Querkopfbleibt Parteivize

BERLIN. (B.B.) Horst Seehofer machte es quälend spannend. Nachdem der CSU-Vize tagelang abgetaucht war, weil er seinen Frust über den Unionskompromiss zur Gesundheitsreform verdauen musste, kam er am Donnerstag Nachmittag zum finalen Gespräch mit dem Parteivorsitzenden Edmund Stoiber nach München.

Seehofer bleibt Fraktions- und Parteivize und gibt den Bereich Gesundheit ab. Stoiber redete, wie zahlreiche Parteifreunde vor ihm, mit Engelszungen auf den Rücktrittswilligen ein. Doch Seehofer blieb störrisch. Er will den "faulen Kompromiss" (Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt) mit der weichgespülten "Gesundheitsprämie" nicht vertreten. Dennoch behält er seine Ämter: Nach einem brieflichen Rücktrittsangebot an Stoiber und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel beschlossen diese am Abend nach einem Telefonat, den Querkopf trotz aller Probleme zu behalten - allerdings in anderer Funktion.Seehofer erhält neue Zuständigkeiten

Seehofer soll jetzt in der Fraktion für Verbraucherschutz und Landwirtschaft zuständig sein. Den Bereich Gesundheit soll im Gegenzug die ehemalige Gesundheitsministerin Gerda Hasselfeldt übernehmen. Dieser Ausweg war Merkel und Stoiber jedenfalls lieber als ein tatsächlicher Rückzug des bislang sehr beliebten Sozialexperten. Schließlich haben Merkel und die Unionsfraktion im Bundestag schon mit dem Wirtschafts- und Finanzexperten Friedrich Merz ein politisches Schwergewicht verloren. Die Christsozialen wissen nicht, was der Abtrünnige auf dem heute beginnenden Parteitag in München im Schilde führt. Dort wollte sich die CSU groß feiern für das Gesundheitskonzept, das jetzt auch eine bayerische Handschrift trage. Doch nun ist der Konvent überschattet vom Problemfall Seehofer, auf den sich alle Kameras richten werden. Um jedes Risiko auszuschließen, will Parteichef Stoiber deshalb den Leitantrag, in den das Gesundheitskonzept eingewirkt wurde, selbst vor den Delegierten vertreten - und die Zustimmung zu dem umstrittenen Paket (die CSU-Sozialausschüsse sind mit Seehofer solidarisch) mit einer Art Vertrauensfrage verbinden. Dies würde eine klare Mehrheit bedeuten, glaubt ein CSU-Vorständler, gegen die auch Seehofer nichts mehr ausrichten könnte. Der will das offenbar auch nicht mehr: Das Thema Gesundheit wandert jetzt in andere Hände.

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