So heiß! So trocken! Wasser, bitte! - Höchstwert: 35,8 Grad in Trier gemessen

Trier · Extreme Hitze und Dürre belasten die Menschen und die Natur der Region. Ärzte raten vor allem älteren Menschen zur Vorsicht. In Trier wurden am Dienstag 35,8 Grad gemessen, teilte der Deutsche Wetterdienst mit.

 Landwirt Hans-Peter Reichert mäht sein Feld auf der Korlinger Höhe – und genehmigt sich eine dringend benötigte Abkühlung. TV-Fotos (4): Friedemann Vetter

Landwirt Hans-Peter Reichert mäht sein Feld auf der Korlinger Höhe – und genehmigt sich eine dringend benötigte Abkühlung. TV-Fotos (4): Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier. Ironie des Nachrichtengeschäfts: Just an dem Tag, als der Trierische Volksfreund zuletzt über die extreme Dürre berichtete, die schon seit Wochen in der Region herrscht, regnete es. Am Ernst der Lage konnten die paar Tropfen jedoch nichts ändern. Der Dürremonitor Deutschland des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zeigt, dass in weiten Teilen der Region Trier im Boden bis in 1,80 Meter Tiefe seit mehr als einem Monat eine "außergewöhnliche Dürre" herrscht, wie es sie statistisch nur alle 30 Jahre gibt (siehe Karte). Denn es gab viel zu wenig Regen: Im Herbst 2016 fielen in Trier nur 65 Prozent des üblichen Niederschlags (128 Liter), im Winter nur 42 Prozent (78 Liter) und auch das Frühjahr 2017 war mit 59 Prozent des langjährigen Durchschnitts (105 Liter) viel zu trocken. Dass sich nun noch extreme Hitze mit Temperaturen über 30 Grad hinzugesellt, verschärft die Lage.

Schon einen Tag vor dem kalendarischen Sommeranfang sind am Dienstag in Süddeutschland Temperaturen von mehr als 35 Grad erreicht worden: Der höchste Wert wurde am Dienstag mit 35,8 Grad in Trier gemessen, wie eine Sprecherin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Abend mitteilte. Abkühlung wird es dabei erstmal nicht geben - für Donnerstag werden im Südwesten örtlich bis zu 37 Grad erwartet.

Die verheerenden Feuer in Portugal schüren auch hier die Angst vor Waldbränden. In der Tat ist die Gefahr groß: Für fast das gesamte Rheinland-Pfalz gilt am heutigen Mittwoch die zweithöchste Warnstufe, für Donnerstag ist rund um Trier und Mainz, im Hunsrück und der Pfalz sogar die höchste Warnstufe (sehr hohe Gefahr) ausgerufen. Weil rund 90 Prozent aller Waldbrände auf unvorsichtigen Umgang mit offenem Feuer zurückgehen, ruft das Trierer Forstamt Waldbesucher zu extremer Vorsicht auf: Rauchen im Wald ist strengstens verboten - ebenso wie Grillen und offene Feuer. Da trockene Grasflächen sich durch heiße Katalysatoren entzünden könnten, solle man nur offizielle Parkplätze benutzen und Wege für Rettungsfahrzeuge freihalten. Jede kleinste Rauchentwicklung soll der Feuerwehr (Notruf 112) gemeldet werden.
Besonders gefährdet sind reine Nadelforste mit trockenem Unterholz und viel besuchte Wälder. Trotz des hitzebedingt höheren Risikos seien großflächige Feuer wie in Südeuropa in der Region nicht zu befürchten, sagt der Trierer Forstdirektor Gundolf Bartmann. Grund dafür sei der immer höhere Laubholzanteil, der einen "natürlichen Waldbrandschutz" biete.

