"Vernehmungsdruck erhöhen"

In der Saarburger Funk-Affäre ermittelt neben der Trierer Staatsanwaltschaft offenbar auch das Mainzer Innenministerium. Mit dem Ergebnis, dass nun zwei weitere Rotkreuzler suspendiert wurden.

Trier. (sey) Den vergangenen Mittwoch werden zwei langjährige Mitarbeiter der Saarburger DRK-Rettungswache wohl ihr Leben lang nicht vergessen. An diesem Tag eröffnete ihnen ihr Chef, der Trier-Saarburger DRK-Kreisgeschäftsführer German Robling, dass die beiden Rettungsassistenten ab sofort vorläufig suspendiert seien - wegen Verstoßes gegen die Dienstpflichten. Mit der Suspendierung reagierte Robling auf ein Schreiben des Mainzer Innenministeriums. Darin wird das Rote Kreuz unter Verweis auf interne Ermittlungsergebnisse aufgefordert, umgehend arbeitsrechtliche Konsequenzen zu ziehen - gegen die beiden bis dato völlig unbescholtenen DRKler.Das Kuriose daran: Gegen den älteren der beiden Rotkreuzler, einen 42-jährigen Mann, ermittelt nicht einmal die Staatsanwaltschaft. Dabei hatte die Anklagebehörde wegen der ungeklärten Rettungsfunk-Störungen fast gegen die komplette Saarburger DRK-Mannschaft Verfahren eingeleitet. Ohne Erfolg, wie der zuständige Staatsanwalt Eric Samel unserer Zeitung sagte. 19 Verfahren wurden gestern eingestellt, ein weiteres soll noch diese Woche folgen. Dann würde von der Staatsanwaltschaft nur noch gegen den 47-jährigen Hauptverdächtigen ermittelt, der allerdings ebenfalls sagt, dass er unschuldig sei. Hat denn das Innenministerium andere Erkenntnisse als die Trierer Staatsanwaltschaft? "Was das Ministerium macht, ist deren Sache", sagt Samel diplomatisch. Andere Justizquellen indes wollen wissen, dass man bei der Trie rer Staatsanwaltschaft "stinksauer ist über den Alleingang des Innenministeriums". Im Haus von SPD-Mann Karl Peter Bruch hat die Saarburger Funk-Affäre von Anfang an hohe Wellen geschlagen - "wegen der grenzüberschreitenden Bedeutung", sagt ein Insider. Das Mainzer Interesse ging sogar so weit, dass den Ermittlern vor Ort ins Stammbuch geschrieben wurde, wie mit den Saarburger DRKlern zu verfahren sei. "Hilfreich wäre sicherlich auch eine Erhöhung des Vernehmungsdrucks", heißt es in einer dem TV vorliegenden Stellungnahme des Innenministeriums. Darin wird sogar vorgeschlagen, dass den Rotkreuzlern unverhohlen mit dem Verlust ihrer Jobs gedroht werden sollte, wenn sie nicht "rückhaltlos an der Aufklärung mitwirken". Eine Sprecherin sagte gestern Abend, das Ministerium habe mit der aktuellen Suspendierung nichts zu tun. "Als Aufsichtsbehörde haben wir dem DRK nur unserer Erkenntnisse mitgeteilt." MeinungHauptsache, die Köpfe rollen! Die sich schon Monate hinziehenden Ermittlungen im Fall des zeitweise gestörten Rettungsfunkverkehrs zwischen Luxemburg und Deutschland sind an Schludrigkeiten und Überreaktionen bald nicht mehr zu überbieten. Als wären der (aus der Luft gegriffene) Mordvorwurf gegen den Hauptbeschuldigten und die später massenhaft eingeleiteten Ermittlungsverfahren gegen das Gros der Saarburger Rotkreuzler nicht schon skandalös genug gewesen, packt jetzt auch noch das rheinland-pfälzische Innenministerium die Flinte aus, ballert wild um sich und schiebt dem örtlichen Roten Kreuz auch noch den schwarzen Peter zu. Pfui Deibel! Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier Köpfe rollen sollen, koste es, was es wolle. Ein solches Vorgehen ist einer Bananenrepublik würdig, aber nicht eines Rechtsstaats. r.seydewitz@volksfreund.de

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