Wenn die Sicherheit zur trügerischen Falle wird

Es ist paradox: Die Zahl der Unfälle auf der Bitburger geht zurück, doch immer mehr Menschen sterben auf der Bundesstraße. Liegt es an zunehmender Rücksichtslosigkeit, oder ist die B 51 zu gefährlich?

Bitburg. (wie) 20 Kilometer - länger ist die Strecke von Trier nach Bitburg über die B 51, die sogenannte Bitburger, nicht. 20 Kilometer, die aber täglich Tausende von Pendlern viele Nerven kosten, 20 Kilometer, die für viele Auto- und Motorradfahrer in den vergangenen Jahren auch tödlich waren. Nirgends in der Region kracht es häufiger als auf der B 51. Und wenn es auf der Strecke zu einem Unfall kommt, dann endet er meist in einer Tragödie, mit Schwerverletzten oder gar Toten. Auf den ersten Blick scheint es daher unverständlich, dass weder Polizei, noch der für die Landes- und Bundesstraßen in Rheinland-Pfalz zuständige Landesbetrieb Mobilität (LBM) die B 51 als Unfallschwerpunkt bezeichnet. LBM-Sprecherin Birgit Küppers spricht vor dem Hintergrund des zunehmenden Verkehrs auf der Bundesstraße sogar von einem "unauffälligen" Unfallgeschehen. Sechs Unfälle pro Kilometer

Aus Sicht der Experten ist das sicherlich so. Denn als Unfallschwerpunkte bezeichnen sie einzelne Stellen, an denen es häufiger kracht — auf der Bitburger kommt es aber fast auf der kompletten Strecke immer wieder zu Karambolagen. Statistisch gesehen gab es im vergangenen Jahr pro Kilometer auf der Strecke zwischen Trier und Bitburg sechs Unfälle. Und das Erstaunliche: Die Zahl der Unfälle geht auf diesem Abschnitt der insgesamt 570 Kilometer langen Bundesstraße, die von Bremen über Niedersachsen, Nordhrein-Westfalen und Rheinland-Pfalz bis ins Saarland führt, zurück. Im ersten Halbjahr 2007 waren es noch 214, in den ersten Monaten diesen Jahres gingen sie auf 198 zurück. Dafür steigt die Zahl von Schwerverletzten und Toten auf der Bitburger. "Das macht uns Sorgen", sagt Polizeisprecher Reinhard Rothgerber. Der Unfallgutachter Norbert Pinter hat dafür eine einfache, aber einleuchtende Erklärung: "Es wird mehr gerast, weil die Leute sich sicherer fühlen." Die Sicherheits-Ausstattung, die fast in allen Autos Standard ist und schlimme Unfälle verhindern soll, führt offenbar dazu, dass viele Autofahrer jegliche Vorsicht vergessen und sich völlig auf die Technik ihres Fahrzeugs verlassen: Fuß aufs Gas, und wenn es kracht, sorgen Airbag, EPS und ABS dafür, dass nichts Schlimmes passiert. Eine trügerische Sicherheit, wie die schweren Unfälle der vergangenen Wochen auf der B 51 zeigen. Im Gegensatz zu Polizei und Unfallforscher sieht man beim LBM die Hauptursache für die Unfälle aber nicht in zu hohen Geschwindigkeiten und rücksichtlosen Autofahrern, sondern in der hohen Verkehrsbelastung. Mit nahezu 15 000 Fahrzeugen am Tag sei die Belastung der B 51 im vergangenen Jahr fast doppelt so hoch gewesen wie der Landesdurchschnitt. Rund um Bitburg liege die Belastung sogar weit über dem Mittelwert auf rheinland-pfälzischen Bundesstraßen, sagt LBM-Sprecherin Küppers. Daher soll die Strecke weiter mit Überholspuren ausgebaut werden. Dort, wo es diese (noch) nicht gibt, gebe es Überholverbote oder Geschwindigkeits-Beschränkungen. Man werde sich die jüngsten Unfälle genau anschauen und notfalls "kurzfristige Maßnahmen" ergreifen, um die entsprechenden Abschnitte sicherer zu machen, sagt Küppers.

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