"Verlierer des Tages": CDU-Mann Kaster fällt auf die Spürnase

Der Trierer CDU-Bundestagsneuling Bernhard Kaster hat's ganz schnell ganz nach vorne geschafft. Die "Bild"-Zeitung erwähnte den 46-Jährigen am Freitag auf Seite eins - dummerweise nur als "Verlierer des Tages". Zu den Faulenzern im Hohen Haus gehört Bernhard Kaster ganz gewiss nicht: Der Christdemokrat ist ein Wuseler - und das nicht nur bei seinem Leib- und Magenthema "Moselaufstieg". Weil er auf Anhieb im einflussreichen Haushaltsausschuss landete, hat Kaster auch Einblick in die geheimen Haushaltsbücher des Kanzlers. Dort sucht der Trierer Hobby-Aquarianer und -Radler nun eifrig nach Geldern, die die rot-grüne Regierung vermeintlich zum Fenster rausgeworfen hat. Fündig wurde Bernhard Kaster im Bundespresse-Amt, wo er jede Menge "Skandale und Chaos" entdeckt zu haben glaubte. So schockierend waren Kasters Enthüllungen für ihn, dass er sogar die Berliner Staatsanwaltschaft einschaltete und um Prüfung bat. Strafrechtlich Relevantes kam dabei zwar nicht heraus, allenfalls "Diskussionswürdiges", meinten die Ankläger. Dummerweise lagen zwei dieser diskussionswürdigen Vorgänge schon etwas länger zurück, wie am Freitag die "Bild"-Zeitung lästerte. Genauer gesagt war's 1994 und 1995 - und da regierte bekanntlich noch Kasters rheinland-pfälzischer Parteifreund Helmut Kohl. "Voll daneben", meint das Boulevard-Blatt zum Enthüllungs-Eigentor des Bundestags-Neulings. Die Trierer CDU-Spürnase hat derweil bereits wieder Witterung aufgenommen. Und den Übeltäter auch schon enttarnt. Regierungssprecher und Presseamtschef Bela Anda sei der Böse, der dem sensationshungrigen Blatt die Kaster'sche Ermittlungspanne gesteckt habe: "Man weiß ja schließlich, woher der Anda kommt." Für den, der's nicht weiß, enttarnt Kaster Andas bislang total geheime Vita: "Der Regierungssprecher ist Ex-,Bild‘-Redakteur." Ein bisschen stolz ist der Abgeordnete trotzdem, dass ihn das Boulevard-Blatt groß rausgebracht hat ("Wer schafft das schon?"). Und locker lässt Spürnase Kaster schon gar nicht - nicht beim Thema Moselaufstieg und auch nicht in punkto Misswirtschaft in Bela Andas Presseamt. Erst in dieser Woche hat der Trierer CDU-Mann die Bundesregierung mit 80 frischen Fragen zur "außer Kontrolle geratenen rot-grünen Werbemaschine" bombardiert. Da wird der gute Anda wahrscheinlich aus Wut schon den nächsten Anti-Kaster-Coup aushecken. Rolf Seydewitz

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