"Wie gehen wir mit Scheitern einer Ehe um?"

Im Dezember 2013 hat die vom Trierer Bischof Stephan Ackermann einberufene Synode ihre Arbeit aufgenommen. Vor Beginn des dritten Treffens sprachen Synoden-Sekretär Christian Heckmann und Moderator Wolfgang Drehmann mit unserer Mitarbeiterin Ute Klockner über den aktuellen Stand der Beratungen sowie ihre Erwartungen an das Treffen.

 Zu Beginn der Synode vor einem Jahr in Trier ging es noch ums Kennenlernen. Inzwischen stehen die Themen im Mittelpunkt. Foto: TV-Archiv/Kimmling

Zu Beginn der Synode vor einem Jahr in Trier ging es noch ums Kennenlernen. Inzwischen stehen die Themen im Mittelpunkt. Foto: TV-Archiv/Kimmling

Bischof Ackermann hat im Mai gesagt, die Synode habe nun das Laufen gelernt. Welchen Lernprozess soll die Versammlung in Saarbrücken bringen?Heckmann: Das Laufen soll stolperfreier werden und die Synode die richtige Richtung, ihr Ziel finden. Bei der Vollversammlung in Saarbrücken geht es vor allem darum, dass die zehn Sachkommissionen den anderen Synodalen ihre bisherige thematische Arbeit vorstellen. Dabei sollen auch Schnittstellen zwischen den Kommissionen aufgezeigt werden. So hat das Thema "Familie" Berührungspunkte in verschiedenen Bereichen. Am ersten Abend gibt es daher einen Marktplatz, auf dem alle Kommissionen ihre Arbeit vorstellen, um untereinander ins Gespräch zu kommen. Debattiert wird am zweiten Tag im Plenum. Das wird eine spannende Interaktion, wenn die Arbeit von im Schnitt 30 Leuten auf fast 300 Leute prallt. Drehmann: Teilweise ist es sehr komplex, was die Sachkommissionen an Themen erarbeitet haben. Die Frage ist, wie diese so reduziert werden können, dass auch griffige Empfehlungen für den Bischof dabei herauskommen. Im Moment sind die Sachkommissionen dabei, ihr Feld abzustecken und auf das zu reduzieren, was im Bistum regelbar ist. Auf die Fragen, die in der breiten Öffentlichkeit oft diskutiert werden, etwa die Rolle der Frau, der Umgang mit Wiederverheirateten oder die Sexualmoral, können die Synodalen dem Bischof jedoch keine Empfehlungen geben...?Heckmann: Ja, die Synodalen wissen um die Grenzen dessen, was möglich ist und sind nicht blauäugig. Die Erwartungen von außen sind hingegen extrem unterschiedlich. Die einen sagen: ‚Ihr schafft eh nichts\', die anderen sind der Meinung, dass nun von Trier eine neue Kirche ausgeht... Drehmann: Diese Themen kommen natürlich in den Diskussionen auf und es gibt extra Foren dazu. Wir können die kirchliche Lehre nicht ändern, aber sehr wohl darüber reden, wie wir vor Ort als Christen etwa mit dem Scheitern einer Ehe umgehen. Das ist auch eine Frage der Wertschätzung von menschlichen Lebenswegen. Bischof Ackermann hat die Synode beauftragt, über die Rolle der Kirche im dritten Jahrtausend zu sprechen. Dieses ist geprägt von gesellschaftlichen Veränderungen. Wie kann die Kirche da mithalten?Drehmann: Wir müssen die Lebenswirklichkeit der Menschen ernstnehmen. Die Volkskirche läuft aus. Gelingt es uns, der Kirche, dennoch nah am Menschen zu sein? Und wo bringen wir dabei das Evangelium mit ins Spiel? Die Kirche muss Veränderungen gestalten. Das zeigt sich etwa auch bei der Wahl unserer Versammlungsorte: In Trier haben wir uns in der ehemaligen Abtei St. Maximin getroffen, die heute Turn- und Konzerthalle ist. Mit dem Saarbrücker E-Werk sind wir an einen Ort, an dem der Wandel der Arbeitswelt deutlich wird. Heckmann: Für den zweiten Abend der Vollversammlung sind sogenannte "Sehwege" geplant. Etwa durch den Besuch von Orten interkultureller Begegnung oder indem sie Saarbücken mit den Augen von Obdachlosen kennenlernen, soll für die Synodalen die Lebenswirklichkeit der Menschen erfahrbar werden. Ist es nicht unglaublich schwierig, mit so vielen verschiedenen Menschen zu einer Übereinkunft zu finden?Drehmann: Es gibt unterschiedliche Einschätzungen, das ist aber sehr belebend. Aber Lagerbildungen wie etwa Konservative gegen Progressive haben wir nicht beobachtet. Heckmann: Die Synodalen lernen auch viel voneinander. Die Geistlichen erfahren, dass das Scheitern von Lebensentwürfen auch in der Kirche präsent ist. Ein Priester hat erzählt, wie er manchmal am Glauben zweifelt. Das gemeinsame Suchen prägt die Synode. Ist schon mit ersten Ergebnissen zu rechnen?Drehmann: Eher nicht. Die Kommissionen haben sich im Mai konstituiert, in der Sommerpause war es mit der Terminfindung schwierig. Bei der nächsten Vollversammlung im Mai in Koblenz erhoffen wir uns Ergebnisskizzen, mit denen wir dann in Kontakt zu den Gläubigen im Bistum treten können. Ähnlich wie vor Beginn der Synode, als sie aufgerufen waren, in Fragebögen ihre Themenwünsche zu äußern. Ist es denkbar, dass die Synode verlängert wird?Heckmann: Bisher ist dazu kein Antrag gestellt worden. Aber das Gefühl, dass die Zeit drängt, ist da. Veränderungen sind aber möglich. Waren anfangs vier Vollversammlungen geplant, sind es inzwischen sechs. Extra

Die Synode ist die erste in Trier seit 1956. Die Versammlung soll den Bischof bei von ihm festgelegten Themen beraten, etwa die Zukunft der Kirche. Bis Ende 2015 erarbeiten die Synodalen Empfehlungen für Bischof Stephan Ackermann. Er hat angekündigt, diese umzusetzen. ukl

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