Was jetzt auf Familien zukommt

TRIER. Alle müssen Opfer bringen, vielen wird es besser gehen. Das waren die Kernaussagen der Regierungserklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder am Freitag. Wie wirken sich seine Pläne auf die TV -Familie Vogel aus?

 So richtig freuen kann sich die TV -Familie Vogel nicht über die Worte des Kanzlers: Tim, Tina, Teresa, Tanja, Tobias, Thomas, Oma Thea und Nesthäkchen Tabea (von links).Foto: Friedemann Vetter

So richtig freuen kann sich die TV -Familie Vogel nicht über die Worte des Kanzlers: Tim, Tina, Teresa, Tanja, Tobias, Thomas, Oma Thea und Nesthäkchen Tabea (von links).Foto: Friedemann Vetter

"Da kommt ja einiges auf uns zu", poltert ein Kollege von Thomas Vogel, nachdem er im Radio gehört hat, was Schröder fordert. Auch Thomas überlegt sich, was des Kanzlers Worte für ihn und seine Familie bedeuten. Mehr Geld wird Thomas Vogel vorerst nicht in der Tasche haben. Stattdessen muss er mehr ausgeben, etwa für Versicherungen. Künftig wird nicht mehr alles durch Krankenkasse oder Rentenversicherung abgesichert sein. So muss der 35- Jährige sich selbst versichern, wenn er etwa bei einer längeren Krankheit weiter Krankengeld bekommen will. Und was ist, wenn Kündigungen in der Firma anstehen? Die Lockerung des Kündigungsschutzes betrifft auch den kaufmännischen Angestellten. Kommt es zu einer betriebsbedingten Kündigung, kann er wählen, ob er dagegen klagt oder eine Abfindung erhält. Und da die Sozialauswahl bei Kündigungen geändert wird, ist er als Familienvater nicht mehr so sicher vor Kündigungen wie bisher. Das betrifft auch seine Frau Tanja. Verliert sie oder Thomas ihren Job, gibt es künftig nur noch zwölf Monate Arbeitslosengeld, und zwar weitaus weniger als bisher. Auch die 33-jährige Filialleiterin einer Boutique spürt vorerst von Entlastungen, stattdessen muss sie erst mal mehr zahlen: zum Beispiel bei den Zuzahlungen für Medikamente und bei jedem Arztbesuch. Das ärgert auch Oma Thea Vogel. Noch fühlt sie sich fit, war zuletzt vor zwei Jahren ernsthaft krank. Aber mit 63 macht sie sich schon Gedanken, ob sie es sich leisten kann, krank zu werden. Sie lebt ganz gut von ihrem Ersparten, mit der bescheidenen Rente allein käme die Witwe nicht rund. Dieses Jahr gibt es sogar ein paar Euro mehr, um 1,2 Prozent wird die Rente erhöht. Künftig wird der Rentenanstieg gebremst werden. Darüber macht sich ihre Tochter Tina Vogel noch keine Gedanken. Die 29-jährige allein erziehende Programmiererin freut sich, dass Schröder die Zahl der Ganztagsschulen erhöhen will. "Die Betreuung zu organisieren, ist immer purer Stress", jammert die Mutter von Tobias, 8 und Tabea, 2. Ihr Neffe Tim Vogel freut sich, dass das Bildungssystems besser werden soll. "Das, was wir in der Schule lernen, ist doch für die Füße", beschwert sich der 13-jährige Gymnasiast. Falls er nach der Schule eine Ausbildung machen will, kann er zumindest hoffen, schneller einer Lehrstelle zu finden. Alle Unternehmen, die nicht genügend Ausbildungsplätze anbieten, müssen eine Abgabe zahlen. Und wenn er sich dann später mal in einem Handwerksberuf selbstständig machen will, dann braucht er nicht mehr unbedingt einen Meisterbrief. "Ich finde, Schröder hat coole Ideen. Der gefällt mir", lautet der Kommentar des 13-Jährigen.

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