Teddybär ist tot

PHOENIX. Er galt als gutmütig und bärenstark. Mike Williams, Soldat, ist eines der US-Opfer im Irak-Krieg. Für seine Familie ist er ein Held.

Ein Wagen, zugelassen auf die US-Regierung, fährt langsam vor, die Insassen suchen offenbar nach der Hausnummer. Zwei Soldaten in akkurat sitzender Uniform steigen aus, ebenso der örtliche Pfarrer. Bedächtige Schritte auf dem Kies. Langsam schreiten die drei zur Haustür. Sie klopfen oder klingeln. Wenn Frauen wie Sandy Watson dann die Tür öffnen und in die ernsten Gesichter blicken, wissen sie bereits: Die Nachricht, die in diesen Tagen - überbracht im stets gleichen Ritual - immer öfter kommt, kann nicht gut sein. In den Fenstern der Nachbarhäuser werden vorsichtig Gardinen beiseite geschoben. Dann spricht einer der Soldaten. "Es tut mir sehr leid…" Dass ihr Sohn Mike Williams, 31 Jahre alt und Korporal bei einer US-Marineeinheit, im erbitterten Kampf um die südirakische Stadt Nasiriyah gefallen ist, erfährt Sandy Watson in der US-Stadt Phoenix am Samstagmorgen. Eine irakische Granate habe ihn direkt getroffen, er habe nicht gelitten, versuchen die Boten des Todes die Frau zu trösten. Mike Williams galt bei seinen Verwandten und auch seiner Einheit, die ihm diesen Spitznamen gab, als "großer Teddybär": Ein Zwei-Meter-Mann, dessen 130 Kilo durchtrainierte Muskeln auch noch in der Lage waren, neben dem Marschgepäck einen schweren Mörser auf dem Rücken zu tragen. Eine mächtige Person, Optimismus und Unbesiegbarkeit ausstrahlend. Sein Tod könnte für jene, die ihn kannten, symbolhaft wirken - sinnbildlich für die unerwarteten Probleme der Invasionstruppen.Nach dem Terror-Anschlag zu den "Marines"

Wie viele andere Amerikaner auch gab der ledige Fliesenleger nach den Anschlägen auf das World Trade Center vor zwei Jahren seinen Beruf auf, meldete sich bei den legendären "Marines". Auch er wollte durch seinen Militärdienst "einen Unterschied machen", wie seine Mutter berichtet. Und für seine Familie ist er nun das, was tote Soldaten für die Hinterbliebenen offenbar immer sind: "A hero" - ein Held. Die letzten Briefe, die Mike Williams im Zeltlager vor dem Einsatz nach Hause und an seine Verlobte schrieb, werden die Angehörigen nun vermutlich erst nach seiner Beisetzung erreichen. Sie sind das, was der Familie und Freunden bleibt - neben Erinnerungen und den zahlreichen Fotos auf dem Kaminsims, die fast alle einen fröhlichen jungen Mann mit seinem Sturmgewehr zeigen.

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