Viele Ideen, wenig Initiative

TRIER. Wenn ab 2007 der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV in Luxemburg einrollt, könnte das eine Chance sein, den Bahnverkehr in der Region attraktiver zu machen. Vorschläge dafür gibt es genug.

Allzu gut scheint man bei der Luxemburger Bahn CFL nicht auf die deutschen Kollegen zu sprechen zu sein. Während man bereits frühzeitig alle Karten auf die Hochgeschwindigkeits-Anbindung an Paris gesetzt hat, man weiterhin hofft, dass Belgien in die Strecke Luxemburg-Brüssel investiert, scheint man den Glauben an eine bessere Verbindung nach Deutschland bereits vor zwei Jahren aufgegeben zu haben. "Das größte Problem ist in der Tat Deutschland", sagte CFL-Generaldirektor Alex Kremer im August 2001 in einem Interview. Wenn man vom Großherzogtum mit dem Zug nach Süddeutschland fahren wolle, müsse man entweder über Metz oder Trier fahren. Und beide Varianten seien "nicht die besten", sagte der Bahnchef damals und dachte laut darüber nach, wie man das Problem lösen und Trier umfahren könnte. Etwa durch eine Bus-Verbindung zwischen Luxemburg und Saarbrücken über die Autobahn, weil es von der saarländischen Hauptstadt "wirklich gute Verbindungen" gebe. Offenbar setzt man in Luxemburg nicht darauf, dass die Bahn-Verbindung nach Trier in absehbarer Zeit besser wird und dass man von dort aus bessere Anschlüsse an das deutsche Fernverkehrsnetz bekommt. Man habe die Region systematisch vom Fernverkehr abgekoppelt, kritisiert daher auch der Trierer Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim. Mit Frankreich ein gutes Geschäft gemacht

In Luxemburg macht man sich keine Illusionen. Mit Lothringen seien Verbesserungen der Schienenwege am leichtesten zu diskutieren, sagte der Luxemburger Transportminister Henri Grethen bereits vor drei Jahren. Der grenznahe Ballungsraum Thionville-Metz mit knapp einer Million Einwohnern ist für Luxemburg interessant. Frühzeitig hat man daher im Großherzogtum auf den Hochgeschwindigkeitszug TGV Ost von Paris nach Metz gesetzt und Frankreich von Anfang an eine finanzielle Unterstützung dafür zugesagt. Als Gegenleistung stimmte Frankreich einem Anschluss nach Luxemburg zu. 117 Millionen Euro lassen sich die Luxemburger die Anbindung kosten, über drei Milliarden kostet der Bau der kompletten knapp 400 Kilometer langen Strecke von Paris nach Luxemburg. Die deutschen Nachbarn schauen neidisch über die Grenze. Seit Jahren wird hier über die miserable grenzüberschreitende Anbindung gejammert und seitens der Politik immer wieder beteuert: Problem erkannt, wir arbeiten dran. Das Nadelöhr Konzer Brücke, über das die Züge im Schritt-Tempo Richtung Luxemburg rollen, ist ein bekanntes Problem. Wieder einmal soll es nun gelöst werden. Und zwischen Trier und Koblenz sollen irgendwann mal Züge mit Neigetechnik rollen, um die Fahrzeit zu verkürzen. Wann es soweit ist, wagt noch keiner zu sagen. Auch an die bei der Abschaffung der Interregio-Züge versprochene Direktverbindung von Luxemburg über Trier nach Frankfurt wird die Bahn nicht mehr gerne erinnert. Die von einigen hessischen und rheinland-pfälzischen Parlamentariern, darunter auch der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster, ins Gespräch gebrachte Transrapid-Strecke von Frankfurt über Hahn nach Luxemburg fällt eher unter politisches Wunschdenken. Bislang konnte Kaster die Bahn AG auch noch nicht davon überzeugen, die ICE-Verbindung von Dresden nach Saarbrücken bis nach Trier weiterzuführen. Kaster hatte vorgeschlagen, zumindest den letzten ICE am Abend an die Mosel weiterfahren zu lassen. Von Trier aus könnte dieser Zug dann am folgenden Morgen wieder Richtung Dresden starten. "Das hätte auch eine gewisse Symbolwirkung", ist der CDU-Abgeordnete überzeugt. Doch im Konzern ist man skeptisch. Immerhin wurde Kaster von der Bahn AG zugesichert, dass eine durchgehende Regionalexpress-Verbindung von Koblenz über Trier und Saarbrücken nach Mannheim umgesetzt werden soll. Wann ist noch unklar. Laut Kaster gibt es bei der Bahn AG auch Überlegungen für eine Direktverbindung von Trier über Luxemburg nach Metz. "Das Bahnnetz in der Region Trier ist eines der schlechtesten im ganzen Land", sagt Verkehrsexperte Monheim. Er weist seit Jahren auf die Schwachpunkte des Bahnverkehrs zwischen Saarbrücken-Trier-Koblenz beziehungsweise Köln hin. Dass man daher die TGV-Anbindung Luxemburgs tatsächlich als Chance für die Großregion betrachtet, bezweifelt Monheim. Zu viel müsste sich auf beiden Seiten dafür bewegen. Die Fahrpläne müssten zwischen Deutschland und Luxemburg abgestimmt werden, um eine optimale Erreichbarkeit zu garantieren. Und wenn das Nadelöhr Konzer Moselbrücke, wie vom Mainzer Verkehrsminister Hans-Artur Bauckhage zugesagt, tatsächlich "zeitnah" mit dem TGV-Anschluss Luxemburg beseitigt wird, heißt das noch nicht, dass auch mehr Züge zwischen Trier und Luxemburg rollen. Monheims Vorschlag eines regionalen Intercitys, der zwischen Saarbrücken, Trier und Luxemburg pendelt, könnte das Problem lösen. Deutet man die Signale aus dem Großherzogtum richtig, wäre die luxemburgische Bahn CFL nicht abgeneigt, in den deutschen Regionalverkehr einzusteigen. Vor einem halben Jahr sagte Transportminister Grethen: "Die CFL hat ein großes Know-How und ein gut ausgebildetes Personal und müsste im internationalen Umfeld berechtigte Chancen haben."

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