Schlammschlacht um die schwarzen Wähler

Das Duell der Worte zwischen den beiden demokratischen Präsidentschaftsbewerbern, Hillary Clinton und Barack Obama, gipfelte am Wochenende in Rassismus-Vorwürfen. Ein Kampf um die schwarzen Wähler-Stimmern ist entbrannt.

Washington/Columbia. Es war ein Bild, wie es sich die Clinton-Wahlmanager wünschten: Die Kandidatin nach dem sonntäglichen Kirchgang in Columbia (South Carolina), umrahmt von vorwiegend schwarzen Gläubigen. Eine Mutter drängt sich mit ihrem lockenköpfigen Baby neben die Demokratin. Die Kameras klicken, und die frühere First Lady strahlt, als hätte sie soeben die Wahl für sich entschieden. Doch im Inneren von Hillary Clinton dürfte es gebrodelt haben. Denn angesichts der bevorstehenden Vorwahlen in den Bundesstaaten Nevada (19. Januar) und South Carolina (26. Januar), bei denen das Stimmverhalten der Schwarzen das Zünglein an der Waage sein wird, ist im demokratischen Lager eine beispiellose Schlammschlacht entbrannt. Das Duell der Worte zwischen Clinton und Barack Obama gipfelte am Wochenende sogar in Rassismus-Vorwürfen - seit Hillary Clinton kürzlich eine Formulierung gebrauchte, die sie heute vermutlich bereut: "Der Traum von Martin Luther King begann sich zu erfüllen, als Präsident Johnson 1964 ein Gesetz zu Menschenrechten erlassen hat. (...) Um das zu erreichen, brauchte es einen Präsidenten." Für die Obama-Strategen waren diese Worte ein gefundenes Fressen - denn schließlich ließ sich aus den Sätzen der Vorwurf ableiten, es habe einen weißen Präsidenten gebraucht, um die Ideen Martin Luther Kings umzusetzen. Am Sonntag bat Obama - in Kommentaren oft mit dem schwarzen Bürgerrechtler gleichgesetzt - dann höchstpersönlich Medienvertreter zu einer Telefon-Konferenzschaltung und machte aus seinem Herzen keine Mördergrube: "Sie hat einige Menschen beleidigt, die die Rolle von Martin Luther King im Kampf um Menschenrechte herabgesetzt sehen. Zu suggerieren, das sei unsere Schuld, ist lächerlich." Clinton-Clan hält an Verdrehungsvorwurf fest

Denn vorausgegangen war ein TV-Auftritt von Hillary Clinton in der NBC-Sendung "Meet the Press". Dort hatte die Kandidatin dem Obama-Team vorgeworfen, ihre Bemerkung bewusst verzerrt und für eine Negativkampagne missbraucht zu haben. "Die Vorwürfe sind unfair und unberechtigt," so die Attackierte, schließlich kämpfe man seit Jahren für Bürger-, Menschen- und Frauenrechte. Dass im Clinton-Lager die Nerven blank liegen, hat seine Gründe: Denn James Clyburn, einer der einflussreichsten schwarzen Kongress-Abgeordneten aus South Carolina und ein Obama-Fan, hatte sich sofort zu Wort gemeldet und Hillary Clinton abgemahnt: "Wir müssen sehr vorsichtig sein, wie wir über diese Epoche reden." Der Kommentar der Bewerberin, so Clyburn, habe ihn "sehr geärgert".Obama-Sprecher Burton legte nach: "Ihre Worte haben Menschen verletzt." Doch der Clinton-Clan hält den Verdrehungsvorwurf weiter aufrecht - und führt als Indiz für böse Absichten der Obama-Manager ein internes Memo aus dem Lager des Konkurrenten an. In dem Schriftstück soll ein Mitarbeiter von Barack Obama Kommentare von Hillary und ihren engsten Beratern gesammelt haben, die man angeblich für Rassismus-Vorwürfe nutzen könne - passend zu den Vorwahlen in South Carolina, wo Statistiken zufolge die Hälfte der Wähler schwarz ist. Am Sonntag ergriff dann ein weiterer prominenter Farbiger das Wort - diesmal zur Unterstützung der Senatorin. Er sei beleidigt, dass man den stets für die Interessen von Schwarzen kämpfenden Clintons derartige Vorwürfe mache, sagte Bob Johnson, Gründer des "Black Entertainment Television". Doch auch Johnson mochte nicht auf einen Giftpfeil verzichten - und spielte in einem zweideutigen Nebensatz auf Jugendsünden Barack Obamas an, der in seinem Buch "Träume meines Vaters" ("Dreams from My Father") den Gebrauch von Drogen wie Marihuana und Kokain sowie übermäßigen Alkoholgenuss eingeräumt hatte. Im Gegenzug weist man im Obama-Lager darauf hin, dass Bill Clinton Obama wiederholt vorgehalten habe, den Wählern "Märchen" zu erzählen - was eigentlich auch schon einen Hauch von Rassismus in sich trage. Die Serie gegenseitiger Verbalattacken dürfte mindestens noch bis zum 5. Februar anhalten: Dann, am "Super Tuesday", geht es in 20 Bundesstaaten - darunter Kalifornien und New York - auch um die Stimmen zahlreicher schwarzer Wähler.

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