Ran an die Führungsverantwortung!

Angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels erstaunt es, dass Frauen in den Top-Jobs noch immer eine Rarität sind. Dabei haben sie in punkto schulischer oder universitärer Leistungen die Jungen und Männer deutlich überholt und sind häufig höher qualifiziert als die Vertreter des sogenannten starken Geschlechts.

Trier. Frauen brechen ihre Karrieren oft früh ab - unter anderem bedingt durch eine mangelhafte Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung, die zum Großteil als reine Frauensache (miss)verstanden wird. Erste Meldungen über das in Schieflage befindliche Verhältnis zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen sind so alt wie die Emanzipation selbst, das Thema taucht seit den 1960er Jahren immer wieder auf und ist - zumindest in Deutschland - noch immer nicht adäquat gelöst. Es sind jedoch nicht allein äußere Behinderungen durch Männerseilschaften und fehlendes Verständnis für die besonderen Fähigkeiten von Frauen, die zum Ungleichgewicht führen. "Die Arbeitgeber sind zumeist sehr offen, wenn es um die Besetzung von hochrangigen Managementposten mit Frauen geht. Sie brauchen deren soziale und fachliche Kompetenzen bei ihren Top-Entscheidern", beschreibt Theresa Hoffman von der Personalberatung Job-X-Change International in Bitburg die Ausgangslage. "Aber in der Praxis zeigt sich, dass sich die Frauen selbst mit dem Thema oft schwertun. Sie klagen über die Männer, haben aber selbst wenig Leidenschaft für den Beruf." Weiterbildende Wochenend-Workshops oder karrierefördernde Events des Arbeitgebers nach Feierabend werden - so ihre Erfahrung - von ihnen vergleichsweise wenig genutzt.Frauen als Motor für Veränderung

"Sie ignorieren damit die wichtigsten Methoden der Männer, ihr berufliches Fortkommen zu forcieren." Martina Josten, Geschäftsführerin des Instituts für Mittelstandsökonomie in Trier, verweist ebenfalls auf die Eigenverantwortung der Frauen als ein effektiver Motor für eine mögliche Veränderung des unbefriedigenden Ist-Zustands: "Schützende Biotope allein unter dem Motto ‚von Frauen für Frauen' sind insofern kontraproduktiv, als Frauen im Gegenteil raus aus ihren Nischen müssen, wenn sie Erfolg haben wollen. Sie müssen sich im normalen Wirtschaftsleben den bestehenden Konkurrenzen auch mit Männern stellen." Professionalität und Selbstbewusstsein bauen Frauen demnach nicht auf, indem sie diesen Herausforderungen ausweichen. "Frauen sollten sich trauen, ihre Firmen nicht nur in den ‚weichen' oder haushaltsnahen Bereichen zu platzieren, sondern sie sollten die wirtschaftlich potenten unternehmens- oder industrienahen Dienstleistungs-Segmente aufbauen", empfiehlt sie folglich den Unternehmensgründerinnen. Beate Stoff vom in Trier ansässigen "Verbundsystem Arbeitsmarktintegration Benachteiligter", das mit den Problemen von Frauen in der Arbeitswelt befasst ist, schildert eine bezeichnende Beobachtung aus Berufsorientierungs-Seminaren: "Mädchen denken sehr früh darüber nach, wie sie Beruf und Familie in ihrem Leben verbinden können. Warum machen sich die Jungen kaum Gedanken darum? Die haben diese Frage gar nicht auf ihrer Agenda." Wenn mehr Frauen Führungspositionen übernehmen sollen und wollen, so ihr Fazit, müssen bereits Mädchen ihre Lebensläufe ganz anders planen als bisher üblich.Karriere gehört mehr in den Vordergrund

Dazu gehört, dass die jungen Frauen bereits in jungen Jahren selbst ihre Karriere in den Vordergrund stellen und zielstrebig höhere Qualifizierungen absolvieren. Letztlich begründeten unternehmerische Selbstständigkeit und leitende Positionen für die Frauen erheblich mehr Freiraum, als es in einer untergeordneten Stellung möglich wäre - sogar für die kinderfreundliche Gestaltung des Familienlebens. hintergrund Politik oft Männersache: Männersache - das ist Politik immer noch in vielen Ländern. Fast überall auf der Welt sitzen in den Parlamenten deutlich weniger Frauen als Männer. In Deutschland steht zwar eine Frau an der Spitze der Regierung. Aber im Bundestag heißt es beim Abzählen weiter: Mann - Mann - Frau. Oder anders gesagt: Von 612 Abgeordneten in Berlin sind zurzeit 197 Frauen. Das ist nicht einmal jeder dritte Abgeordnete. Das berichtete das zentrale Amt für Statistik in Wiesbaden. Heute ist nämlich Internationaler Frauentag. Mancherorts haben sich Politikerinnen einen größeren Teil vom Kuchen erobert als bei uns: Im Parlament von Schweden ist fast die Hälfte der Abgeordneten weiblich. Den höchsten Frauenanteil weltweit hat das Parlament des afrikanischen Landes Ruanda - mit ziemlich genau der Hälfte Frauen. Warum auch nicht: Schließlich sind etwa die Hälfte der Menschen Mädchen und Frauen.

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