Schlechter versorgt, teurer bezahlt

Bei den Bundesbürgern wächst die Unzufriedenheit über die medizinische Versorgung in Deutschland. Nach einer repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts wird das Gesundheitssystem nur noch von einer knappen Mehrheit (53 Prozent) voll akzeptiert. Vor fünf Jahren lag die Zustimmung noch bei rund 65 Prozent.

Berlin. (vet) Besonders die jüngsten Neuregelungen im Gesundheitswesen haben das Meinungsbild der Bürger negativ beeinflusst. So glauben lediglich vier Prozent der Deutschen, dass die Gesundheitsreform eine nachhaltige Wirkung entfalten wird. Die übergroße Mehrheit rechnet mit baldigen Korrekturen. Vor allem der Gesundheitsfonds schneidet in ihren Augen schlecht ab. Zwar dürfte die geplante Geldsammelstelle den wenigsten bis ins letzte Detail vertraut sein. Herumgesprochen hat sich aber, dass es ab Januar 2009 einen Einheitsbeitrag geben soll, der von der Regierung festgelegt wird. Immerhin zwei Drittel der Deutschen lehnen dies ab. Dabei macht man sich über die Beitragsentwicklung keine Illusionen. Nur einer von einhundert Befragten ist der Meinung, dass die Sätze sinken werden. 92 Prozent erwarten das Gegenteil. Für die meisten ist allerdings die Beitragshöhe weniger entscheidend als die Leistung, die sie dafür bekommen. 64 Prozent stimmen der Aussage zu, auch weiterhin am medizinischen Fortschritt teilzuhaben und dafür höhere Beiträge zu akzeptieren. Gleichzeitig schwindet der Glaube an eine umfassende Versorgung. Zwei Drittel der Bundesbürger befürchten, dass die Krankenkassen ihren Leistungskatalog weiter einschränken. 41 Prozent erwarten gar eine Verschlechterung der medizinischen Qualität. Für die meisten steht auch fest, dass der Gesundheitsfonds neue Ungerechtigkeiten produziert. Kommt eine Krankenkasse nicht mit den staatlichen Zuweisungen aus dem Fonds aus, muss sie von ihren Versicherten einen Zusatzbeitrag erheben. Der Arbeitgeber ist an dieser faktischen Kostensteigerung nicht beteiligt. 80 Prozent der Befragten sehen darin ein Gerechtigkeitsproblem. Bemerkenswert sind auch die realistischen Einschätzungen auf die Frage, wer im Gesundheitswesen eigentlich den Ton angibt. 54 Prozent attestieren der Pharma-Industrie den größten Einfluss. Nur 33 Prozent sehen die Bundesregierung in der Schlüsselposition. Schlusslicht sind die Patientenverbände mit vier Prozent. So hoch der angenommene Einfluss ist, so gering ist jedoch das Vertrauen in die Arbeit der jeweiligen Akteure. Lediglich zehn Prozent meinen, dass die Arzneimittelhersteller bei der Gesundheitsreform das Richtige tun. Der Bundesregierung wird dies nur von acht Prozent der Befragten bescheinigt.

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