Schmuggler auf dem Markusberg

TRIER. Um starke Präsenz zu demonstrieren und besonders, um auf "Grenzkriminalität" aufmerksam zu machen, hat die Polizei gestern bundesweit Kontrollen durchgeführt. Auch in der Region.

Startbereit sondiert der Bundesgrenzschutzbeamte vom Randstreifen aus die Autos und LKW, die auf der A 46 an ihm vorbeirauschen. Wer verdächtig ist, entscheidet er aus Erfahrung. Ein französischer Uralt-Kleinbus mit drei Punks auf der Sitzbank und tarnfarbenen Gardinen ist ihm verdächtig. Mit seinem BMW-Motorrad setzt er sich vor den Bus. "Bitte folgen" blinkt über seiner Rückbank auf."Ja, ist hier denn schon Deutschland?"

Auf dem Rastplatz Markusberg, einen knappen Kilometer weiter, sind seine Kollegen seit gestern Nachmittag im Einsatz. Papiere, Führerscheine, Kofferräume, Reifen, Tüv-Plaketten, LKW-Tachoscheiben und - nicht zuletzt - die Fahrtüchtigkeit werden kontrolliert. So dicht hinter der luxemburgischen Grenze sind Steuerdelikte häufig. "Im ADAC-Heft stand aber, dass man in Europa unbegrenzt viel mitnehmen darf", entrüstet sich ein grauhaariger Kölner. 45 Liter Superbenzin hat er im Kofferraum seines Sprinters in kleinen Kanistern dabei. Robert Schäfer, Zollbeamter bei der mobilen Kontrollgruppe Wittlich, ist geduldig: "Für hoch besteuerte Ware gelten immer noch Richtwerte - auch bei Gütern für den privaten Gebrauch." Obwohl 20 Liter Sprit als Reserve mitgenommen werden dürfen, muss der Kölner die Steuer für die vollen 45 Liter nachzahlen, rund 30 Euro. Denn die 20-Liter-Freimenge gilt nur, wenn das Benzin für das eigene Auto gedacht ist. Der Sprinter ist aber ein Diesel. Bei den drei Punks aus Frankreich dauert die Sache etwas länger. "Allemange?", fragt der mit dem Irokesenschnitt erstaunt. "Jaja", sagt ein Zollbeamter. "Gestern hat auch jemand steif und fest behauptet, er wüsste nicht, dass er über die deutsche Grenze gefahren sei. Da hatten wir gerade 6000 Zigaretten in seinem Kofferraum gefunden und Flugtickets vom Hahn zurück nach England." Erlaubt sind 800 Zigaretten pro Mitfahrer. Aber außer einem schneeweißen Kampfhund, einem Kunstrad, Zelten, Schlafsäcken und allerlei Unrat finden die Zöllner nichts Verdächtiges in dem Kleinbus. Und unter Drogen scheinen die drei, die ihre Köpfe über einem Atlas zusammenstecken, nicht zu stehen. Der Bus hat französische Tüv-Papiere, die Ausweise sind nicht beanstandet worden. Alles okay. Überhaupt nicht in Ordnung fühlt sich ein anderer junger Franzose. Zitternd steht er neben seinem kleinen Peugeot. Große Mühe, seinen Drogenkonsum abzustreiten, gibt er sich nicht. Ein Polizist durchsucht ihn. Kondome, Adresszettel, Münzgeld, Kaugummipapier, Visitenkarten - alles landet auf der Motorhaube. In einer Zigarettenschachtel dann das Gesuchte: Ein zirka drei Gramm schweres "Piece", gepresster Harz der Hanfpflanze. "Haschischkonsum ist erlaubt in Deutschland, der Besitz nicht - auch, wenn viele Staatsanwälte die Strafverfolgung bei geringen Mengen einstellen", sagt der Polizist. Der Urin-Drogenschnelltest ist positiv. Zwei Beamte nehmen den Franzosen mit aufs Revier zum Bluttest. Sein Auto muss er stehen lassen. "In Deutschland darf er jetzt erstmal zwei Tage nicht fahren, so lange hält die Haschisch-Wirkung nämlich mindestens an", sagt ein Beamter. Der französischen Polizei würde das zwar gemeldet, "aber unser Fahrverbot setzen die nicht durch. Soweit sind wir in Europa dann doch noch nicht".

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