Westerwelle gegen Wechsel-Wellen

BERLIN. FDP-Chef Guido Westerwelle hat erneute Spekulationen über eine Ablösung von Generalsekretärin Cornelia Pieper zurückgewiesen. "Personalfragen werden zu dem Zeitpunkt öffentlich gemacht, an dem sie anstehen, also vor dem FDP-Bundesparteitag im Mai", sagte er am Dienstag in Berlin.

Erwartungsgemäß hat der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle seinerPflicht genüge getan und die Meldung einer Zeitung,Generalsekretärin Cornelia Pieper würde im Mai durch densaarländischen Landesvorsitzenden Christoph Hartmann ersetzt,dementiert. Solche Personalspekulationen entbehrten jederGrundlage, sagte Westerwelle in Berlin, und außerdem sei FrauPieper eine außerordentlich erfolgreiche Generalsekretärin. Politikerin mit Glaubwürdigkeits-Problem

Diese Begründung trägt allerdings wenig dazu bei, das angebliche Gerücht als solches zu entlarven. Denn erstens ist jedem Insider in Berlin bekannt, dass die Personalspekulation keineswegs der Grundlage entbehrt; zweitens gilt Cornelia Pieper seit ihrer misslungenen Karriere-Planung - als Spitzenkandidatin versprach sie den Wählern, nach Sachsen-Anhalt zu kommen, blieb aber trotzdem in Berlin - als Politikerin mit Glaubwürdigkeits-Problem. Im heimatlichen Magdeburg sitzt sie zwischen allen Stühlen, in Berlin ist sie Tuschel-Objekt. Auch im Präsidium der Liberalen wird die politische Statur der Generalsekretärin mittlerweile kritisch gesehen. Insofern sind die Wechsel-Wellen also nachvollziehbar.

Allerdings wäre im Fall der Fälle nicht Christoph Hartmann Favorit für die Nachfolge, sondern die baden-württembergische Präsidin Birgit Homburger (37). Die Umweltexpertin hat im Gegensatz zum erst 30-jährigen Neuling aus Homburg/Saar bereits hinreichend parlamentarische Erfahrung, einen starken Landesverband hinter sich und den Vorteil, eine Frau zu sein. Außerdem hat Westerwelle bereits mal mit Homburger als Generalsekretärin geliebäugelt.

Der Homburger oder die Homburger?

Damals hat sich der Parteichef für Cornelia Pieper entschieden, auch im Hinblick auf die liberale Diaspora in Ostdeutschland. Allen Dementis zum Trotz istWesterwelle dem Vernehmen nach noch unentschlossen, ob er an Pieper festhalten will. Möglich sei durchaus ein Wegloben der Sachsen-Anhaltinerin auf den frei gewordenen Posten von Jürgen Möllemann als Parteivize, heißt es. Westerwelles Wahl werde jedenfalls erst kurz vor dem Parteitag der FDP (am 18. Mai in Bremen) fallen.

Solange darf in Berlin noch der Kalauer verbreitet werden: Ein Homburger hat auf jeden Fall Chancen, Cornelia Pieper als Generalsekretärin zu beerben - entweder Birgit Homburger oder der Homburger Hartmann.

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