Schmuckstücke nicht zu finden

TRIER. Schlechte Noten von der Bahn für die Bahn: Mehr als die Hälfte der Bahnhöfe in der Region Trier ist sanierungsbedürftig. Wer hat Schuld an der Misere?

Acht Mal Rot. Schlechter konnte es für den Trierer Hauptbahnhof nicht kommen. Acht Mal Rot, das heißt: Acht mal die schlechteste mögliche Bewertung bei allen von der Bahn in ihrer Bahnhofsentwicklungskonzeption untersuchten Kriterien. Mit anderen Worten: Den Experten der DB Station & Service AG hat am Trierer Bahnhof aber auch so ziemlich gar nichts gefallen. Das Gebäude ist alles andere als ein Schmuckstück. Reisende finden Infos darin nur mit größeren Schwierigkeiten. Wer auf den Zug wartet, findet keine besonders heimeligen Eckchen. Der Bahnhofsvorplatz ist nicht eben einladend gestaltet. Und wer als Behinderter vom Trierer Hauptbahnhof verreisen will, der sollte einige Helfer mitbringen - die den Rollstuhl tragen können. Dass sich der Trierer Oberbürgermeister wegen der nahenden Landesgartenschau vergangene Woche schriftlich bei der Bahn über den Zustand des Hauptbahnhofs beklagte, verwundert angesichts dessen nicht. Auch Werner Feld, Leiter des für die Region Trier zuständigen Bahnhofsmanagements, hat Verständnis dafür, dass es Kritik am Erscheinungsbild vieler Bahnhöfe gibt. Schließlich waren er und seine Mitarbeiter an der Bahn-Studie beteiligt. "Wir kennen die Probleme sehr genau", sagt Feld. Und die beschränken sich längst nicht nur auf den Trierer Hauptbahnhof. Ob die größeren Bahnhöfe Gerolstein, Konz oder Wittlich oder kleinere Stationen wie Wincheringen, Lissendorf, Daufenbach oder Ürzig - überall vergeben die Bahn-Experten einen roten Punkt für "schlechten Zustand" (siehe Grafik). "Viele der Bahnhöfe sind nach dem Zweiten Weltkrieg zwar wieder aufgebaut worden", sagt Feld, "doch dann wurde nichts mehr getan." Die Misere ist erkannt - die Suche nach Schuldigen schwierig. Denn verantwortlich für die Bahnhofsgebäude ist nicht nur die Bahn. Das Land bezuschusst Umbauten und Sanierungen mit bis zu 85 Prozent, und bei der restlichen Finanzierung sind meist auch die Kommunen und die Verkehrs-Zweckverbände mit im Boot. Wo gute und wo schlechte Bahnhöfe stehen, ist also auch eine Frage der Prioritätensetzung der Politiker. So fällt beim Blick auf die landesweite Auswertung auf, dass sich längst nicht überall so viele rote Punkte finden wie in der Region Trier."Was geht uns die Bahn an?"

Rechtsrheinisch liegen beispielsweise zwischen Unkel und Kaup 18 Bahnhöfe in mittlerem Zustand und nur zwei in schlechtem. Auch Hans-Peter Kuhl vom Arbeitskreis Schienenverkehr im Rheinland sind bei der Auswertung der Studie regionale Differenzen aufgefallen. "In der Pfalz gab es die gleichen schlechten Bahnhöfe", sagt Kuhl, "aber dort haben viele Gemeinden in den vergangenen zehn Jahren mit eigenen Zuschüssen für Verbesserungen gesorgt." Bahnhofsmanager Feld glaubt, dass vielfach in den Kommunen die Meinung vorherrsche: "Was geht uns die Bahn an?" Doch er hält nichts davon, dass sich Bahn und Kommunalpolitiker die Schuld für die Misere gegenseitig in die Schuhe schieben. "Nur gemeinsam", so der Bahnhofsmanager, "lassen sich Verbesserungen erreichen."

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