Vereinte Kräfte

Gemeinsam geht's besser: Unter dieser Devise schließen sich Anbieter sozialer Dienstleistungen in Trier zusammen. Ihr gemeinsames Domizil entsteht derzeit als Mehrgenerationenhaus am Balduinsplatz. Besonderes Trierer Kennzeichen: Mit von der Partie ist auch ein Unternehmen.

 Elisabeth Schuh (von links), Sandra Grau und Carsten Müller-Meine freuen sich auf die Eröffnung des Mehrgenerationenhauses in Trier. TV-Foto: Dieter Lintz

Elisabeth Schuh (von links), Sandra Grau und Carsten Müller-Meine freuen sich auf die Eröffnung des Mehrgenerationenhauses in Trier. TV-Foto: Dieter Lintz

Trier. Noch hat das mächtige alte Eisenbahner-Gebäude in der Nähe des Hauptbahnhofs den Charme einer Baustelle. Überall wird gebaggert, gesägt, gehämmert. Das wird wohl auch am Samstag so sein, wenn Sozialministerin Malu Dreyer offiziell das Trierer Mehrgenerationenhaus eröffnet. Einst regierte die Reichsbahn-Direktion von hier aus zehntausende Bahnbeamte. Zeitweise residierten hier Gerichte, in düsteren Zeiten gar die Gestapo. Jetzt tönt resolutes Kindergeschrei aus der integrativen Kinderkrippe von "Nestwärme e.V."Die Nestwärmler waren die ersten, die sich für das Projekt "Mehrgenerationenhaus" interessierten, als das entsprechende Programm im Bundes-Familienministerium aufgelegt wurde. Es passte gut zum eigenen Vorhaben, ein Betreuungsangebot für behinderte und nichtbehinderte Kinder von ein bis drei Jahren zu schaffen. Nestwärme übernahm die Trägerschaft, Mitstreiter waren bald gefunden: Der Palais e.V. brachte seine offene Jugendhilfe und die Familienberatung ein, die Ehrenamts-Agentur stieß mit ihrer Freiwilligen-Vermittlung und dem Senioren-Expertendienst dazu. Mit Sekis, dem Dachverband der Selbsthilfegruppen, kam ein weiterer Koordinationspartner an Bord, so dass das Haus quer durch alle Alters- und Sozialgruppen als Anlaufstelle fungieren kann. Das ist ganz im Sinne der Politik, die die Gründung solcher Häuser mächtig forciert. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen hat das Aktionsprogramm für Mehrgenerationenhäuser im letzten Jahr aufgelegt und verzeichnet bereits 200 Gründungen. "Die Resonanz spricht für sich", sagt die Ministerin. Auch ihre Mainzer Amtskollegin Malu Dreyer ist sicher, "dass die Vereinigung von Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten unter einem Dach diese Leistungen leichter zugänglich und besser nutzbar macht".Viele Synergie-Effekte in der Praxis

Die Synergie-Effekte werden auch in der Praxis bestätigt. In Trier sind die ersten Organisationen seit Jahresbeginn eingezogen, es gibt bereits gute Erfahrungen. "Da ist so viel Kompetenz auf einem Raum, das ergibt ganz neue Ideen und Effekte", sagt Carsten Müller-Meine von der Ehrenamts-Agentur. Seinen engagierten Senioren kann er nun an Ort und Stelle zeigen, wo beispielsweise die Nestwärme noch ehrenamtliche Helfer braucht. Sandra Grau vom Palais e.V. kann wiederum für ihre Jugendhilfe-Klientel, die sich in einem kleinen Internet-Café tummelt, nach Beschäftigungsgelegenheiten Ausschau halten. Wenn weitere Gruppen hinzukommen, erhofft man einen kreativen Schub für die Organisationen, deren Aufgaben ohnehin ständig wachsen.Aber es geht nicht nur um Kreativität, es geht auch um schnödes Geld. 200 000 Euro, verteilt über fünf Jahre, steckt der Bund in jedes Mehrgenerationenhaus. Die Summe fließt teils in Personalkosten für einen Koordinator, teils in Sachmittel. Große Sprünge kann man damit nicht machen.In Trier kommt aber noch ein Spezifikum hinzu: Zum Träger-Konsortium gehört mit dem Bauunternehmen Triwo auch der Eigentümer des Gebäudes. Die Triwo hält sich bei der Miete deutlich zurück - eine echte Erleichterung für deren schmales Budget. Man habe ein langfristiges "gentleman's agreement", sagt Elisabeth Schuh von Nestwärme. Auch neu hinzukommende Gruppen könnten mit Entgegenkommen rechnen. Für die Triwo wiederum dürfte die Ansiedlung einer öffentlichkeitswirksamen Einrichtung in einem Teil des Riesen-Gebäudes die Vermarktung der weiteren Flächen erleichtern. Ein Café als offener Generationen-Treff

Noch ist vieles provisorisch. Anfang kommenden Jahres, wenn die Umbauten fertig sind, soll ein Café als offener Generationen-Treff eingerichtet werden. Der Eingangsbereich wird neu gestaltet, der Innenhof einbezogen. Das könnte eine Attraktion werden, mit entsprechendem Zuspruch. In Bitburg, wo ein Mehrgenerationenhaus bereits eröffnet ist, hat das Rote Kreuz als Träger jedenfalls gute Erfahrungen gesammelt: "Die Bevölkerung ist sehr interessiert, die Nachfrage groß", sagt Leiterin Andrea Dahm.Die Eröffnung... des Trierer Mehrgenerationenhauses wird gefeiert mit einem Tag der offenen Tür am Sonntag, 26. August, von 12 bis 20 Uhr. Sozialministerin Malu Dreyer gibt am Balduinsbrunnen den Startschuss zu einem Fest mit Live-Musik, Führungen, Informationen. Bereits am heutigen Donnerstag startet die Nestwärme-Fahrradtour durch Rheinland-Pfalz, deren Erlös dem Mehrgenerationenhaus zugute kommt. Sie führt auch an der "Schwester-Einrichtung" in Bitburg vorbei.

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