Wahlergebnisse in der Region: Von Hochburgen und Ausreißern

Trier · Die Wahlergebnisse in der Region unterscheiden sich vereinzelt von denen im Land. Nicht immer gibt es dafür eine Erklärung.

31,6 Prozent. Das ist das Ergebnis, das die AfD in Birtlingen (Eifelkreis Bitburg-Prüm) eingefahren hat. Die rechtspopulistische Partei ist damit die stärkste Partei in dem Eifeldörfchen, in dem es 34 Wahlberechtigte gibt - vor vier Jahren waren es noch 50. Am Sonntag sind 19 Birtlinger zur Wahl gegangen. Sechs Stimmen bekam die AfD. Zweitstärkste Kraft ist die FDP mit 21,1 Prozent. Verlierer ist die CDU. Gerade mal zwei Wähler stimmten für die Christdemokraten, die damit auf 10,5 Prozent kommen. - ein Minus von 33,9 Prozent gegenüber 2013. Gegen den Trend legte die SPD zu, um 4,7 Prozentpunkte auf 15,8 Prozent.

Birtlingen ist sicherlich nicht repräsentativ für das Wahlergebnis. Der Stimmanteil für die Rechtspopulisten liegt kaum irgendwo in der Region so hoch wie in dem Ort in der Verbandsgemeinde Bitburg-Land. Eine Erklärung dafür hat Birtlingens Ortsbürgermeister Erwin Elsen nicht. Froh sei er jedenfalls nicht, sagt er. "Vielleicht handelt es sich bei den sechs AfD-Wählern um Unzufriedene." Bürger, die nicht einverstanden seien mit der Politik der etablierten Parteien. Oder Bürger, die sich benachteiligt fühlten. Dass die Ablehnung von Flüchtlingen dahinter stecken könnte, glaubt Elsen nicht. "Wir haben hier doch keine Flüchtlinge." Und Birtlingen sei auch kein Dorf, in dem es rechte Tendenzen gebe. Aber sehr wohl ein Dorf, das ausblutet. Innerhalb von zwei Jahren ist die Einwohnerzahl um gut 40 Prozent zurückgegangen. Mit Schuld daran sei der fehlende Anschluss ans schnelle Internet. "Junge Leute kann man so nicht im Dorf halten", sagt Elsen.

Doch diese Probleme gibt es auch in anderen Eifeldörfern, ohne dass die AfD davon profitiert. So kommt die Partei in der Nachbargemeinde Messerich auf 8,5 Prozent. Das Bundesergebnis liegt bei 12,6 und im Land bei 11,2 Prozent. Überdurchschnittlich schneidet die AfD auch in Gerolstein (Vulkaneifel) und Hermeskeil (Trier-Saarburg) ab mit 13,3 und 13 Prozent. Nach einer Analyse des Landeswahlleiters sind die Rechtspopulisten dort besonders stark, wo der Anteil der Katholiken gering ist, es mehr Protestanten, aber verhältnismäßig wenig Beamte gibt. Die AfD-Hochburgen im Land liegen fast ausschließlich in der Pfalz. Im Schnitt erzielt sie dort knapp 15 Prozent der Stimmen. Landesweit stimmten 256.711 Wähler für die AfD. Das sind laut Landeswahlleiter 159.300 (oder 150 Prozent) mehr als 2013. Damit ist die Partei auch in Rheinland-Pfalz der große Gewinner der Bundestagswahl. In der Region schnitt sie allerdings in vielen Stimmbezirken unterdurchschnittlich ab.

Zu den Gewinnern gehören auch FDP, Linke und Grüne. In Trier erreichen die Linken mit 10.9 Prozent ihr einziges zweistelliges Ergebnis bei den Zweitstimmen. Mit 8,6 Prozent erzielte die Linke im Wahlkreis Trier landesweit den höchsten Zweitstimmenanteil.

Die Grünen sind vor allem in den kreisfreien Städten stark. Und die Studentenstadt Trier war für die Partei immer schon ein gutes Pflaster. So auch am Sonntag. Nach Mainz und Landau fuhren die Grünen in Trier mit 12,2 Prozent ihr drittstärkstes Zweitstimmenergebnis in Rheinland-Pfalz ein. In den vier Landkreisen liegt das Ergebnis im einstelligen Bereich. Bei den Erststimmen mussten sie in sieben von 15 Wahlkreisen Verluste hinnehmen müssen. Im Wahlkreis Bitburg ist der Verlust mit 4,9 Prozent besonders deutlich, im Schnitt liegen die Veränderungen gegenüber 2013 zwischen minus 1,8 Prozent und plus 1,3 Prozent.

Deutliche Verluste bei den Erststimmen muss auch die CDU verbuchen. Der Generalsekretär der rheinland-pfälzischen CDU und Bundestagsabgeordnete Patrick Schnieder sorgt dafür, dass seine Partei trotzdem feiern kann. Mit 51,2 Prozent im Wahlkreis Bitburg erhielt Schnieder den höchsten Erststimmenanteil seiner Partei landesweit. In seiner Heimatgemeinde Arzfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) bekam der als Eifelturm bekannte Politiker zwar 3,5 Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren. Aber mit 63,2 Prozent hat er dort ein Rekordergebnis eingefahren. Die Verbandsgemeinde Arzfeld gehört genau wie Kelberg in der Vulkaneifel zu den 26 CDU-Hochburgen im Land, wo die Partei über 20 Prozent über ihrem Landesergebnis von 35,9 Prozent liegt. Das landesweit beste Ergebnis bei den Zweitstimmen erreicht sie im Wahlkreis Bitburg mit 44,5 Prozent.

Die Schwerpunktgebiete der Sozialdemokraten liegen vor allen in Reinhessen-Nahe und in der nördlichen Westpfalz. Trotzdem kann die SPD auch in der Region punkten. Im Wahlkreis Trier schaffte die Katarina Barley als einzige aller rheinland-pfälzischen SPD-Direktkanditen eine Zunahme des Erststimmenanteils. Barley legte um 2,6 Prozentpunkte zu und bekam 33,7 Prozent. Barley hat unter allen SPD-Direktkandidaten den größten Unterschied zwischen Erststimmen- und Zweitstimmenanteil. Er beträgt bei ihr neun Prozentpunkte.

Info: Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung in Rheinland-Pfalz lag mit 77,6 Prozent knapp fünf Prozentpunkte höher als 2013. Mit 81,3 Prozent weist der Kreis Trier-Saarburg landesweit die drittstärkste Wahlbeteiligung in den Landkreisen auf, hinter Mainz-Bingen und dem Rhein-Pfalz-Kreis. In Bernkastel-Wittlich betrug die Beteiligung 78, im Eifelkreis Bitburg-Prüm 76,4 und in der Vulkaneifel 77,7 Prozent. In Trier gaben 74,8 Prozent der Wähler ihre Stimme ab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort