Who is who?

Wer was sein will in Deutschland, muss im "Who's who" stehen, genauer gesagt in der deutschen Ausgabe "Wer ist wer". Aber wer von den Promis aus unserer Region steht denn nun drin? Und vor allem: wer nicht? Ein Blick in die aktuelle Neuauflage bringt durchaus überraschende Erkenntnisse.

Trier. Wer es in den 1500-Seiten-Wälzer geschafft hat, gehört laut Vorwort zu den "bedeutenden Menschen", zu den "Schrittmachern der Gesellschaft", für die es eine "vornehme Verpflichtung ist, sich der Öffentlichkeit vorzustellen". Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn nur die Allerprominentesten schaffen ganz von selbst den Weg in den "Who's who". Das Gros der 30 000 Auserwählten muss sich quasi selbst vorschlagen, via Internet-Formular. Und wer auch noch sein Bild dabei sehen will, darf dafür eine "Bearbeitungsgebühr" zahlen. Wie viel bedeutsame Informationen jemand über sich preisgibt, ist ihm dabei selbst überlassen. Staatssekretär Karl Diller etwa, vom Rang her das politische Alpha-Tier der Region, kommt mit vier knochentrockenen Zeilchen aus - fast wie im richtigen Leben.Auskunftsfreudige Altvordere

Die politisch Altvorderen der Region sind dagegen richtig redselig. Ex-Staatssekretär Karl Haehser braucht 26 Zeilen, inklusive aller Orden und Vornamen seiner Töchter. Von EU-Veteran Horst Langes erfahren wir, dass er kriegsbedingt die Schule unterbrechen musste. Alt-Ministerpräsident Carl-Ludwig Wagner glänzt mit vierfacher Fremdsprachenkenntnis, der frühere Regierungspräsident Walter Blankenburg hingegen mit Bescheidenheit: Er kommt gar nicht vor. Ebenso wie Alt-OB Helmut Schröer. Nachfolger Klaus Jensen hingegen ist, kaum im Amt, schon drin. Wie bedeutsam die "Who's who"-Präsenz für Karrieren ist, wurde nie empirisch erfasst. Fest steht nur: CDU-Eifelheros Michael Billen kommt vor, der ansonsten omnipräsente Konkurrent Bernhard Kaster hingegen nicht. Und Billen hat die Wahl zum Bezirksvorsitz gegen Kaster gewonnen. Allerdings haben ihren christdemokratischen Kollegen Christoph Böhr selbst 34 Zeilen plus Bild nicht vor dem Absturz bewahrt. Wohingegen Bischof Marx auch ohne Eintragung die Karriere-Leiter hinaufgefallen ist. Demnächst wird er wohl drinstehen - sein künftiger Vorgänger, Friedrich Kardinal Wetter, fehlt jedenfalls nicht. Überraschung bei der Phalanx der Landräte: Kein Schartz, kein Graef, nicht einmal der ewige Landrat Groß hat es in den "Wer ist wer" geschafft. Wohl aber die sonst so auffällig zurückhaltende Landrätin Läsch-Weber, die sogar ganz privatissime ihr Geburtsdatum und ihre Telefonnummer daheim verrät. Ganz schwer haben's die Sportler. Kein Linzepaul, nicht einmal der Leih-Georgier Klaus Toppmöller, auch nicht Schiri Herbert Fandel oder Manager Werner Heinz. Ebbe auch bei den Künstlern: Guildo Horn fehlt, vielleicht, weil man ihn unter seinem Künstlernamen nicht eingruppieren wollte, der Platz für "Horst Köhler" aber schon anderweitig besetzt war. Zum Glück gibt's Franz Grundheber, der die Ehre der Region rettet. Der kleine Trierer Theater-Intendant Gerhard Weber findet keine Berücksichtigung, dafür aber sein bedeutender Kollege Hubert vom Venn vom großen Landestheater Eifel. Ach ja, und GMD István Dénes steht ebenfalls drin. Dafür aber weder Jacques Berndorf noch Edwin Klein. Kein Platz für Köche und Literaten

Keine Chance für edles Essen aus der Region: Das Sternekoch-Trio Thieltges, Rüssel, Becker wird ignoriert, dafür grinst Johann Lafer dreifach als "Koch, Hotelier, Moderator" ins Bild. Kein Winzer, nicht mal Sibylle Kuntz. Wenn das der Adolf Schmitt sieht…Und die Uni? Präsident Peter Schwenkmezger belässt es bei einer Mini-Pflicht-Eintragung, wohingegen die standesbewusste Professoren-Front der Alt-Juristen fast geschlossen die eigene Bedeutung dokumentiert. Derweil verweigert die wissenschaftliche Elite der renitenten Soziologen und der eigenwilligen Psychologen mehrheitlich das spießige Abgrenzungs-Ritual.Linke mit bürgerlichen Ambitionen

Freilich sind es gerade gestandene Altlinke wie die Professoren Hahn und Hamm, die dann doch nur ungern im Kompendium des Bildungsbürgertums fehlen wollen. Anders übrigens als die geballte Ärzteschaft, die - mit oder ohne Professorentitel - den "Wer ist wer" offenkundig meidet. Auffällig die Abwesenheit der wirklich Wichtigen und Mächtigen aus der Wirtschaft. Kein Axel Simon, keiner aus der Reh-Dynastie, kein JTI-Pudritz. Auch die Präsidenten der Kammern fehlen, dafür dürfen sich - Spiegel der Machtverhältnisse? - die Hauptgeschäftsführer Kocks und Rössel verewigen. Rekordhalter aus der Region ist übrigens ein Mann der Bücher: Der pensionierte Bibliotheksdirektor Gunther Franz bringt es auf stolze 58 Zeilen - immerhin der Gegenwert von gut 14 Staatssekretären.

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