Suche in sieben Metern Tiefe

Erneut endete eine Suchaktion nach der seit sechs Monaten vermissten Tanja Gräff erfolglos. Taucher suchten gestern in einem See bei Hockweiler in der Nähe von Korlingen, dem Heimatort der Studentin. Auch das Gelände rund um den ehemaligen Steinbruch wurde durchkämmt.

Hockweiler. Marco Müller streift sich die schweren Sauerstoff-Flaschen über den Rücken, steigt dann ins vier Grad kalte Wasser des glasklaren Silbersees. Mit Daumen und Zeigefinger formt er ein O - alles O.k. - und taucht unter, gesichert an einer 50 Meter langen Leine, die ein Helfer am Ufer hält. Müller kennt das Gewässer gut, oft schon hat der Berufswehrmann, der seit vier Jahren in der Tauchergruppe ist, hier geübt.Kein Routine-Einsatz

Trotzdem ist der Einsatz von ihm und seinen acht Kollegen an diesem kalten, regnerischen Morgen in dem im ehemaligen Steinbruch am Rande des kleinen Dorfes Hockweiler (Trier-Saarburg) gelegenen See kein Routine-Einsatz. Sie suchen nach Tanja Gräff. Auf den Tag genau vor sechs Monaten ist die 21-jährige Studentin aus Korlingen, einem Nachbarort von Hockweiler, verschwunden - spurlos. Die Fahnder stehen vor einem Rätsel, klammern sich an jeden Strohhalm. Wie an diesen. Ein Rentner aus Hockweiler hat sich vor ein paar Tagen bei der Polizei gemeldet. Einen Monat nach dem Verschwinden von Tanja habe er einen dunklen Peugeot mit Luxemburger Kennzeichen gesehen, der von der Ortsmitte aus in Richtung Silbersee gerast sei und kurz danach wieder zurück. Das sei ihm jetzt wieder eingefallen, nachdem er von der Suchaktion im Sauertal-Stausee in Luxemburg gelesen habe. Tanja soll in einem solchen Auto zuletzt gesehen worden sein. Anwohner von Hockweiler wissen nicht, wer der unbekannte Zeuge ist. Von ihnen kann sich keiner vorstellen, dass Tanja tatsächlich hierhin verschleppt worden sein soll. Auch nicht der Pächter des 5000 Quadratmeter großen Teiches, Karl Weber. Er ist Nachbar von Tanjas Eltern. Nur ein vager Hinweis

Hans-Jürgen Ellert, Leiter der Suche, hält den Zeugen für glaubwürdig, fügt aber gleich hinzu, dass es sich um einen "mehr als vagen Hinweis handelt". Dementsprechend gering ist auch der Aufwand der Aktion an diesem Morgen. Drei Polizisten streifen mit ihren Hunden durch das zwei Kilometer breite Gelände oberhalb des Sees, stochern in den Brombeerhecken, suchen im Unterholz. Die Trierer Berufsfeuerwehr ist mit neun Tauchern vor Ort. Marco Müller ist der erste von ihnen, der kurz vor zehn Uhr ins Wasser steigt. Er taucht bis auf den Grund des sieben Meter tiefen Sees, sucht unterhalb der 70 Meter hohen Basalt-Felsen. Nach mehr als 40 Minuten kommt Müller aus dem Wasser. "Nichts Außergewöhnliches, keine Auffälligkeiten", meldet er seinem Chef Herbert Albers-Hain. Die nächsten beiden Taucher gehen ins Wasser. Nach zwei Stunden ist der komplette See abgesucht. Die Hundeführer treffen vor dem alten Wohnwagen, der Unterstand für die Angler ist, ein: "Nichts." Keine Spur von Tanja. Auch die Taucher haben nichts auf dem Grund des Sees gefunden. "Das war wohl vorerst die letzte Suchaktion", verkündet Einsatzleiter Ellert enttäuscht.

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