Wein trinken aus Protest gegen den Hochmoselübergang

Die Gegner des Hochmoselübergangs ziehen nach Berlin. Mit einer Protest-Weinprobe in einem In-Restaurant machen sie gegen das 270-Millionen-Euro-Projekt mobil. Unterstützt werden sie unter anderem von Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne).

 So soll der Hochmoselübergang am Ende aussehen: die geplante Brücke bei Ürzig (Vordergrund) in einer Computer-Simulation. Foto: V-Kon

So soll der Hochmoselübergang am Ende aussehen: die geplante Brücke bei Ürzig (Vordergrund) in einer Computer-Simulation. Foto: V-Kon

Ürzig/Berlin. Sie wollen den Moselriesling retten. Der weltbekannte Wein ist nämlich in Gefahr. Das jedenfalls glauben nicht nur renommierte Winzer wie Markus Molitor und Katharina Prüm aus Wehlen (Kreis Bernkastel-Wittlich) und Ernst Losen aus Bernkastel-Kues. Sondern auch die international bekannten britischen Weinkritiker Stuart Pigott und Hugh Johnson.

Als Herausgeber des Welt-Atlas des Weins und von "Der kleine Johnson" mit einer Gesamtauflage von 3,5 Millionen, spricht er von "Vandalismus und Verbrechen". "Ich rufe zum Aufstand auf", erzürnt sich sein Landsmann und Weinkolumnist Pigott.

Was Winzer und Weingurus so erzürnt, ist der Hochmoselübergang. Seit einem Jahr wird an der 1,7 Kilometer langen und 160 Meter hohen Flussüberquerung zwischen den Moselorten Ürzig und Zeltingen-Rachtig trotz anhaltender Proteste gebaut.

Die Verkehrsader soll über Weinberge führen - mit so berühmten Lagen wie Bernkasteler Doctor oder Zeltinger Himmelreich. Die, so sind sich die Kritiker sicher, würden durch das 270-Millionen-Euro-Projekt zerstört. Bordeaux- oder Burgunder-Weine könnten leicht kopiert werden, der Moselriesling aber sei einmalig, sagt Johnson. Selbst internationale Zeitungen wie das amerikanische Wall Street Journal oder der britische Guardian widmen sich mittlerweile dem Protest gegen "das Monster", wie Kritiker das Bauwerk nennen. In Mainz kann man den Aufstand nicht verstehen. Verkehrsminister Hendrik Hering sieht durch das Straßenbauprojekt keine Auswirkungen auf den Weinbau - und wenn, dann "allenfalls lokal", wie er kürzlich in einem Leserbrief in der renommierten Weinfachzeitschrift "Vinum" schrieb.

Die Brücke, die zunächst privat finanziert und mit Maut betrieben werden sollte, soll ab 2016 die Eifel mit dem Hunsrück verbinden. Das ist aber in den Augen der Kritiker überflüssig. Das Verkehrsaufkommen sei gar nicht groß genug, als dass sich der Hochmoselübergang finanziell überhaupt tragen würde. Vor Gericht sind die Gegner des Projektes allerdings gescheitert. Bis zum Bundesverwaltungsgericht sind sie mit ihren Klagen gezogen. Schließlich gaben die Richter grünes Licht für den Bau.

Geschlagen geben wollen sich Umweltschützer, Winzer und Weinfreunde aber noch lange nicht. Sie machen weiter mobil und ziehen mit ihrem Protest nun nach Berlin. An diesem Sonntag veranstalten sie unter dem Motto "International Riesling Rescue (Internationale Riesling Rettung)" eine kulinarische Weinprobe im angesagten Berliner China Restaurant Hot Spot im Stadtteil Charlottenburg. Die Auswahl fiel nicht ganz zufällig auf das In-Lokal. Neben "mit Teeblättern geräucherter Ente" bietet das Restaurant unter anderem auch Moselweine von Ernst Loosen und Markus Molitor an. Beide Winzer werden am Sonntag auch bei der Protest-Weinprobe dabei sein - genau wie Katharina Prüm, Stuart Pigott, Hugh Johnson und ihre britische Kollegin Jancis Robinson. Prominente Unterstützung geben Ex-Außenminister Joschka Fischer und Renate Künast, Grünen-Fraktionschefin im Bundestag. Pigott hat angekündigt, man werde das ein oder andere Glas Moselwein aus Protest gegen den Hochmoselübergang trinken.

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