"Wenn es 50:50 steht"

Der Politikberater Michael Spreng zum Fernseh-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz.

Herr Spreng, was würden Sie Angela Merkel für das Fernseh-Duell raten?
Michael Spreng Sie muss etwas emotionaler werden und bildhafter sprechen. In erster Linie sollte sie jedoch so bleiben, wie sie ist.

Aber läuft die Kanzlerin dann nicht Gefahr, nach zwölf Jahren im Amt vor allem langweilig zu wirken?
Spreng Nein. Vor wenigen Wochen haben wir noch gedacht, es gebe eine gewisse Abwahlstimmung. Aber die ist ja nach der Saarlandwahl weitgehend verpufft.

Welchen Tipp hätten Sie für Martin Schulz?
Spreng Ich würde ihm und der SPD dringend raten, schon vor dem Duell ein zweites Thema neben der sozialen Gerechtigkeit aufzumachen. Er sollte sich an den Macron-Zug in Frankreich anhängen und auf Europa setzen. Das wäre Schulz auf den Leib geschneidert. Es gehört allerdings ein bisschen Mut dazu. Wobei ich auch der Union zu einem zweiten Thema neben der inneren Sicherheit rate - das wäre zum Beispiel die Bildung.

Könnte Schulz mit dem Duell für mehr Wechselstimmung sorgen?
Spreng Dies erst beim Duell zu versuchen, wäre schon zu spät. Das muss er vorher schaffen. Entscheidend wird für Schulz sein, dass die beiden Landtagswahlen im Mai gut ausgehen, dass er inhaltlich klarer wird und welches Programm die SPD dann im Juni vorlegt.

Das heißt, das Duell wird nicht wahlentscheidend sein?
Spreng Das Fernseh-Duell wird einen Trend nicht grundsätzlich umkehren, sondern ihn nur verstärken oder abschwächen. Steht es Anfang September jedoch 50:50, dann kann der Schlagabtausch für Merkel oder Schulz ausschlaggebend sein.Extra: POLITIKBERATER UND GELERNTER JOURNALIST

Michael Spreng (68) war 1989 bis 2000 Bild am Sonntag-Chefredakteur. Seit 2000 ist er Politikberater. 2002 managte er den Wahlkampf von Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU).

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