Rentenplus im Promillebereich

BERLIN. Entgegen früheren Prognosen können die Rentner in diesem Jahr womöglich doch mit einer minimalen Aufstockung ihrer Bruttobezüge rechnen. "Das ist nicht ausgeschlossen, aber ob es eine Anhebung gibt, entscheidet sich im März, wenn die genauen Zahlen vorliegen", sagte eine Sprecherin der Deutschen Rentenversicherung unserer Zeitung.

Zuvor hatte der Sozialexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Klaus Brandner, den rund 20 Millionen Ruheständlern "ein kleines Plus" in Aussicht gestellt. Der Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung vom vergangenen Oktober war für 2007 noch von einer weiteren Nullrunde ausgegangen. Es wäre die vierte in Folge. Inzwischen verzeichnen die Statistiker jedoch eine unerwartet positive Lohnentwicklung. Sie ist für die Rentenanpassung genauso maßgebend wie die allgemeine Beschäftigungslage, die sich ebenfalls deutlich aufgehellt hat. Gleichwohl dürfte es allenfalls zu einer symbolischen Rentenanhebung kommen, weil der gesetzlich verankerte Riesterfaktor sowie der Nachhaltigkeitsfaktor den fälligen Anstieg dämpfen sollen. Der Nachhaltigkeitsfaktor spiegelt das Zahlenverhältnis zwischen den sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern und den Rentnern im jeweiligen Vorjahr wider. Durch die gute Beschäftigungslage wird dieser Wert, der im März feststeht, weniger negativ ins Gewicht fallen als in den Vorjahren. Der Riesterfaktor - er berücksichtigt die geringeren Nettolöhne wegen der privaten Altersvorsorge - liegt bei etwa 0,6 Prozent. Nach jüngsten statistischen Angaben kam es im Jahr 2006 zu Lohnsteigerungen von 0,8 Prozent. Abzüglich des Riesterfaktors könnte es also im günstigsten Fall zu einer Rentenanhebung um 0,2 Prozent kommen. Für einen Ruheständler mit monatlich 1000 Euro Rente wäre das ein Plus von zwei Euro.Mehr Vertrauen in die Rentenversicherung?

Unterdessen hat der DGB gemeinsam mit den beiden Sozialverbänden SoVD und Volkssolidarität die langfristige Ausdehnung der gesetzlichen Rentenversicherung auf alle Berufsgruppen gefordert. Nach dem Modell der so genannten Erwerbstätigenversicherung, das gestern in Berlin vorgestellt wurde, sollen zunächst all jene einbezogen werden, die keinem Alterssicherungssystem angehören. Davon wären etwa drei Millionen Selbstständige sowie die rund 6,5 Millionen geringfügig Beschäftigten betroffen. In weiteren Schritten kämen dann Politiker, Beamte und Freiberufler wie Ärzte oder Rechtsanwälte hinzu. Aus Gründen des Vertrauensschutzes könne dies aber nur für Berufanfänger und neu berufene Beamte gelten, räumte SoVD-Präsident Adolf Bauer, ein. Für DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach ist diese Lösung "Teil eines Gegenentwurfs zur Rente mit 67", die auch von den Sozialverbänden kategorisch abgelehnt wird. "Allein die Einbeziehung der rund drei Millionen Selbstständigen ohne obligatorische Alterssicherung könnte zu jährlichen Beitragsmehreinnahmen von 13,5 Milliarden Euro führen, ohne dass zu Beginn daraus schon Rentenansprüche entstehen", sagte Buntenbach. Die Rente mit 67 sei dagegen nichts anderes als eine Rentenkürzung, weil die Masse kaum Chancen habe, zwei Jahre länger zu arbeiten. "Ein Alterssicherungssystem für alle Erwerbstätigen stärkt auch die Akzeptanz der gesetzlichen Rentenversicherung und trägt dazu bei, dass die Menschen neues Vertrauen in die Rentenversicherung gewinnen", betonte Buntenbach. Das schon länger in Fachkreisen diskutierte Konzept wird vom Präsidenten der Deutschen Rentenversicherung, Herbert Rische, im Grundsatz begrüßt. Eine Einbeziehung der Beamten sowie von Mitgliedern in berufsständischen Versorgungswerken lehnt er allerdings ab. "Es geht um diejenigen, die mit neuen Erwerbsformen ihren Alterssicherungsschutz beeinträchtigen", erklärte Rische kürzlich in einem Interview.

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