Von der Pleite (noch) entfernt

Mainz/Lautzenhausen · Wie lange kann sich der Flughafen Hahn noch über Wasser halten? Der Aufsichtsratschef des finanziell angeschlagenen Airports, Salvatore Barbaro (SPD), gibt Einblicke in die Lage.

Mainz/Lautzenhausen. Es sind zunächst nur Zahlen. Doch sie sagen viel darüber aus, wie es dem angeschlagenen Flughafen Hahn geht. 104 Millionen Euro betrug Ende 2014 das Eigenkapital der Betreibergesellschaft. Zum Kapital gehören etwa auch Immobilien. Am Ende des laufenden Jahres wird dieses Eigenkapital auf bis zu 86 Millionen Euro geschrumpft sein. Wenn nämlich das voraussichtliche Minus von bis zu 18 Millionen Euro abgezogen ist, das der Hahn-Aufsichtsratschef und Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Finanzministerium, Salvatore Barbaro, gestern im Innenausschuss des Landtags verkündet hat.
Neben dem Eigenkapital verfügt der Hahn laut Barbaro noch über eine Liquidität von gut 18 Millionen Euro, um das laufende Geschäft zu finanzieren und Verbindlichkeiten zu begleichen. Die Schulden liegen laut Barbaro derzeit bei rund acht Millionen Euro. Anfang vergangenen Jahres hatten sie noch gut 130 Millionen Euro betragen. Das Land hat durch einen Nachtragshaushalt 120 Millionen Euro davon übernommen.
Leere Portokasse?


Angesichts dieser Zahlen könne man doch wohl kaum von einer "dramatischen Lage" sprechen, fährt Barbaro gestern im Innenausschuss den Vizevorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Alexander Licht, an.
Licht hat zuvor davon gesprochen, dass die Portokasse am Hahn leer sei, es womöglich nicht mehr genügend Geld gebe, um dieses Jahr zu überstehen.
Von einer Pleite des Hahn könne keine Rede sein, sagt Barbaro nach der Sitzung vor Journalisten. Um aber auch im kommenden Jahr die Liquidität des Flughafens zu sichern, sollen im Haushalt des Landes 20 Millionen Euro eingestellt werden - als mögliches Darlehen an den Hahn. Bei einem Verkauf des Flughafens, der laut Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) sehr wahrscheinlich ist, könnte das Darlehen von dem Käufer wieder zurückgefordert werden. Barbaro macht auch deutlich, dass es ohne den Verkauf "eng" werden könnte für den Hahn. Die EU-Kommission erlaubt noch bis 2024 staatliche Beihilfen von insgesamt 25 Millionen Euro für den Flughafen.
Noch ist aber unklar, ob und wann der Hahn verkauft wird. Lewentz sagt nur, bis zum Frühjahr werde "große Klarheit" über den Verkauf herrschen. Der SPD-Landeschef ist zuversichtlich, dass auch bei einem neuen Betreiber der Flugbetrieb auf dem Hahn weitergehen wird. Lewentz verweist darauf, dass Ende dieses Jahres rund 2,6 Millionen Passagiere vom und zum Hahn geflogen sein werden, gut neun Prozent mehr als im vorigen Jahr.
Sorge bereitet weiter die Fracht, die um rund 40 Prozent eingebrochen ist. Bisher ist es immer noch nicht gelungen, den Verlust durch den Wegfall der chinesischen Frachtfluggesellschaft Yangtze River Express im März dieses Jahres auszugleichen. Einen kleinen Lichtblick gibt es allerdings: Seit Sommer fliegt die Frachtfluggesellschaft Ethidad aus den Vereinigten Arabischen Emiraten über den Hahn. Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte Hahn-Sprecherin Hanna Koch.Extra

Die irische Fluggesellschaft Ryanair, die der Hauptkunde am Hunsrückflughafen Hahn ist, verhandelt laut dem rheinland-pfälzischen Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) wohl auch mit dem Luxemburger Flughafen Findel, um von dort zu starten. Ob das Auswirkungen auf den Hahn haben werde, sei unklar, hieß es am Dienstag im Innenausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags. wie

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort