Vom Redakteur zum Akteur

Ungewohnte Rolle für Volksfreund-Redakteur Dieter Lintz: Statt Berichterstatter über den Greinert-Prozess wurde der 48-Jährige in einer der letzten Sitzungen für eine halbe Stunde selbst zum Akteur - als Zeuge.

Trier. (sey) Normalerweise sitzen die Journalisten im großen Saal des Trierer Landgerichts hinter einer Holzabtrennung vor den Zuschauerreihen. Damit ist klar: Die - von der Tür aus gesehen - rechts der Abtrennung sind Prozessbeteiligte, die links der Abtrennung nicht. Dass jemand mal eben von der einen auf die andere Seite wechselt, kommt nicht so häufig vor. TV-Gerichtsreporter Dieter Lintz hatte unlängst das Vergnügen. Weil in dem laufenden Greinert-Prozess vieles darauf beruht, was in einem vorausgegangenen Prozess gesagt oder getan wurde, sind für das Gericht besonders jene interessant, die beim ersten Mal Augen- und Ohrenzeugen waren. Denn in der Regel werden die Verhandlungen weder protokolliert noch mitgeschnitten. So wurden sogar Ersatzrichter und Gerichtswachtmeister einvernommen. Aber es blieben Lücken. Da kam dem Gericht ein Zeuge wie gerufen, der alle Vorgänger-Prozesse verfolgt und teils wortwörtlich notiert hatte, wer wann was gesagt hat und wie die Reaktionen waren: Kollege Lintz. Der Vorsitzende Richter Armin Hardt wies den Volksfreund-Mann auf das Zeugnisverweigerungsrecht hin, das Lintz als Journalist habe. Aber der machte davon keinen Gebrauch, ging es doch nur um die Rekonstruktion des Inhalts einer ohnehin öffentlichen Sitzung. Nach etwa einer halben Stunde und einer Handvoll Zwischenfragen der Prozessbeteiligten durfte Lintz dann wieder auf die Seite der Holzabtrennung, wo der TV-Redakteur für gewöhnlich sitzt. Die spannende Frage, ob seine Zeugenaussage der Wahrheitsfindung gedient hat, müssen jene beantworten, die auf der anderen Seite der Abtrennung sitzen.

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