Typische Reaktion

Es ist wie nach allen Katastrophen: Sind sie geschehen, wird nach Gesetzen und neuen Vorschriften gerufen. Sechs Menschen mussten in Jülich qualvoll sterben, um erneut die Diskussion über eine Rauchmelder-Pflicht in Deutschland anzustoßen.

Es ist Spekulation, ob die fünfköpfige Familie und die 82-jährige Hausbewohnerin hätten gerettet werden können, wenn es einen Brandmelder in dem Haus gegeben hätte. Allerdings stimmt es schon nachdenklich, dass nach jedem Großbrand mit Toten, Brandschützer vom Gesetzgeber fordern, Rauchmelder in Wohnungen zur Pflicht werden zu machen. Reagiert wird auf diese seit langem bekannte Forderung nicht. Nur einzelne Länder, wie etwa Rheinland-Pfalz, das ab nächstem Jahr Brandmelder für jeden Neubau vorschreibt, ergreifen die Initiative. In Berlin scheint man taub zu sein. Das ist typisch. Erst muss in Erfurt ein Schüler Amok laufen, bevor das Waffengesetz geändert wird. Erst müssen Kampfhunde Menschen attackieren, bevor eine Verordnung erlassen wird. Es wird erst reagiert, wenn es zu spät ist. Dann verfällt man in Hektik, schustert ein Gesetz zusammen, verschärft die Vorschriften. Warum tut man sich so schwer damit, einfach mal über die Grenzen zu schauen und aus Erfahrungen anderer Länder zu lernen? Vielleicht müsste man dann nicht erst bis zur Katastrophe warten. b.wientjes@volksfreund.de

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