Haben Sie sich jemals Gedanken darüber gemacht, was Sie auf die Frage "Wie geht es dir?" antworten? Eigentlich ist es ja eine ganz einfache Frage. Oder doch nicht? Das Leben ist eine unendliche Achterbahn von Emotionen, daher geht es uns einmal gut, einmal mies, weil zum Beispiel unsere Katze gestorben ist. Je nach dem müssten wir logischerweise mit "Mir geht es gut." beziehungsweise "Mir geht es schlecht." antworten, oder? Nö, dies ist leider sehr selten der Fall. Den Deutschen geht es immer prima, bestens, schlimmstenfalls - gut. Nur ab und zu hört man: "Heute geht es mir nicht besonders gut.", was für nicht ganz gut, aber immerhin gut steht. Mir, einem Polen, geht es natürlich immer "nicht gut". Warum die Mehrheit der Polen andauernd unzufrieden ist, weiß ich nicht ganz genau, aber vermutlich liegt es an der angeborenen Einstellung meiner Landsleute, dass es einem immer besser gehen könnte. Die slawische Seele war schon immer von Pessimismus "befallen", daher antworten die meisten Polen auf die Frage nach ihrem Befinden mit "Stara bieda!". Wortwörtlich übersetzt heißt es: altes Elend (eine Mischung aus: nichts Neues, nichts Besonderes, nichts, worüber man traurig oder glücklich sein könnte). Zurück nach Deutschland. Warum geht es den Deutschen immer gut? In einem so hoch entwickelten und erfolgreichen Land wie Deutschland dürfen die Bürger möglicherweise keine Probleme haben. In der Leistungsgesellschaft müssen ja alle motiviert, immer zufrieden, freundlich und gesund sein. Auf gar keinen Fall darf man hier negative Gefühle zeigen, denn es könnte vielleicht bedeuten, dass man schwach ist. Geht es Ihnen immer bestens, weil Sie entweder nie schlecht gelaunt oder gesellschaftsfreundlich und sozialverantwortlich sind? Benutzen Sie im täglichen Leben auch diese kleine Lüge, um die Mitbürger mit Ihrer schlechten Laune nicht zu infizieren? Sind Sie etwa ehrlich? PrzemyslawLebzuch (27) lebt seit fünf Jahren in Trier und studiertPolitikwissenschaft. Er stammt ausKatowice in Polen.