Gesundheitsgefahr: Seit der Ausnahme-Sommer des Jahres 2003 europaweit Zigtausende Opfer forderte, ist stärker ins Bewusstsein gerückt, wie gefährlich Hitzewellen sind, besonders für ältere Menschen, Kranke und Kinder. "Die medizinische Bedeutung dieses Phänomens ist hoch", sagt Dr. Thomas Biundo, Leitender Arzt der geriatrischen Rehabilitationsklinik St. Irminen in Trier. Das höchste Risiko tragen über 75-Jährige, die in "Wärme-Inseln" leben: Studien hätten gezeigt, dass die nächtliche Abkühlung ein wichtiger Erholungsfaktor sei. Dieser ist häufig in Städten weniger ausgeprägt als auf dem Land.
Warum aber sind Ältere so gefährdet? Generell ist der älter werdende Organismus Biundo zufolge nicht mehr so gut in der Lage, Belastungen auszugleichen - denn Nieren, Herz oder Muskeln arbeiten nicht mehr so gut wie früher. Der Flüssigkeitshaushalt könne dadurch bei Hitze überlastet werden. Dass Ältere zudem oft Medikamente nehmen, die den Wasser- und Elektrolythaushalt beeinflussen, verstärke dies. Biundo rät, das mit dem Hausarzt zu besprechen. Auch aus Angst vor Inkontinenz trinke mancher zu wenig. In der Summe ergebe dies eine besondere Gefährdung.

Verhaltenstipps: Besonders wichtig sei es, viel zu trinken, sagt Dr. Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz. Denn der Körper braucht Kühlung. Hierfür muss er schwitzen. "Ein lebensnotwendiger Vorgang. An heißen Sommertagen verdunstet der Körper fast zwei Liter", sagt Matheis. Erwachsene sollten daher bis zu zwei Liter trinken. Am besten Mineralwasser, verdünnte Fruchtsäfte oder auch kalte, ungesüßte Früchte- und Kräutertees. Zuckerhaltige Getränke oder Alkohol sollte man bei Hitze hingegen meiden. Ferner sei darauf zu achten, dass Kinder und Ältere viel trinken, da diese das oft vergessen.
Leichte Kost wie Salate, frisches Obst oder Milchprodukte belasten den Körper weniger als schwer verdauliche, fette Speisen. Um Elektrolytverluste durch das Schwitzen auszugleichen, sollte man sein Essen zudem gut salzen.
Das Robert-Koch-Institut rät Älteren, Anstrengungen zu vermeiden, Wohnung und Körper kühl zu halten, leichte helle Kleidung zu tragen, nachts zu lüften, lauwarm zu duschen oder feucht-kalte Wickel zu nutzen.
Pünktlich zum heutigen Tag des Sonnenschutzes hier noch der Tipp, die pralle Mittagshitze zu meiden. Denn dann sind die gefährlichen UV-Strahlen am intensivsten und verursachen leicht Sonnenbrände. Auch die Gefahr, einen Hitzschlag zu erleiden, ist mittags am größten. Eine Gewerkschaft hat die Bauarbeiter im Kreis Trier-Saarburg gestern eindringlich aufgerufen, Sonnencreme zu benutzen. Ein Appell, den Ärzte an alle Menschen richten. Zudem rät Matheis, sich bei Mittagshitze nicht körperlich zu verausgaben. Das belaste Herz und Kreislauf extrem.

