Relikte des Kalten Kriegs

Washington/Büchel · Die USA bauen derzeit eine neue Generation von Atombomben.

 Ein Kommandeur der US-Luftwaffe in Europa inspiziert die Attrappe einer B 61-Atombombe. In Büchel sollen diese Waffen in unterirdischen Magazinen lagern. Foto: US Air Force

Ein Kommandeur der US-Luftwaffe in Europa inspiziert die Attrappe einer B 61-Atombombe. In Büchel sollen diese Waffen in unterirdischen Magazinen lagern. Foto: US Air Force

Foto: ("g_pol3"

Washington/Büchel Eine atomwaffenfreie Welt. Dieses Ziel hatte US-Präsident Barack Obama 2009 ausgegeben. Atombomben bezeichnete er als "das gefährlichste Erbe" des Kalten Kriegs - und kündigte Abrüstung an. Doch alles kam anders. Stattdessen stimmte der US-Kongress einem 11,4 Milliarden Dollar teuren Modernisierungsprogramm für die alten Kernwaffen zu.
Hans M. Kristensen vom Nuclear Information Project in Washington DC ist mit den Plänen bestens vertraut und gibt auf TV-Anfrage bereitwillig Auskunft über das Vorhaben. Ein Vorhaben, das - davon ist Kristensen überzeugt - der neue US-Präsident Trump sicher nicht stoppen wird. Anders als Obamas Krankenversicherung dürften moderne Atombomben ganz in Trumps Sinne sein - hatte der sich doch immer sehr deutlich für Aufrüstung ausgesprochen. Der Bericht, in dem die Trump-Regierung festlegt, welche Bedeutung den Nuklearwaffen im Rahmen der US-Sicherheitsstrategie zukommt, wird für September oder Oktober erwartet. Kristensen hält es für möglich, dass die Einsatzbereitschaft von atombombenfähigen Flugzeugen wegen einer möglichen Bedrohung aus Russland in Europa erhöht wird.
Noch hat sich in Büchel wenig verändert. Noch lagern dort die alten Kernwaffen vom Typ B 61-3 und B 61-4. Relikte des Kalten Krieges, von denen jede einzelne ein Vielfaches der Zerstörungskraft der Hiroshima-Bombe entwickeln kann. Besonders raffiniert sind sie allerdings nicht: Sie fallen frei und sind nicht lenkbar.
Kristensen zufolge haben die USA 2016 mit der Produktion eines komplett neuen Bombentyps begonnen. Die B 61-12 soll eine präzisere Waffe sein, die dank ihres neuen Heckleitwerks lenkbar ist. Kurz: Sie wird laut Kristensen zu einer "verwendbaren" Waffe, mit der man einzelne Ziele bombardieren könnte. Eine Aussicht, die Friedensforscher nicht eben beruhigt.
Die ersten Exemplare sollen in der Werksanlage Pantex Plant in Texas im März 2020 fertig werden. Die Verlegung könnte 2022 beginnen. Laut Kristensen wird der Austausch gegen die alten Modelle so erfolgen, dass weiterhin permanent Atombomben in Deutschland stationiert sind. Er vermutet, dass eines Tages eine der riesigen C-17-Transportmaschinen in der Eifel landet, um die neuen Waffen zu bringen und die alten wieder mitzunehmen. 2025 soll die Produktion abgeschlossen sein.
"Die interessanteste aktuelle Entwicklung ist zu sehen, wie unbedeutend die Atombomben in der jüngsten Ost-West-Krise sind", sagt Kristensen. Sie hätten keinerlei Rolle gespielt, als es darum ging, die östlichen Nato-Staaten abzusichern. "Die B 61-Bomben sind völlig irrelevant für die heutigen Sicherheitsherausforderungen des Bündnisses", sagt der Friedensforscher.
Dennoch ist die atomwaffenfreie Welt, von der Obama einst sprach in weite Ferne gerückt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort