Wenn die Apotheke weit weg ist

Trier · Die Zahl der Medikamentenverkaufsstellen im Land geht immer weiter zurück. Apotheker machen Konkurrenz aus dem Internet dafür verantwortlich. Ministerin sieht keinen Notstand.

 Man muss nicht in die Apotheke gehen, um rezeptpflichtige Medizin zu kaufen. Das geht auch online. Deutsche Apotheker wehren sich gegen die günstigere Konkurrenz aus dem Ausland. Foto: dpa

Man muss nicht in die Apotheke gehen, um rezeptpflichtige Medizin zu kaufen. Das geht auch online. Deutsche Apotheker wehren sich gegen die günstigere Konkurrenz aus dem Ausland. Foto: dpa

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Wer gestern am Feiertag etwa in Morbach im Hunsrück eine Apotheke benötigt hat, der musste entweder ins 30 Kilometer entfernte Hermeskeil oder Kirschweiler (15 Kilometer weiter) fahren. Auch in Wittlich hatte keine Apotheke Notdienst. Die nächsten hatten in Daun (38 Kilometer) oder Ediger-Eller (35 Kilometer) geöffnet. Nach Ansicht der Landesapothekerkammer wird in Zukunft nicht nur am Wochenende oder an Feiertagen der Weg zur nächsten Apotheke weit. Die Zahl der Medikamentenverkaufsstellen werde sich in den nächsten Jahren weiter reduzieren, sagt Arnulf Klein, Geschäftsführer der Apothekerkammer. Das liege an der zunehmenden Konkurrenz durch Internetapotheken und auch daran, dass Apotheker, die aus Altersgründen aufgeben, keine Nachfolger mehr fänden. Bereits in den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Apotheken in RheinlandPfalz verringert. Hat es 2007 noch 1134 gegeben, waren es Ende vergangenen Jahres noch 1022. Deutschlandweit schlossen im vergangenen Jahr 226 Apotheken. In den ersten drei Monaten dieses Jahres ist die Zahl der Apotheken in Deutschland erstmals seit der Wiedervereinigung auf unter 20 000 gesunken.

Auf den ersten Blick ist die Region Trier mit fast 120 Apotheken, davon über 30 allein in Trier, gut versorgt. Schaut man sich doch die Verteilung an, erkennt man, dass vor allem in ländlichen Gebieten die Zahl der Apotheken gering ist. Nach Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) kommen in den Landkreisen Vulkaneifel, Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg auf 100 000 Einwohner weniger als 23 Apotheken, im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind es 24 bis 25 und in Trier mehr als 26.

Um ein weiteres Apothekensterben zu verhindern, fordert Klein ein Verbot des Versandhandels von rezeptpflichtigen Medikamenten. Die Krankenkassen warnen jedoch davor, den Internetapotheken die Schuld am Apothekensterben zu geben. Nur jeder vierte Deutsche habe überhaupt schon mal online Arzneimittel gekauft, und nur drei Prozent davon haben rezeptpflichtige Medikament bei Versandapotheken bestellt, fand eine Befragung im Auftrag des Ersatzkassenverbandes (VDEK) heraus. Von einer "Existenzbedrohung der Apotheke um die Ecke" könne keine Rede sein, sagt VDEK-Chefin Ulrike Elsner.

Die Apotheker im Land wünschen sich ingesamt mehr Unterstützung von der Politik. Kammergeschäftsführer Klein schlägt vor, dass das Land, ähnlich wie bei niedergelassenen Ärzten, die Eröffnung von Apotheken auf dem Land finanziell fördert.

Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) verweist auf ein "ein Bündel von Maßnahmen", mit denen sie die Arzneimittelversorgung im Land sicherstellen will. Als Beispiele nennt sie die Unterstützung zur Ansiedlung von Ärzten in ländlichen Regionen. Damit werde auch die wirtschaftliche Existenzgrundlage der Apotheken in der Fläche sichergestellt. Außerdem unterstütze sie das Verbot des Versandhandels von rezeptpflichtigen Medikamenten, sagte die Ministerin unserer Zeiutng. Allerdings könne nicht von einem Apothekensterben im Land die Rede sein. "Die Apothekenzahl in Rheinland-Pfalz ist in den letzten Jahren kontinuierlich leicht rückläufig, jedoch liegt die Apothekendichte in Rheinland-Pfalz konstant bei 26 Apotheken pro 100 000 Einwohner und damit über dem Bundesdurchschnitt."

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