So dramatisch sich die Trockenheit im Wald, auf Wiesen, Weiden und Feldern auch auswirken mag. Um Trinkwasser braucht man sich in der Region Trier bisher keine großen Sorgen zu machen. Das zeigt eine TV-Umfrage unter Wasserversorgern. Weder in Trier, Bitburg, Konz oder Saarburg, noch im Bitburger oder Trierer Land, in Arzfeld, Daun, Gerolstein oder Morbach wird das kostbare Lebensmittel knapp. Die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues hat zur Sicherheit allerdings einige Großverbraucher um Sparsamkeit gebeten. "Grundsätzlich sollte ein bewusster Umgang mit dem Lebensmittel Nr. 1 gepflegt werden", sagt Werkleiter Wolfgang Hauth. In Trier mag sich zwar so mancher, der den Pegelstand der Riveristalsperre sieht, Sorgen machen - ist der doch um acht Meter gefallen. Es läuft derzeit so wenig Wasser nach wie seit 1963 nicht mehr. Nach Auskunft der Stadtwerke stellt das aber kein Problem dar, da das Wasser nun überwiegend aus Tiefbrunnen im Kylltal gefördert wird. Und die sind nach Auskunft von SWT-Sprecher Carsten Grasmück noch nicht von der Dürre beeinflusst. Der Zweckverband Wasserwerk Kylltal hat eine Prognose bis Ende 2017 aufgestellt: Demnach ist die Trockenphase zwar bedenklich, aber noch nicht bedrohlich. Erst, wenn das Winterhalbjahr ähnlich trocken wird, werde man zum Wassersparen aufrufen. Einzige Auswirkung bisher: So manchem Trierer dürfte aufgefallen sein, dass das Wasser nun kalkreicher ist als üblich.
Nur aus einem Dorf der Region sind Probleme bekannt: In Karl, unweit von Kloster Himmerod im Wittlicher Land gelegen, versiegen die Quellen. Leo Merges, der in Karl wohnt und für die Verbandsgemeinde Wittlich-Land arbeitet, fürchtet, dass es nicht mehr lange dauert, ehe ein Tankwagen den rund 200 Einwohnern Trinkwasser liefern muss. Um solche Situationen künftig zu vermeiden, wird das Dorf nun an die Leitungen des Wasser-Zweckverbands angeschlossen.

Luxemburg hat wegen drohender Trinkwasserknappheit bereits Ende Mai eine Vorwarnphase ausgerufen: Alle Kommunen wurden aufgefordert, sparsam zu sein. Sportplätze, Parks oder Friedhöfe sollen nicht bewässert, Flächen nicht mehr abgespritzt und Springbrunnen abgeschaltet werden.

Aussichten: Erst zum Wochenende hin soll es etwas kühler werden, und kommende Woche könnte es sogar ein wenig regnen.Extra: TIPPS FÜR DEN GEPLAGTEN GARTEN


In vielen Gärten ist es bereits zu spät: Das Gras ist nach dem Mähen verbrannt. Wer noch nicht gemäht hat, sollte das auch bleiben lassen. Zudem rät TV-Gartenexpertin Kathrin Hofmeister dringend davon ab, Pflanzen wie Buchsbaum jetzt zu schneiden. "Sie verbrennen an der Schnittstelle regelrecht", sagt sie. Gießen muss man derzeit natürlich reichlich. Aber aufpassen: Nicht über die Blätter, da diese in der Sonne durch den Brennglaseffekt sonst versengen können. Am besten gießt man früh morgens oder spät abends (junge Bäume nicht vergessen!). Wer trotz der Hitze neue Pflanzen setzen möchte, sollte diese zuvor lange wässern.

 Auch Tiere suchen Abkühlung: Lilly Markams Hund Tuly nimmt ein Bad im Trierer Palastgarten.

Auch Tiere suchen Abkühlung: Lilly Markams Hund Tuly nimmt ein Bad im Trierer Palastgarten.

Foto: Friedemann Vetter (Ve._) ("TV-Upload Vetter"
 Bauarbeiter Bernart Knura hat es schwer bei der Hitze auf der Baustelle in Trier-Tarforst.

Bauarbeiter Bernart Knura hat es schwer bei der Hitze auf der Baustelle in Trier-Tarforst.

Foto: Friedemann Vetter (Ve._) ("TV-Upload Vetter"
 Oliver Kolz vom Trierer Grünflächenamt spendiert den Bäumen am Viehmarktplatz 300 Liter Moselwasser.

Oliver Kolz vom Trierer Grünflächenamt spendiert den Bäumen am Viehmarktplatz 300 Liter Moselwasser.

Foto: Friedemann Vetter (Ve._) ("TV-Upload Vetter"
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort