Von falschen 300ern und dem sicheren Fuffi

Mainz/Trier · Im Kampf gegen Geldfälscher machen Europas Währungshüter den nächsten Schritt und ersetzen den 50-Euro-Schein.

Mainz/Trier Wer heute am Geldautomaten oder Bankschalter Geld abhebt, kann sich gleich mit dem neuen 50-Euro-Schein anfreunden. Der Fuffziger ist im Umlauf. Die Europäische Zentralbank flutet den Markt gleich mit 5,4 Milliarden neuen Scheinen. Die Banknoten haben ein Gesamtgewicht von etwa 5400 Tonnen. Für den gebürtigen Trierer Michael Schiff ist damit ein Großteil seiner Arbeit bei der Einführung erledigt. 2004 machte der junge Mann sein Abi am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier, studierte dann später VWL an der Uni Trier und ist seit 2012 bei der Hauptstelle der Deutschen Bundesbank Rheinland-Pfalz/Saarland unter anderem für die Pressearbeit zuständig. In den vergangenen Wochen und Monaten galt es da für den runderneuerten Fuffziger die Werbetrommel zu rühren. Die Neuauflage soll vor allem Fälscher davon abhalten, die Note nachzudrucken. Denn der 50er ist der häufigste Schein im Geldbeutel der Europäer. Von den rund 20,2 Milliarden Stück Banknoten entfallen 46 Prozent oder 9,2 Milliarden Stück auf den 50-Euro-Schein. Die Banknote ist aber nicht nur der häufigste Schein, er wird auch besonders gerne betrugsweise kopiert. Von den 82 150 Blüten, die im vergangenen Jahr von der Bundesbank aus dem Verkehr gezogen wurden, waren 61 Prozent 50-Euro-Scheine.
"Bei uns fällt jede Fälschung auf", erklärt Schiff. Dabei hält sich der Schaden hierzulande im Vergleich zu vielen Nachbarn sogar noch in Grenzen. Rund 4,2 Millionen Euro Schaden durch Falschgeld in Deutschland stehen europaweit etwa 40 Millionen Euro Schaden gegenüber. Während also Deutschlands Wirtschaftskraft in der Gemeinschaft bei etwa einem Viertel liegt, beträgt der Falschgeldanteil etwa zehn Prozent.
Nun wird aber der Fuffziger nach und nach ausgetauscht. Die Bundesbank verteilt im Bereich Rheinland-Pfalz/Saarland über ihre Filialen in Mainz, Koblenz, Ludwigshafen und Saarbrücken die neuen Banknoten an Handel, Sparkassen und Banken. Über die gleichen Kanäle werden alte Scheine eingezogen und geschreddert. Die bisherigen Banknoten behalten natürlich ihre Gültigkeit. Ende 2018 sollen noch die 100- und 200-Euro-Scheine runderneuert werden. Der 500-Euro-Schein wird dann nach und nach aus dem Verkehr gezogen.
Die Erfahrungen bei der Neuauflage des 20-Euro-Scheins machen die Verantwortlichen zuversichtlich. Der 20er wurde im November 2015 eingeführt. Bis zum 12. Januar 2016 gingen bei der Bundesbank noch genauso viele alte wie neue Scheine ein. Danach aber fiel der Rücklauf alter 20-Euro-Scheine binnen weniger Monate auf einen niedrigen einstelligen Wert. Inzwischen sind fast 100 Prozent neue Scheine im Umlauf. Und auch die Fälschungshäufigkeit des 20ers ging erheblich zurück: Vom alten Schein filterte die Bundesbank Ende 2015 noch rund 3500 Blüten aus dem Verkehr.
Mit den neuen Scheinen laufen seit Ende 2016 weniger als 500 falsche Banknoten auf. Dabei gehen bei der Bundesbank die skurrilsten Blüten ein, wie Michael Schiff erzählt: "In einem Fall wurde ein 300-Euro-Gutschein aus einer Zeitung ausgeschnitten und in Umlauf gebracht und tatsächlich vom Handel angenommen."
Die Bundesbank setzt deshalb gegen Fälscher auf Information. Die 33 Bundesbank-Filialen haben bundesweit etwa 1300 Unternehmen, vor allem Geschäftsbanken mit 32 000 Banknotenautomaten, auf die Umstellung vorbereitet. Michael Schiff: "Die Fälscher haben ja nicht den Verbraucher im Blick, sondern vor allem den Handel und die Banken."Extra: Lifting für den Fünfziger

(dpa) Ob der neue Schein echt ist, erkennen Verbraucher an einer Reihe von Sicherheitsmerkmalen. Ein Überblick: Kippen: Im silbernen Streifen auf der Vorderseite erscheinen beim Kippen nun das Euro-Symbol, das Hauptmotiv Europa und die Wertzahl der Banknote. Auf der Vorderseite bewegt sich zudem in der glänzenden Zahl ein Lichtbalken auf und ab. Je nach Blickwinkel verändert sich ihre Farbe von Smaragdgrün zu Tiefblau. Auf der Rückseite ist beim Kippen mehrfach die regenbogenfarbene Zahl 50 zu erkennen. Sehen: Das Porträt der mythologischen Gestalt Europa im Fenster des Hologrammstreifens wird sichtbar, wenn man die Banknote gegen das Licht hält. Auch erscheinen so auf der Vorder- und Rückseite schemenhaft das Hauptmotiv und die Wertzahl. Fühlen: Auf der Vorderseite lässt sich am linken und rechten Rand der Banknote jeweils eine Reihe kurzer hervorgehobener Linien ertasten. Bei Hauptmotiv, Schrift und großer Wertzahl ist ein Relief spürbar. Wer vermutet, an Falschgeld geraten zu sein, sollte am besten gleich die Polizei einschalten, rät der Bundesverband deutscher Banken. Die Banknote sollte nicht weitergegeben werden, sonst könnten sich Verbraucher strafbar machen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort