Trump-Affäre: Der Sohn unter Feuer, der Papa feuert

Washington · US-Präsident wehrt sich mit Sonderberater und Tweets

Washington (dpa) Anwalt Ty Cobb, ein Washingtoner Veteran, soll nun die Antworten des Weißen Hauses in der sich ausweitenden Untersuchung von Wahlkampfkontakten des Trump-Lagers koordinieren. Präsident Donald Trump verteidigte am Sonntag seinen Sohn Donald Trump junior erneut in der Russland-Affäre und setzte seine massive Kritik an den "Lügenmedien" fort, denen er diesmal "Verzerrung der Demokratie" vorwarf. Jay Sekulov, ein Mitglied des Anwäteteams von Trump, machte zugleich in Fernsehtalkshows die Runde und betonte, dass das Treffen von Trump Jr. im Juni 2016 mit der russischen Anwältin Natalja Veselnitskaja keinesfalls illegal gewesen sei. Der Präsidenten-Sohn ist dem Verdacht ausgesetzt, auf der Suche nach belastenden Informationen gegen die Demokratin Hillary Clinton im Wahlkampf Kontakte genutzt zu haben.
Gleichwohl tauchten am Wochenende neue Fragen auf, die Zweifel daran wecken, ob der Präsidentensohn tatsächlich vollständig und wahrheitsgemäß Auskunft über die umstrittene Begegnung gegeben hat. So stellte sich heraus, dass dabei auch der russisch-amerikanische Lobbyist Rinat Achmetschin und ein Dolmetscher anwesend waren. Der Sender NBC berichtete, bei Achmetschin handele es sich um einen früheren sowjetischen Geheimdienstmitarbeiter.
Trump Jr. hatte nach dem Bekanntwerden des Treffens durch einen Zeitungsbericht lediglich von vier Teilnehmern berichtet - neben ihm und der Anwältin der damalige Wahlkampfmanager Paul Manafort und Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner. Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf informierte Kreise sogar noch von zwei weiteren Anwesenden, ohne jedoch Namen zu nennen. Die Washington Post enthüllte, dass das Wahlkampfkomitee von Präsident Trump der Kanzlei eines Anwalts, der Donald Jr. vertritt, schon am 27. Juni 50 000 Dollar zahlte. Das war mehrere Tage bevor ein Bericht der New York Times den Präsidentensohn zwang, das Treffen öffentlich zu bestätigen und bekannt wurde, dass er einen Anwalt in der Russland-Affäre angeheuert hat.
Trumps Zorn darüber, dass er diese Sache einfach nicht abschütteln kann, zeigte sich in einer neuen Serie von Tweets. "Hillary Clinton kann illegal die Fragen für die Debatte bekommen und 33 000 E-Mails löschen, aber mein Sohn Don wird von den Fake News Media (Lügenmedien) verachtet?", schrieb der Republikaner am Sonntag.
Trump bezog sich dabei darauf, dass die damalige Interimsvorsitzende der Demokraten, Donna Brazile, Clinton vor einer Fernsehdebatte im Vorwahlkampf vorab über zwei Fragen informiert hatte. Außerdem spielt Trump auf die E-Mail-Affäre um Clinton an: Die Demokratin hatte in ihrer Zeit als Außenministerin dienstliche Kommunikationen über einen privaten Server laufen lassen und dann Zehntausende Mails gelöscht.
Trump twitterte weiter: "Mit all ihren erfundenen ungenannten Quellen & höchst einseitiger und sogar betrügerischer Berichterstattung VERZERRT #Fake Media DEMOKRATIE in unserem Land!"
Hintergrund der ganzen Affäre sind geheimdienstliche Erkenntnisse, nach denen Russland unter anderem durch Hacking versucht hat, die Wahl zugunsten von Trump zu beeinflussen. In diesem Zusammenhang untersuchen die Bundespolizei FBI und mehrere Kongressausschüsse, ob es dabei eine Zusammenarbeit mit Mitgliedern von Trumps Wahlkampf-Team gegeben hat.

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