Kein Hinweis auf Beteiligung von Festgenommenen an BVB-Anschlag

Karlsruhe/Dortmund · Die Bundesanwaltschaft hat bislang keine Hinweise darauf, dass ein nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund festgenommener Iraker an dem Angriff beteiligt gewesen ist. Die Behörde beantragte allerdings am Donnerstag Haftbefehl wegen mutmaßlicher IS-Mitgliedschaft des 26-Jährigen.

(dpa) - Der Mann soll im Irak eine Einheit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeführt haben. Laut Bundesanwaltschaft soll der 26-jährige Beschuldigte sich spätestens Ende 2014 im Irak dem IS angeschlossen haben. Den Erkenntnissen zufolge führte er dort das Kommando über eine Einheit von etwa zehn Personen. Aufgabe seiner Einheit war es demnach, Entführungen, Verschleppungen, Erpressungen und auch Tötungen vorzubereiten.

Der Beschuldigte wird am Donnerstagmorgen dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt, der über den Erlass eines Haftbefehls und die Anordnung von Untersuchungshaft entscheiden wird.

Bei dem Anschlag auf den BVB waren am Dienstagabend drei Sprengsätze mit Metallstiften nahe dem Mannschaftsbus von Borussia Dortmund detoniert. Der spanische BVB-Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist wurden verletzt.

Ermittler suchen auch an diesem Donnerstag weiter nach Erklärungen und Hintergründe für den Anschlag auf die Mannschaft von Bundesligist Borussia Dortmund. Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe vermutet einen terroristischen Hintergrund. Es gibt zwei Verdächtige, eine Person ist in Haft.

Doch die Polizei sucht weiter auch in anderen Richtungen: Täter könnten nicht nur einen islamistischen Hintergrund haben. Die Behörden schließen nicht aus, dass gewaltbereite Fußballfans, Rechtsextreme oder Erpresser verantwortlich seien könnten.

Das BVB-Team war am Dienstag auf den Weg zum Champions-League-Heimspiel gegen den AS Monaco, dass dann am Mittwochabend nachgeholt wurde. Die von der Tat geschockten Dortmunder mussten sich 2:3 geschlagen gegeben. Rund ums Spiel blieb es friedlich. Die Fans verhielten sich nach Angaben der Dortmunder Polizei vorbildlich. Die BVB-Spieler wurden trotz der Niederlage wie Sieger gefeiert. Auch beim Viertelfinale der Champions League in München, wo die Bayern 1:2 gegen Real Madrid verloren, gab es keine Zwischenfälle.

Die Ermittler werden weiter versuchen, Schlüsse aus drei gleichlautende Bekennerschreiben mit islamistischem Inhalt zu ziehen, die die Polizei am Tatort gefunden hatte. Sicherheitskreise sprechen von einem für Islamisten eher untypischen Vorgehen. So gebe es auf dem Schreiben keinerlei IS-Symbole wie etwa die typische Fahne.

Neue Erkenntnisse könnten auch die Durchsuchungen der Wohnungen der beiden verdächtigen Islamisten bringen, von denen die Sprecherin des Generalbundesanwalts, Frauke Köhler, am Mittwoch berichtet hatte. Bei einem der Verdächtigen handelt sich um einen in Wuppertal lebenden, 25-jährigen Iraker. Ihm wird eine Nähe zur terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat“ vorgeworfen. Der zweite Verdächtige ist ein 28-jähriger Deutscher aus Fröndenberg im Kreis Unna.

Von der Bundesanwaltschaft gab es bisher keine Informationen, ob die beiden Männer schon straffällig waren und in welcher Beziehung sie zueinander standen. Keine Details gab es auch zu Zündmechanismus und die Art des Sprengstoffes.

Als Kosequenz aus dem Anschlag forderte der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Ansgar Heveling (CDU), ein neues Sicherheitskonzept für große Fußballspiele. „Angesichts des Anschlags von Dortmund werden die Sicherheitsbehörden ihren Fokus für den Schutz großer Fußballspiele weiter fassen müssen“, sagte Heveling der „Rheinischen Post“ (Donnerstag). Bislang stünden eher die Besucher im Stadion im Zentrum der Aufmerksamkeit. Offensichtlich müssten auch Spieler und das gesamte Umfeld stärker in die Sicherheit einbezogen werden. „Wenn es sich bewahrheiten sollte, dass in Dortmund ein islamistischer Anschlag verübt wurde, dann stehen wir vor einer neuen Qualität des Terrors, weil mit der BVB-Mannschaft eine konkrete Gruppe das Anschlagsziel war“, sagte Heveling.

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