Schröder nur knapp vorn

MAINZ. (red) Überraschendes Resultat einer Mainzer Studie zum Fernsehduell: In der Sympathie-Wertung von 73 Test-Zuschauern liegt Herausforderin Angela Merkel fast gleichauf mit Kanzler Gerhard Schröder.

Damit unterscheidet sich der Verlauf der spontanen Live-Bewertungen deutlich von Umfragen, bei denen sich eine klare Mehrheit für Schröder als "Gesamtsieger" ausspricht. Am meisten punkten konnte Merkel mit ihrer Ablehnung einer EU-Vollmitgliedschaft für die Türkei - allerdings nur bei den westdeutschen Test-Sehern in Mainz, nicht aber in der gleichzeitig ablaufenden Teil-Studie an der ostdeutschen Uni Jena (Thüringen). Schröder erntete die höchsten Ausschläge auf der Zustimmungsskala, als er die Hurrikan-Katastrophe in New Orleans erwähnte und sich für einen starken Staat aussprach, der sich in Notlagen um seine Bürger kümmert. "Auch bei unseren Probanden hat Schröder leicht gewonnen", sagte Kommunikationswissenschaftler Marcus Maurer. Die gemeinsam mit den Unis in Kaiserslautern und Jena durchgeführte Untersuchung fragt nach der unmittelbaren Zuschauerwirkung jeder einzelnen Äußerung. Mit einem Dreh-Regler konnten die Teilnehmer in Mainz und weitere 50 in Jena ihre Zustimmung für Schröder oder Merkel signalisieren. Ausgewählt wurden jeweils ein Drittel SPD-Anhänger, Unionsanhänger und Unentschlossene zwischen 18 und 85 Jahren, mit breit gestreuten Bildungsabschlüssen.

Die genaue Auswertung mit speziellen Computerprogrammen dauere noch Tage, so Maurer. Nach ersten Erkenntnissen kam Schröder mit seiner Kritik am Linksbündnis gut an so wie mit seinen Aussagen zur Außenpolitik und der Ablehnung des Irak-Kriegs. Als Merkel Schröder die Arbeitslosenzahlen vorhielt, schnellten ihre Zustimmungswerte nach oben, ebenso bei der Vorstellung von Kirchhofs Modell einer Einheitssteuer, verbunden mit der Aussage, dass sich niemand vor dem Steuern Zahlen drücken dürfe. Wer seine Botschaften emotional verpackt und Persönliches preis gibt, gewinnt die Sympathien der Fernsehzuschauer: Merkels Selbstbeschreibung als beruflich erfolgreiche Frau fand ein positives Echo. Weniger deutlich fiel die Zustimmung für Schröders Dank an seine Frau Doris aus, die sich mit Kritik an Merkel in den Wahlkampf eingeschaltet hatte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort