Statt zur Verbrennung auf den Markt

Weil sie mit BSE-Risikomaterial belastetes Tierfett in Umlauf gebracht haben sollen, müssen sich seit Mitte November drei Männer vor dem Trierer Landgericht verantworten. Erkenntnis der ersten sechs Prozesstage: Beim Umgang mit den Schlachtabfällen wurde gehörig geschlampt.

 In der Tierkörperbeseitigungsanstalt Rivenich soll vor sieben Jahren monatelang BSE-Risikomaterial weiterverarbeitet worden sein. Foto: TV-Archiv/Klaus Kimmling

In der Tierkörperbeseitigungsanstalt Rivenich soll vor sieben Jahren monatelang BSE-Risikomaterial weiterverarbeitet worden sein. Foto: TV-Archiv/Klaus Kimmling

Trier. Weil sie möglicherweise mit dem als Auslöser des Rinderwahnsinns geltenden Prion-Protein bestückt sind, müssen bei der Schlachtung bestimmte Teile eines Rindviehs, etwa der Kopf oder das Rückenmark, blau eingefärbt und anschließend verbrannt werden. Das hat der Gesetzgeber vor sieben Jahren beschlossen, damit das sogenannte spezifizierte Risikomaterial (SRM) nicht weiterverarbeitet wird. In der Tierkörperbeseitigungsanstalt (TBA) Rivenich (Kreis Bernkastel-Wittlich) soll aber genau das monatelang der Fall gewesen sein, behauptet zumindest die für Lebensmittelstrafsachen zuständige Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach. Aus BSE-Risikomaterial sollen demnach zigtausende Tonnen Tierfette gewonnen und dann vermarktet worden sein. Drei TBA-Mitarbeiter, darunter der ehemalige Geschäftsführer, müssen sich deshalb wegen Betrugs vor dem Landgericht verantworten.Dass im Umgang mit den möglicherweise kontaminierten Schlacht-Abfällen geschlampt wurde, zeichnet sich bereits nach den ersten sechs Verhandlungstagen ab - und es ist nicht einmal Halbzeit in dem bis in den März terminierten Prozess. In einem regionalen Großschlachthof wurden nach Zeugenaussagen zwei Jahre lang Teile des Risikomaterials überhaupt nicht eingefärbt - angeblich mit Einverständnis der Veterinäre, die für die Einfärbung zuständig seien. Der Grund: "Das Handling war sehr schwierig", sagte gestern der ehemalige Leiter der Schlachthof-Qualitätssicherung. Nach seinen Aussagen war die Blau-Färbung in den Containern für die Schlachtabfälle "nur schwer wieder wegzukriegen." Versuche, das Risikomaterial erst auf den bis zu vier Meter hohen TBA-Lastwagen einzufärben, seien aus Sicherheitsgründen wieder eingestellt worden. Aus diesem Grund sei bei einem Gespräch zwischen Schlachthof-Mitarbeitern und Kreis-Veterinären vereinbart worden, das Risikomaterial nicht mehr einzufärben.Anschließend sei auch die TBA darüber informiert worden, sagte gestern der ebenfalls als Zeuge geladene Schlachthof-Geschäftsführer. Einer der Rivenich-Verantwortlichen habe bereits früher einmal angefragt, ob man die Blaufärbung nicht einschränken könne - die TBA-Anlagen würden sonst unnötig verschmutzt.Wäre das ganze Risikomaterial anschließend mit dem LKW nach Sandersmühle zur Verbrennung gefahren worden, hätte sich wohl niemand ernsthaft über die fehlende Blau-Färbung mokiert. Stattdessen aber, das hatten in früheren Prozesstagen mehrere LKW-Fahrer ausgesagt, fuhren die LKW vom Schlachthof in der Regel nach Rivenich. Dort seien die nicht eingefärbten Schlachtabfälle dann weiterverarbeitet worden.Der Prozess wird am Dienstag, 8. Januar, fortgesetzt.

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