Wenn das Zocken und Flirten an die Brieftasche geht

Mainz/Trier · An welchen Methoden sich rheinland-pfälzische Verbraucherschützer im Internet stören und warum sie Online-Spiele genau unter die Lupe nehmen.

 Die Partnersuche oder die Aufnahme eines Kredits ohne Schufa-Auskunft im Internet können Nutzer teuer zu stehen kommen. Symbolfoto: dpa

Die Partnersuche oder die Aufnahme eines Kredits ohne Schufa-Auskunft im Internet können Nutzer teuer zu stehen kommen. Symbolfoto: dpa

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Mainz/Trier Ein Jahr ist es her, dass das Land im Pokémon-Go-Fieber war. Jugendliche zückten an der Porta Nigra in Trier, dem Saarburger Wasserfall oder dem Wittlicher Marktplatz ihre Smartphones, um auf Monsterjagd zu gehen. Online-Spiele sind in, können mit der Zeit aber ins Geld gehen. Wer sich eine App aufs Handy lädt, um zu zocken, kann sich oft zusätzliches Zubehör dazu kaufen.
Manchmal haben sogar Kinder Zugriff auf die Smartphones ihrer Eltern, wie in einem folgenschweren Fall in Rheinland-Pfalz. Da langte ein Zehnjähriger offenkundig ohne das Wissen seines Vaters zu, um sein Online-Spiel auszuschmücken. Er kaufte ein, von 99 Cent bis 99 Euro, die Beträge flossen vom Bankkonto des Papas ab. Am Ende hatte der Junge 349 Käufe getätigt - für insgesamt 8500 Euro.
Verbraucherschützer nehmen hier auch die Anbieter in die Pflicht, höhere Hürden aufzubauen. Nicht nur deswegen, auch wegen drohender Abofallen nehmen sie die Online-Spiele stärker unter die Lupe (siehe Extra).
Die 8500-Euro-Rechnung war nicht der einzige Fall, in dem rheinland-pfälzische Verbraucher im vergangenen Jahr Schutz gesucht haben. Internetnutzer klagten auch wegen Online-Partnerportalen. Referent Christian Gollner spricht von teuren Tarifen und nimmt Slogans der Anbieter aufs Korn, die alle elf Minuten einen verliebten Single versprechen. Finde ein Nutzer seine große Liebe, sei diese aber kein Grund, aus einem Zweijahresvertrag aussteigen zu dürfen, der mehr als 800 Euro kosten könne. Manchmal gebe es auch merkwürdige Klauseln, wenn Kunden nach 14 Tagen von ihrem Widerrufsrecht Gebrauch machen und aus dem Vertrag aussteigen wollen. Eine Rheinland-Pfälzerin habe für zwei Wochen Nutzung noch einen Wertersatz von 360 Euro zahlen müssen, teilt die Verbraucherzentrale mit. Der abgeschlossene Einjahresvertrag habe sie 480 Euro gekostet. Die weitere Verbraucherkritik an den Portalen: Vor Vertragsschluss sei meist keine Preisliste einsehbar, Nutzer könnten in kostenlosen Probephasen gar nicht mit anderen Menschen in Kontakt treten. Gollner rät, lieber kostenlose Probetage mit Vollzugriff zu nutzen, kurze Laufzeiten zu wählen oder auf kostenlose Seiten umzusteigen.
Übertolpelt fühlten sich manche Verbraucher auch von Firmen, die Kredite von fast 6500 Euro ohne Schufa-Auskunft anboten. Als Gegenleistung sollten Verbraucher einmalig 99 Euro per Nachnahme zahlen. Das Kleingedruckte habe offenbart, dass danach nicht mal der Kredit sicher war. Auch Online-Shops, die mit Schnäppchen lockten, Vorkasse verlangten und nie die Ware lieferten, waren im vergangenen Jahr ein Problem. Barbara Steinhöfel schlägt Kunden vor, Anbietern im Netz nicht unmittelbar zu vertrauen, das Impressum zu prüfen und sich in zweifelhaften Fällen an die Verbraucherzentrale zu wenden. Im Falle des mit einer 8500 Euro Rechnung gebeutelten Vaters hatte das Erfolg: Der Anbieter des Online-Spiels forderte letztlich nur 400 Euro.Extra: WAS BEFRAGTE ZU ONLINE-SPIELEN SAGEN


Verbraucher nutzen Online-Spiele nicht sorgenfrei. Das zeigt eine Umfrage des Marktwächter-Teams der rheinland-pfälzischen Verbraucherzentrale unter 1051 repräsentativ ausgewählten Internetnutzern. Diese zeigt, dass Spiele-Apps immer beliebter sind und von 91 Prozent der 14- bis 25-Jährigen genutzt werden. Zugleich haben 72 Prozent aller Befragten Bedenken, für welche Zwecke Anbieter die persönlichen Daten nutzen, die sie bei der Anmeldung erfassen. Gering ist hingegen der Anteil der Nutzer, die bereits in eine Falle getappt sind und ohne es zu wollen ein Abo abgeschlossen haben. Der Anteil liegt bei insgesamt fünf Prozent, bei minderjährigen Nutzern von 14 bis 17 Jahre dagegen mit zwölf Prozent deutlich höher.

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