Was sind chronische Schmerzen? Antworten auf sieben häufige Fragen

Berlin · Millionen Deutsche leiden darunter, viele über Jahre - Diagnose: Schmerz. Doch die Verbesserungen in der Therapie hinken insgesamt der Zunahme der Fälle hinterher.

Wie hat sich die Zahl der Schmerzdiagnosen entwickelt?

Schmerzen ohne direkten Bezug zu einer anderen organischen Krankheit wurden nach den Daten aus dem Arztreport der Barmer GEK 2014 bei 3,25 Millionen Menschen diagnostiziert. Die Zahl der Fälle ist stark gestiegen. Mehr als vier Prozent der Bundesbürger sind betroffen. Die Dunkelziffer gilt als hoch.

Wie verteilen sich die Diagnosen?

Die Diagnose Schmerz, bei der die Ärzte eine körperliche Ursache annehmen, macht mit rund vier Fünftel den größten Anteil aus. Hier gab es seit 2005 einen Anstieg um 72 Prozent. Bei der Diagnose "Anhaltende Schmerzstörung", die eher auf die Psyche zurückgeführten Schmerz umfasst, war der Anstieg bei kleineren Fallzahlen noch höher.

Welche Personen sind besonders betroffen?

Insgesamt sind chronische Schmerzen laut Statistik bei Frauen häufiger. Bei den 60- bis 64-Jährigen erhielten 4,5 Prozent der Männer und 6,6 Prozent der Frauen die Diagnose Schmerz. Bei den über 90-Jährigen sind es fast zehn Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen. In jüngeren Altersgruppen ist die Diagnose weit seltener.

Welche Begleiterkrankungen sind häufig?

Chronische Leiden am Muskel-Skelett-System - vor allem der Wirbelsäule - kommen besonders oft bei Schmerzpatienten vor, ebenso wie bestimmte Krebserkrankungen. Mögliche Gründe reichen von einer Zunahme von Einflüssen wie schmerzauslösenden Körperhaltungen oder von Stress bis hin zu mehr Diagnosen wegen steigender Aufmerksamkeit der Ärzte.

Wie lange leiden Betroffene unter chronischen Schmerzen?

Im Durchschnitt dauert die Leidensgeschichte eines Patienten sieben Jahre. Nach Angaben der Bundesärztekammer kämpft jeder Fünfte sogar 20 Jahre und länger gegen die Beschwerden.

Wie kommen Patienten typischerweise an passende Therapien?

Laut Deutscher Schmerzliga und weiterer Fachorganisationen oft über Umwege - es fehle an einer Vernetzung innerhalb der medizinischen Fachgebiete. Erste Anlaufstelle sei oft die Apotheke. Patienten wüsten oft nicht einmal, dass es Ärzte mit einer speziellen schmerzmedizinischen Ausbildung gebe. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin meint, für eine flächendeckende Versorgung seien mindestens 10 000 Schmerzmediziner nötig. Derzeit gebe es nur 400 Ärzte, die in Vollzeit Schmerzpatienten versorgen.

Was fordern Ärzte und Krankenkassen?

Die Mediziner setzen sich für mehr und bessere Schmerztherapie ein - unter anderem durch Teams verschiedener Fachrichtungen. Auch die Krankenkassen mahnen Verbesserungen an, besonders in der Akutbehandlung.

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