Trierer Blütenträume: Vom Boom in China profitieren

TRIER. Trotz der großen Entfernung: Eine mögliche Kooperation der Region und der Stadt Trier mit einer chinesischen Metropole könnte an eine Reihe bereits vorhandener Kontakte anknüpfen.

Uni-Präsident Peter Schwenkmezger gehört zu den eher nüchternen Analytikern. Aber wenn er von der Universität in Xiamen spricht, gerät er ins Schwärmen. "Das kann man sich hierzulande nicht vorstellen, wie viel in China für Bildung und Hochschulen ausgegeben wird", sagt der Psychologie-Professor. Aber es geht nicht nur um Geld. Als die potenzielle Partner-Uni kürzlich einen runden Geburtstag feierte, notierte der Gast aus Trier beim Festakt acht (!) Nobelpreisträger. Mittelständler knüpfen erste Kontakte

Schwenkmezger gehört zum Beirat des China-Kooperationsforums Trier, einem Verein, der die politischen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen der Region Trier und China vorantreiben will. Zweimal war man mit Delegationen vor Ort, viele Mittelständler aus der Region nutzten die Gelegenheit, erste Kontakte zu knüpfen. Aber so richtig zünden will das Geschäft noch nicht, vor allem, weil in China die Wirtschaft nach wie vor von der Politik gelenkt wird. Aber da ist viel in Bewegung, nicht zuletzt durch eine Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und der Provinz Fujian, zu der auch Xiamen gehört. Neustadt/Weinstraße hat bereits eine funktionierende Städtepartnerschaft eingerichtet, überall in Deutschland gebe es inzwischen "einen Austausch von Schulklassen, Orchestern, Sportgruppen", hat Staatssekretär Siegfried Englert vom Mainzer Wirtschaftsministerium beobachtet. Das Ziel ist klar: Vom Boom in China solle "unser Export-Land Rheinland-Pfalz profitieren", sagt der Politiker. Dabei wäre Trier eigentlich prädestiniert. "Wir stehen sowieso auf der chinesischen Europa-Landkarte", hat Uni-Chef Schwenkmezger erfahren. Karl Marx sei Dank. Eine starke Sinologie-Abteilung an der Uni, Chinesisch-Kurse an Gymnasien - sogar die Kaufleute mühen sich ernsthaft darum, die komplizierte Sprache des begehrten touristischen Publikums zu lernen. Und trotzdem reifen längst nicht alle Blütenträume. Die Anbahnung von Geschäften ist nicht leicht. Das mussten auch Unternehmer erfahren, die mit Unterstützung des Kooperationsforums und der Initiative Region Trier im Herbst 2004 nach Xiamen reisten. Vor allem die Schaffung von Rechtssicherheit ist ein noch ungelöstes Problem. Trotzdem tun sich weiterhin so unterschiedliche Firmen wie der Dauner Baustoffhandel G&N und die Trierer Werbe-Agentur Dietz&Partner auf dem chinesischen Markt um. Sie sind auf der Suche nach kostengünstigen Lieferanten. "Wir überlegen, dort Werbematerial herstellen zu lassen", sagt Dietz-Geschäftsführer Bernd Neisen. Allerdings lege man Wert auf offizielle Zertifikate, die beispielsweise Kinderarbeit ausschließen. Vielleicht kann auch dabei das Kooperationsforum helfen. "Wir gewährleisten durch unsere Kontakte seriöse Ansprechpartner vor Ort", versichert Vorstandsmitglied Stefan Schatz. Die Kenner der deutsch-chinesischen Szenerie versprechen sich eine erhebliche Vereinfachung der Kontakte durch eine offizielle kommunale Partnerschaft. Mit Xiamen stünde ein Partner bereit, den Experten wie der Trierer Sinologe Professor Karl-Heinz Pohl als "äußerst attraktiv" einstufen. Die Millionenstadt verfüge über "die höchste Lebensqualität in China" und biete als Handelsstadt "vielfältige Möglichkeiten". Martin Fontanari, langjähriger ETI-Geschäftsführer und Vorständler im China-Kooperationsforum, verweist auch auf den Cargo-Flughafen in Xiamen, der sich "ideal mit Luxemburg verbinden ließe".Langer Weg zu einer Partnerschaft

Aber der Weg zu einer Partnerschaft ist lang. Triers Oberbürgermeister Helmut Schröer und seine Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch gelten zwar als Befürworter, aber nachdem es im Stadtrat jüngst zu Kontroversen wegen der Partnerschaft zum japanischen Nagaoka gekommen war, fehlt in Trier derzeit etwas der Schwung. Vielleicht ändert sich das ja, wenn dieser Tage eine Delegation des Landes Rheinland-Pfalz zurückkehrt, die unter anderem in Xiamen zu Gast war. Mitglied der Gruppe war auch der Chef der Trierer Stadtwerke, Olaf Hornfeck. Allein zur Besichtigung von Bussen wird er wohl nicht mitgefahren sein.

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