RWE schürt Angst vor Stromausfall

Der großflächige Stromausfall im US-Staat Florida hat RWE-Chef Jürgen Großmann vor ähnlichen Szenarien in Deutschland warnen lassen. In ganz Europa werde Strom knapp, weil Kraftwerke fehlten. "Panikmache", werfen ihm seine Kritiker vor.

Berlin/Trier. (hw/dpa) Geht es um Kohlekraftwerke und Atomstrom, hat die Branche derzeit keinen besseren Lobbyisten als Jürgen Großmann. Der RWE-Vorstandschef wird in diesen Tagen nicht müde, die Werbetrommel für die Interessen der Stromerzeuger zu rühren. Gegenüber Medien malte er Schreckensszenarien an die Wand: "Hier drohen im europäischen Netz mehrtägige Stromausfälle schon in diesem Jahr, die auch Deutschland hart treffen können". Der Öko-Stromverband spricht von Panikmache. Es gebe keine Stromlücke. Tatsächlich sehen sich die Energiekonzerne durch Politik und Öffentlichkeit in die Enge getrieben: Die Strom- und Gaspreisrunden auf der einen Seite und Milliardengewinne auf der anderen sind in den vergangenen Monaten immer wieder ein Grund gewesen, die Unternehmen an den Pranger zu stellen. Öl ins Feuer schüttete Eon-Konzernchef Wulf Bernotat vor wenigen Monaten zudem mit der Bemerkung, dass Strom in Deutschland eigentlich zu billig sei. "Die Monopolisten schwimmen im Geld und plündern die Verbraucher jetzt noch stärker aus", kritisiert Aribert Peters vom Bundesverband der Energieverbraucher. Großmann schloss indes gegenüber der "Bild" weitere Strompreis-Erhöhungen in diesem Jahr aus. "2008 wird es bei RWE keine Erhöhung geben", sagte der Manager.Auch bei den Stadtwerken Trier (SWT) sind dieses Jahr keine weiteren Strompreiserhöhungen geplant, sagte SWT-Pressesprecher Carsten Grasmück dem TV. Die SWT gehen zudem "aktuell nicht davon aus, dass es zu solchen Blackouts kommen wird". Auch deshalb, weil man für einen ausgewogenen Energiemix sorge. "Durch den Ausbau der dezentralen Energieversorgung mit Blockheizkraftwerken und den regionalen Ausbau der regenerativen Energien machen wir uns natürlich ein Stück weit unabhängig. Aber falls es zu einem großflächigen Stromausfall käme, wären auch wir davon betroffen", sagte der SWT-Sprecher.

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