Von der Quelle bis zur Mündung

Trier · Aktivurlaub liegt im Trend. Der Wandertourismus boomt. Und auch die Zahl der Fahrradtouristen, die in die Region Eifel-Mosel-Saar kommen, nimmt zu. Es lohnt sich, denn Radreisende haben in der Regel ein gutes Einkommen und hohes Bildungsniveau.

 Genussradler: Diese Gruppe rüstiger Rentner aus Nordrhein-Westfalen fährt von der Moselquelle bis nach Koblenz. TV-Foto: Rainer Neubert

Genussradler: Diese Gruppe rüstiger Rentner aus Nordrhein-Westfalen fährt von der Moselquelle bis nach Koblenz. TV-Foto: Rainer Neubert

Foto: Picasa (g_pol3 )

Trier. Noch ein langer Blick auf die Porta Nigra, dann soll die Fahrt weitergehen. Die acht Männer aus Soest und Warburg in Nordrhein-Westfalen, die an diesem Mittwochmorgen mit ihren Fahrrädern vor dem Wahrzeichen Triers stehen, repräsentieren eine attraktive Tourismus-Kundengruppe. "Wir machen eine Zehntagetour, von der Moselquelle am Col de Bussang durch die Vogesen bis hierher", erzählt Jürgen Gölzenleuchter (68). "Und jetzt geht es weiter auf dem Mosel-Radweg bis nach Koblenz."Fahrradgarage als Gradmesser


Übernachtet hat die rüstige Rentnergruppe, die bereits viel Erfahrung mit Radfernwegen hat, in einem schönen Hotel an der Porta. Die Fahrräder haben sie über Nacht daneben abgestellt, in der ehemaligen Fußgängerunterführung, die seit fünf Jahren von der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM) als Fahrradgarage genutzt wird. Seit drei Jahren können dort auch Räder und E-Bikes ausgeliehen werden.
Dass die Zahl der Radtouristen in Trier in diesen Jahren kontinuierlich zugenommen hat, dokumentiert sich laut TTM-Chef Albert Becker auch in der zunehmenden Nachfrage für dieses Angebot. "Die Radtouristen sind eine Zielgruppe, auf die sich immer mehr Hotels und Gastronomiebetriebe spezialisieren. "
Von Ostern bis Oktober ist nicht nur in Trier radtouristische Hochsaison. Auch an der Mosel und ihren Nebenflüssen treten immer mehr Menschen bei mehrtägigen Touren in die Pedale. Christine Heinen, Pressereferentin der Mosellandtouristik GmbH freut sich darüber, dass es der Mosel-Radweg in der repräsentativen Radreiseanalyse des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) unter die zehn beliebtesten Radfernwege Deutschlands geschafft hat. "Das ist natürlich unsere beliebteste Strecke. Aber sehr nachgefragt ist auch der Maare-Mosel-Radweg."
Wie attraktiv der Radtourismus finanziell ist, belegt der ADFC ebenso wie dessen Potenzial. Vier Millionen Deutsche haben demnach 2014 eine Radreise mit mindestens drei Übernachtungen unternommen. Mindestens 2,5 Milliarden Euro haben sie dabei ausgegeben.
Auch die acht Rentner aus Nordrhein-Westfalen lassen sich auf ihrer Tour nach eigener Aussage nicht lumpen. "Aber natürlich übernachten wir nicht nur in teuren Hotels", sagt Jürgen Gölzenleuchter und lacht. Zwei der Herren sind mit E-Bikes unterwegs. Dafür müssen sie ab und an ein wenig Spott ihrer Freunde ertragen. Sie repräsentieren mit ihren modernen Drahteseln aber die wachsende Gruppe von Radfahrern, die mit Unterstützung eines Elektromotors auch lange und bergige Strecken meistern.
Zwölf Prozent aller verkauften Fahrräder sind nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes derzeit E-Bikes (siehe Extra). Tendenz steigend. Christoph Stemper hat diese Entwicklung erahnt und vor vier Jahren in Trier neben dem klassischen Fahrradshop ein eigenes Geschäft für Elektrofahrräder eröffnet. Inzwischen ist fast jedes dritte Rad, das er verkauft, ein E-Bike. "Die Akzeptanz wird größer und die Kunden werden immer jünger", sagt Stemper. Grund seien vor allem neue Produktkategorien wie E-Mountainbikes.
Spezielle Angebote für geländegängige Räder mit und ohne Motor bietet die Region im Hunsrück und in der Eifel. Dass die Eifel per Rad nur mit viel Muskelkraft bewältigt werden kann, nennt Wolfgang Reh aber ein Vorurteil. Der Produktmanager der Eifel Tourismus GmbH schwärmt von dem dichten Netz von Wegen auf ehemaligen Bahntrassen. "Mehr als zwei Prozent Steigung gibt es dort nicht." Impulse erhofft sich der Tourismusprofi vom neuen Vennbahnweg im Zusammenspiel mit dem Kylltalradweg. "Das bringt einen Schub für die ganze Region", sagt Wolfgang Reh.
Vielleicht erradeln ja auch die acht Rentner aus Nordrhein-Westfalen in einem der nächsten Jahre diesen neuen Eifel-Radfernweg. Erfahrung haben sie an Donau, Ruhr, Elbe und Mosel reichlich gesammelt.Extra

Das Thema E-Bike nimmt auch im Alltag eine immer größere Rolle ein. Das Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz fördert deshalb eine Untersuchung zum Potenzial von Pedelecs und E-Bikes im ländlichen Raum. Das Institut für Mobilität und Verkehr der TU Kaiserslautern erforscht, inwieweit sich konventionell betriebene Fahrzeuge im Nahbereich durch Zweiräder mit Elektromotor ersetzen lassen. Bis Anfang 2016 soll detailliert erforscht werden, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um diese derzeit im ländlichen Raum noch wenig verbreitete Mobilitätsform besser zu etablieren. Zudem geht es um die Auswirkungen von Elektromobilität auf Emissionen und Energieverbrauch. r.n.Extra

480 000 E-Bikes sind im Jahr 2014 in Deutschland verkauft worden. 2013 waren es noch 410 000 Stück. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) hervor. Hauptgrund für diese Steigerung um 17 Prozent sei vor allem die sich weiterentwickelnde Batterie-und Antriebstechnologie und ein sich veränderndes Mobilitätsverhalten der Deutschen. Zudem werde die Zielgruppe zunehmend jünger. Im Gesamtmarkt für 4,1 Millionen verkaufte Fahrräder beträgt der Anteil derer mit Elektroantrieb demnach derzeit zwölf Prozent. Besonders neue Produktkategorien wie E-Mountainbikes sorgen laut ZIV für zunehmend jüngere Käufer. Zudem zeichne sich der Trend ab, die E-Bikes nicht nur in der Freizeit, sondern auch für den Weg zur Arbeit zu nutzen. Der Verband rechnet mit einem weiteren Anstieg der Verkaufszahlen. r.n.

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