Tief in der Krise

Das Kinderhilfswerk Unicef musste zuletzt zahlreiche Tiefschläge einstecken. Nach den negativen Schlagzeilen über problematische Beraterhonorare, fragwürdige Provisionen und einen selbstherrlichen Geschäftsführer liefen der Organisation die Spender in Scharen davon.

Und als dann auch noch Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel um Haaresbreite oberster Kinderhelfer geworden wäre, schien das Desaster kaum noch steigerungsfähig zu sein. Ein Irrtum. Die Aberkennung des Spendensiegels durch das Zentralinstitut für soziale Fragen ist schlicht eine Katastrophe für den deutschen Unicef-Ableger. Gilt die Mildtätigkeits-Prüfstelle doch gewissermaßen als Lotse im Wirrwarr hunderter Hilfsorganisationen, die allesamt um die Spendenbereitschaft der Bundesbürger buhlen. Mit dem Entzug des Qualitätsnachweises dürfte ihr Vertrauen zu Unicef Deutschland auf den Nullpunkt sinken. Für die Entscheidung des DZI gibt es zweifellos gewichtige Gründe. Wer sich wochenlang in Verharmlosungen und Beschönigungen gefällt, aber wahrheitswidrige Angaben in den Bilanzen macht, braucht sich über die Quittung nicht zu wundern. Allerdings stellt sich auch die Frage, nach welchen Kriterien das Spendensiegel eigentlich vergeben wird. Nüchtern betrachtet herrscht hier genauso wenig Transparenz wie bei dem bisherigen Geschäftsgebaren von Unicef. Dass die großen Hilfsorganisationen zwischen zehn und 20 Prozent ihrer Einnahmen für den eigenen Betrieb ausgeben, gilt als akzeptabel. Wenn es aber in Einzelfällen deutlich über 30 Prozent sind und das DZI trotzdem seinen Qualitätsstempel aufdrückt, dann steht auch die Kontrollinstanz im Zwielicht. Für Unicef ist der Schaden, wenn überhaupt, nur in längeren Zeiträumen zu reparieren. Das wichtigste Werkzeug heißt Transparenz. Dabei geht es geht um eine lückenlose Offenlegung der Verwendung aller eingeworbenen Spenden, einschließlich der Ausgaben für eigene Zwecke. Nur wenn die Bürger wieder das Gefühl bekommen, dass ihr Geld die wirklich Bedürftigen erreicht, hätte Unicef das Schlimmste überstanden. Am 10. April steht die Neuwahl der Unicef-Spitze an. Vielleicht die letzte Chance für einen Neuanfang. nachrichten.red@volksfreund.deMeinung Tief in der Krise Das Kinderhilfswerk Unicef musste zuletzt zahlreiche Tiefschläge einstecken. Nach den negativen Schlagzeilen über problematische Beraterhonorare, fragwürdige Provisionen und einen selbstherrlichen Geschäftsführer liefen der Organisation die Spender in Scharen davon. Und als dann auch noch Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel um Haaresbreite oberster Kinderhelfer geworden wäre, schien das Desaster kaum noch steigerungsfähig zu sein. Ein Irrtum. Die Aberkennung des Spendensiegels durch das Zentralinstitut für soziale Fragen ist schlicht eine Katastrophe für den deutschen Unicef-Ableger. Gilt die Mildtätigkeits-Prüfstelle doch gewissermaßen als Lotse im Wirrwarr hunderter Hilfsorganisationen, die allesamt um die Spendenbereitschaft der Bundesbürger buhlen. Mit dem Entzug des Qualitätsnachweises dürfte ihr Vertrauen zu Unicef Deutschland auf den Nullpunkt sinken. Für die Entscheidung des DZI gibt es zweifellos gewichtige Gründe. Wer sich wochenlang in Verharmlosungen und Beschönigungen gefällt, aber wahrheitswidrige Angaben in den Bilanzen macht, braucht sich über die Quittung nicht zu wundern. Allerdings stellt sich auch die Frage, nach welchen Kriterien das Spendensiegel eigentlich vergeben wird. Nüchtern betrachtet herrscht hier genauso wenig Transparenz wie bei dem bisherigen Geschäftsgebaren von Unicef. Dass die großen Hilfsorganisationen zwischen zehn und 20 Prozent ihrer Einnahmen für den eigenen Betrieb ausgeben, gilt als akzeptabel. Wenn es aber in Einzelfällen deutlich über 30 Prozent sind und das DZI trotzdem seinen Qualitätsstempel aufdrückt, dann steht auch die Kontrollinstanz im Zwielicht. Für Unicef ist der Schaden, wenn überhaupt, nur in längeren Zeiträumen zu reparieren. Das wichtigste Werkzeug heißt Transparenz. Dabei geht es geht um eine lückenlose Offenlegung der Verwendung aller eingeworbenen Spenden, einschließlich der Ausgaben für eigene Zwecke. Nur wenn die Bürger wieder das Gefühl bekommen, dass ihr Geld die wirklich Bedürftigen erreicht, hätte Unicef das Schlimmste überstanden. Am 10. April steht die Neuwahl der Unicef-Spitze an. Vielleicht die letzte Chance für einen Neuanfang. nachrichten.red@volksfreund.de

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