US-Militärs auf gepackten Koffern

TRIER. Ami goes east: Das amerikanische Militär macht seine Ankündigung wahr, Einheiten von West- nach Osteuropa zu verlegen. Davon betroffen sind Teile der Luftwaffenstützpunkte Ramstein und Mildenhall in England. Die Airbase Spangdahlem bleibt offenbar verschont.

Paradiesische Übungsmöglichkeiten rund um die Uhr und wenige bis gar keine Restriktionen - mit solch verlockenden Versprechungen buhlen osteuropäische Länder wie Polen, Ungarn, Rumänien oder Bulgarien schon seit längerem unverhohlen um die Gunst der amerikanischen Militärs. Jetzt sieht es so aus, als hätte das kontinuierliche Werben Erfolg. General Gregory Martin, im pfälzischen Ramstein stationierter Kommandeur der US-Luftwaffe in Europa, kündigte diese Woche gegenüber der Militärzeitung "Stars and Stripes" an, "in naher Zukunft" drei Einheiten nach Osteuropa zu verlegen: das so genannte Delta Squadron, zwölf in Ramstein stationierte C-130 Frachtflugzeuge, sowie zwei Einheiten U-2 (Aufklärer) und RC-135-Tankflugzeuge, die derzeit noch im englischen Mildenhall beheimatet sind. "Wir wollen die Verlegung und suchen nur noch nach geeigneten Stützpunkten", zitiert "Stars and Stripes" den Airforce-General. Über einen Mangel an Angeboten muss sich Martin keine Gedanken machen. Als ein heißer Anwärter gilt der Flugplatz Sarafovo an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Den nutzten die Amerikaner bereits für Zwischenstopps zum Auftanken während des Irak-Kriegs. Ein Ausbau - kein Problem. Laut General Martin haben die bulgarischen Behörden bereits signalisiert, große Flächen um das Flugplatzgelände herum "zur militärischen Entwicklung" freizugeben.Spangdahlem steht offenbar nicht zur Disposition

Ähnlich attraktive Bedingungen finden die GIs nach Meinung des Oberkommandierenden auch im rumänischen Mihail Kogalniceanu vor. Der Militärflugplatz liegt ebenfalls nahe der Schwarzmeerküste und wurde von den Amerikanern bereits während des Irak-Krieges genutzt. Aber auch in Polen, Ungarn oder der Slowakei hat Gregory Martin Stützpunkte ausgemacht, die dauerhaft oder nur vorübergehend als Trainingsgelände für die Air Force in Frage kommen. Als Kandidaten für solche Trainingsaufenthalte in Osteuropa hat der General laut "Stars and Stripes" auch die beiden in Spangdahlem stationierten F 16-Staffeln auf der Liste. "Das ist nichts Besonderes", wehrt US-Hauptquartier-Sprecher Wolfgang Hofmann Vermutungen ab, dabei handele es sich womöglich um den "Anfang vom Ende" der Eifel-Airbase. MehrwöchigeTrainingsaufenthalte der Piloten in anderen Ländern seien schon jetzt "absolut nichts Ungewöhnliches", sagt Hofmann. "Das läuft eine Zeit lang, und dann läuft es wieder aus." Spangdahlem stehe dadurch nicht zur Disposition. Nach Meinung von Hofmann wird von der Verlegung in Richtung Osteuropa ohnehin stärker die amerikanische Armee als die Luftwaffe betroffen sein. "Ein Panzer in Münster ist überflüssig", sagt der Sprecher des Airforce-Hauptquartiers, "der steht besser am Schwarzen Meer. Aber bei einem Flugzeug ist es egal, wo man es stationiert." Keinesfalls gleichgültig ist laut Hofmann dagegen gerade den Angehörigen der amerikanischen Luftwaffe, "wie sie untergebracht sind". Wenn auf einem Stützpunkt außerhalb der Vereinigten Staaten ein gewisser Standard nicht geboten werde, finde man keine Freiwilligen. Um diesen Komfort zu erreichen, müsse auf einer neuen Airbase aber zunächst einmal viel Geld investiert werden. Millionenschwere Investitionen in den letzten Jahren könnten womöglich auch Grafenwöhr das Überleben als US-Stationierungsort sichern. In der oberpfälzischen Kleinstadt betreibt die US-Armee den größten und modernsten Truppenübungsplatz in Europa. Weil die Trainingsmöglichkeiten der Militärs dort zwar top, aber durch diverse Auflagen deutscher Behörden eingeschränkt sind, wurde "Stars and Stripes" zufolge bereits über eine Verlegung nach Bulgarien oder Rumänien nachgedacht. Nur die "wahnsinnig hohen Kosten" schreckten die Amerikaner bislang davon ab, die Umzugswagen zu bestellen.

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