Viele Aufträge, wenige Pleiten: Wirtschaft in der Region boomt

Trier/Luxemburg · Der Aufschwung hält schon seit mehreren Jahren an. Davon profitiert besonders der Arbeitsmarkt. Das Gute daran: Ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht.

So gut wie derzeit geht's den Deutschen seit der Wiedervereinigung nicht mehr: Dies sagen die Bundesbürger selbst über ihre Situation, wie die monatliche Konsumklimastudie des Marktforschungsinstituts GfK zeigt. "Die Verbraucher gehen davon aus, dass der Aufschwung an Dynamik gewinnt", heißt es da. Die Konjunktur kommt aber noch mehr in Schwung. Ein Phänomen, das sich auch in der Region Trier und im angrenzenden Luxemburg abzeichnet.

Hauptgründe für den Boom in der Wirtschaft sind der stabile Arbeitsmarkt und die glänzenden Beschäftigungsperspektiven. Und so hat sich zur Jahreshälfte die Arbeitslosenquote zwischen Eifel, Mosel und Hunsrück bei 3,5 Prozent und nahezu Vollbeschäftigung in einigen Bereichen eingependelt. Lediglich ausgelaufene Ausbildungs- und Zeitverträge sorgen für ein "kleines Sommerloch", wie Triers Agenturchef Heribert Wilhelmi es formuliert. "Herausragend ist, dass wir den niedrigsten Juni-Wert seit 20 Jahren erreicht haben", sagt er zufrieden. Und: Die Zahl der offenen Stellen hat sich nochmals auf nun 4721 Jobangebote erhöht. Auch im Großherzogtum hat sich der Arbeitsmarkt in zwei Jahren stabilisiert. Dort verzeichnen die Statistiker eine Quote von sechs Prozent, Tendenz weiter fallend. Die Zahl der freien Stellen ist um 17 Prozent auf nun 3560 Angebote gestiegen. "Wir beobachten einen längerfristigen, soliden Aufschwung", bestätigt Dr. Matthias Schmitt, Geschäftsführer und Konjunkturexperte der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier. Da dieser Boom keinen markanten Höhepunkt aufweise, sei der Aufschwung auch stabil. "Die meisten Unternehmen machen gute Geschäfte. Nur zehn Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als schlecht", sagt Schmitt. Der Beweis: Die Betriebe wollten mehr investieren, mehr Arbeitnehmer einstellen, und auch die Auslastung sowie die Auftragsbestände seien überdurchschnittlich groß.

Dass es der Wirtschaft gutgeht, macht sich auch an der massiv gesunkenen Zahl der Firmen- und Verbraucherpleiten bemerkbar: So ist deren Zahl im ersten Halbjahr 2017 im Vergleich zur gesamten Bundesrepublik viel stärker zurückgegangen (siehe Info). "In diesem Jahr schlägt sich die gute Konjunktur in der Region stärker durch", sagt Herbert Eberhard, Chef der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Trier und Luxemburg. Der Aufschwung halte länger an als in vorherigen Boomphasen. "Es gibt wenig Querschläger, die die Ergebnisse verwässern", sagt er.

Auch wenn derzeit so viele Menschen eine Arbeit haben wie seit 26 Jahren nicht mehr, so gibt es doch zwei Tendenzen, die Arbeitsmarktexperten Sorgen bereiten: ein dauerhaft hoher Anteil an Langzeitarbeitslosen und der zunehmende Fachkräftemangel. So hält etwa der Nürnberger Arbeitsmarkt- und Berufsforscher Enzo Weber im TV-Interview das Ziel Vollbeschäftigung - so wie es die Union in ihrem Wahlprogramm formuliert hat - bundesweit für machbar, allerdings nur unter der Bedingung, dass "man viel Geld in die Hand nehmen und auf die einzelnen Fälle sehr individuell eingehen muss". In der Region Trier wiegt vor allem der Fachkräftemangel schwer. "Durch den ungebrochen hohen Fachkräftebedarf werden die Jobchancen gerade für gut Ausgebildete weiter steigen", sagt Agenturchef Wilhelmi. Allerdings gibt es davon zu wenig, sagt die IHK. Geschäftsführer Schmitt: "Mehr als die Hälfte der Betriebe leidet unter dem Mangel an Fachleuten. Gäbe es diesen Mangel nicht, würde die Konjunktur sogar noch besser laufen."

Stark sinkende Zahl der Firmenpleiten
In der Region Trier sind im ersten Halbjahr 2017 mit 50 Pleiten gut 28 Prozent weniger Fälle registriert worden, deutschlandweit lag der Rückgang bei 5,9 Prozent. Auch in Luxemburg hat sich die Wirtschaft stabilisiert. Hier ist die Zahl der Insolvenzen um 14 Prozent zurückgegangen, vermeldet die Auskunftei Creditreform.

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