Stufe für Stufe die Leiter hinauf

ALTENDIEZ. Der Mann, der gegen "MV" antritt: Theo Zwanziger hat sich in der Hierarchie der Fußball-Funktionäre von ganz unten nach oben gedient. Er hat im Fußball weniger die Profis, sondern eher die Basis im Auge - ein Porträt.

"Der Deutsche Fußball-Bund ist doch kein Kaninchenzüchterverein." Mit diesem Satz sorgte Theo Zwanziger in der Vorwoche für Aufsehen. Ein Satz, der so gar nicht typisch ist für den 59-jährigen Juristen aus dem Westerwald. Markige Worte mag er nicht. Als sich aber plötzlich die Chance ergab, ins Scheinwerferlicht zu kommen, nutzte der ehemalige Koblenzer Regierungs-Präsident die Gunst der Stunde. Bis zu jenem Satz hatte er immer hinter "seinem" Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder gestanden. Doch mit der harschen Kritik an dessen Amtsführung und der Forderung der mächtigen Landes- und Regionalverbände nach einem Nachfolger wurde auch Zwanziger mutiger, der sich vorher vom Vereinsboss über den Landesverband bis in das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) emporgearbeitet hatte.Als Finanzboss im WM-Organisations-Team

Beim VfL Altendiez, im 2500-Seelen-Örtchen am Fuße des Westerwalds, kickte er bis 1975 selbst, wechselte dann in den Vorstand. Von 1992 bis 2001 war Zwanziger Chef des Fußball-Verbandes Rheinland (FVR). Seit 1992 ist er Mitglied im DFB-Vorstand, wo er die Aufgabe des Sonderbeauftragten für soziale Integration übernahm. Seit 2001 ist er als Schatzmeister für die DFB-Finanzen verantwortlich. In der Spitze des Organisationskomitees für die WM 2006 ist Zwanziger für Finanzen, Personal und Recht zuständig. Seine berufliche Laufbahn hatte er 1965 als Steuerinspektor begonnen, später war er Dezernent der Kreisverwaltung Montabaur, Verwaltungsrichter und Regierungspräsident. 1991 gründete Zwanziger eine Anwaltskanzlei in Thüringen, später in Altendiez. Zwischenzeitlich hatte er für die CDU im Landtag in Mainz gesessen.Zwanziger geriet als Multi-Funktionär aber auch in die Kritik. Seit Mitte der 90-er Jahre war er Verwaltungsrats-Vorsitzender von Lotto Rheinland-Pfalz. In seine Amtszeit fällt die Aufarbeitung des Lotto-Skandals von 1996, der den damaligen Geschäftsführer Rolf Weiler seinen Job kostete. Zwanzigers Sohn Frank macht derweil bei Lotto Karriere.Abtritt von der Lotto-Bühne

Im Vorjahr trat Theo Zwanziger von seinem Posten zurück - zum Höhepunkt der Affäre um Lotto-Sponsoring-Gelder, in deren Fortgang der Präsident des Landessportbunds, Rüdiger Sterzenbach, seinen Hut nahm. Zwanziger wurde wohl von den DFB-Oberen zurückgepfiffen. Die Schatten des Streits sollten nicht auf ein Mitglied des WM-Organisationskomitees fallen. Zwanziger inthronisierte zudem Michael Türk als hauptamtlichen FVR-Geschäftsführer. Türk war zuvor in seiner Kanzlei beschäftigt. Bei seinem jüngsten Auftritt in der Region Trier vor wenigen Wochen, dem Fußball-Verbandstag in Piesport, hatte Zwanziger versichert, dass er als Schatzmeister des DFB "immer auf der Seite der Vereine" stehe - was nicht nur eine Worthülse ist: Die Einnahmen, die der DFB vorrangig aus Fernseh-Rechten und Länderspielen erzielt, gehen zu großen Teilen zurück an die Basis. Zudem setzte sich Zwanziger gemeinsam mit Ex-DFB-Präsident Egidius Braun, dessen Stiftung er leitete, für sozial Schwächere ein - ein Charakterzug, der ihm bei einer Kampfabstimmung ebenfalls zugute kommen könnte.

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