Steil nach oben

BERLIN. (fie) Die Zustimmung ist groß. Die Parteirechte, die jungen reformorientierten "Netzwerker" in der SPD und der linke Flügel sind sich einig: Matthias Platzeck soll es machen.

Es war zwar nie die Art von Matthias Platzeck, sich brutal in irgendwelche Ämter zu drängen. Doch er stand auffallend oft unauffällig parat, wenn Posten frei wurden. Und so verlief denn sein politischer Aufstieg seit der Wende steil nach oben: Als Mitarbeiter am Chemnitzer Institut für Lufthygiene bekam der studierte Naturwissenschaftler und Diplom-Ingenieur erste tiefe Einblicke in die Luftverschmutzung im Süden der DDR. Mit den DDR-Oppositionellen verband den unabhängigen und kritischen Kopf die Sorge um die enormen Umweltschäden. 1990 war der in Potsdam geborene Arztsohn Platzeck für die Bürgerrechtsbewegung Bündnis 90 in die Volkskammer gewählt worden. Nach dem Mauerfall war er Gründer und Sprecher der Grünen Liga. Eine Fusion von Bündnis 90 mit den westdeutschen Grünen lehnte er vehement ab. Im Juni 1995 trat Platzeck, inzwischen parteiloser Umweltminister in Brandenburg, der SPD bei. Bundesweit bekannt wurde er als zupackender Krisenmanager während der großen Oder-Flut im Sommer 1997, sein Spitzname "Deichgraf" geht darauf zurück. Später wurde er Oberbürgermeister von Potsdam und SPD-Landesvorsitzender. Aufgrund seiner Popularität war er 2002 "der geborene Nachfolger" seines politischen Ziehvaters Manfred Stolpe als Ministerpräsident. Der eher leise Weg des geschiedenen Vaters dreier Töchter an die Spitze konfrontierte ihn allerdings immer wieder mit dem Vorwurf, er habe kein ausgeprägtes politisches Profil. Wobei ihm auch seine Kritiker stets attestierten, dass er gradlinig und verlässlich sei und über die Gabe verfüge, auf Menschen zuzugehen, sie einzubinden. Knallharte Machtpolitik ist sein Ding nicht. In Brandenburg machte ihn dieser Stil durchaus beliebt. Trotz scharfen politischen Gegenwindes schaffte er es 2004, die SPD mit 31,9 Prozent erneut zur stärksten politischen Kraft zu machen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort