bei der dasRegime von Kim Jong Il einen - später dann nicht eingehaltenen -Verzicht auf die Weiterführung der Nuklearwaffen-Forschungzusicherte, führte dazu, dass die amerikanischenLangstreckenbomber am Boden blieben. Seit gestern unternehmen die USA bei den Dreier-Gesprächen in Peking einen erneuten Anlauf, Nordkorea zur Aufgabe der Atompläne zu bewegen. Und wieder schwebt über den Verhandlungen die Frage: Wie reagiert das Weiße Haus, wenn die Führung des in den Augen von George W. Bush zur "Achse des Bösen" zählenden Landes nicht zu Konzessionen bereit ist?

Die Berichte in den letzten 48 Stunden vor Beginn der neuen Diplomatie-Runde ließen dabei erkennen, dass die US-Regierung zunächst mit gezielten Indiskretionen und bewusster Propaganda-Politik gegenüber Medienvertretern versuchte, den Druck auf Nordkorea zu erhöhen. Vertreter der US-Regierung haben zwar in der Vergangenheit erklärt, keinen Militärschlag gegen Nordkorea zu planen. Doch es gebe im Bush-Kabinett Pläne für einen gezielten Militärschlag gegen den nordkoreanischen Forschungsreaktor, wo rund 8000 nukleare Brennstäbe auf die Wiederaufbereitung warten, meldete eine australische Zeitung. Eine Intervention nach dem Muster der gerade abgeschlossenen Irak-Invasion halten Militärexperten wie Peter Brookes von der Heritage-Stiftung allerdings für unwahrscheinlich. "Nordkorea wäre mit über einer Million Soldaten und den tausenden Artilleriegeschützen in der Nähe Südkoreas ein ganz anderes Kaliber als die irakische Armee." Es könnte, so Brookes, im Konfliktfall eine Million Tote geben - und dies sei natürlich auch den US-Militärs bewusst.

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