Tüv-Prüfer schlagen Alarm

Berlin. Um den technischen Zustand der Autos auf Deutschlands Straßen ist es erschreckend schlecht bestellt. Auch im vergangenen Jahr stieg die Mängel-Quote erneut an. 18,9 Prozent aller Fahrzeuge, die vom Tüv in einer Hauptuntersuchung geprüft wurden, wiesen ,,erhebliche Mängel" auf – ein neuer Negativrekord.

Hochgerechnet auf den gesamten Bestand von etwa 45 Millionen PKW in Deutschland sind somit fast neun Millionen Autos technisch schlecht in Schuss. Rechnet man die ,,geringen Mängel" hinzu, sind über die Hälfte aller Fahrzeuge, die hier zu Lande zugelassen sind, nicht frei von defekten Komponenten. Das ist das alarmierende Fazit des Tüv-Auto-Reports 2006, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde und der auch als ,,Orientierungshilfe für Gebrauchtwagenkäufer" dienen soll. Der Verband der Technischen Überwachungsvereine (VdTüv) wertete für den neuen Report die Ergebnisse von rund 7,6 Millionen Hauptuntersuchungen des vergangenen Jahres aus. Hauptmängel waren demnach schwerwiegende Defekte bei Beleuchtung, Bremsen, Fahrwerk, Auspuffanlagen oder starker Ölverlust. Klaus Brüggemann, Geschäftsführer des Tüv-Verbands: ,,Das sind keine Peanuts, sondern handfeste Gefahren, die oft im Verborgenen lauern. Schon zum zehnten Mal in Folge hat es bei der Mängel-Quote eine Steigerung gegeben. Das ist eine sehr Besorgnis erregende Entwicklung." Im Zuge der hohen Arbeitslosigkeit und der unsicheren Wirtschaftslage werde leider immer weniger in Wartung und Pflege von Fahrzeugen investiert. ,,Gerade in Zeiten steigender Benzinpreise und höherer Lebenshaltungskosten liegt die Versuchung nahe, am falschen Ende zu sparen", so der Tüv-Experte. Das aber könne fatale Auswirkungen auf die Sicherheit im Straßenverkehr haben. Je älter die Autos, umso schlechter sei es um sie bestellt. Appell: Nicht bei der Sicherheit sparen!

Brüggemann: ,,Das ist deshalb besonders dramatisch, weil gerade ältere PKW wegen ihres verhältnismäßig günstigen Preises von jungen Fahranfängern erworben werden, die besonders oft in Verkehrsunfälle verwickelt sind." Der Tüv appellierte an alle Autobesitzer, auf keinen Fall bei der Autosicherheit zu sparen. Laut Tüv-Report liegt der Subaru Forester in der Klasse der zwei- bis dreijährigen Autos, also der ,,Königsklasse", mit nur drei Prozent Beanstandungen als Mängelzwerg auf Platz eins, gefolgt vom Mazda Demio und Toyota Yaris. Schlechtester in dieser Altersklasse ist der Renault Laguna mit einer Mängel-Quote von 14,8 Prozent. In der Gruppe der vier- und fünfjährigen Autos liegt der Mercedes SL mit 4,1 Prozent vor dem Porsche Boxster, gefolgt vom Mazda MX-5. Schlechtester ist hier der Chrysler Voyager, mit 27,3 Prozent ein Mängelriese. Bei den sechs- bis siebenjährigen führen Porsche Boxster und Porsche 911 mit jeweils 5,8 Prozent die Mängelzwergliste an, vor dem Toyota Corolla. Schlusslicht hier der Twingo von Renault mit 34,3 Prozent. Bei den acht- bis neunjährigen Wagen liegt erneut Porsche vorn. Der 911 schaffte eine Mängel-Quote von 6,5 Prozent, dicht gefolgt vom Mercedes SL und Toyota RAV 4. Mängelriese in dieser Altersklasse ist erneut der Renault Twingo mit 37,1 Prozent. Bei den alten Fahrzeugen mit zehn und elf Jahren finden sich auf dem Siegertreppchen Porsche 911 vor Mercedes SL. Trauriges Schlusslicht der Seat Toledo mit 41,2 Prozent. Autoelektronik soll in den Test

Keinen Anlass zur Freude bietet auch der Blick auf die Mängel-Entwicklung von 1997 bis 2005. Bei den bis zu dreijährigen Autos verschlechterte sich die Mängel-Quote in diesem Zeitraum von 3,2 auf 6,6 Prozent. Bei den bis zu fünf Jahre alten PKW stieg sie von 5,9 auf 11,2 Prozent, bei den bis zu siebenjährigen Fahrzeugen von 8,7 auf 17,2 Prozent. Und bei den bis zu neunjährigen Autos kletterte die Quote gar von 8,7 auf 22,7 Prozent. Tüv-Experte Brüggemann begrüßte gestern, dass ab April die Autoelektronik in die turnusmäßige HU-Prüfung einbezogen werden soll. Dabei sollen ABS-Brems- und ESP-Antischleuder-Systeme sowie elektronisch unterstützte Lenkungen kontrolliert werden. Mehrkosten für die Tüv-Plakette entstehen dadurch nicht.

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