Würden Sie? Oder haben Sie schon?

TRIER. Vor 180 Jahren wurde in den USA die erste Meinungsumfrage veröffentlicht. Damals wollten Zeitungen wissen, welcher Präsidentschaftskandidat die besseren Chancen hat. Inzwischen geht es um weitaus mehr: um Körperbehaarung etwa, um einen Sommer, der noch kommen wird, oder um Streit im Urlaub.

Ist eine öde Beziehung für Sie normal? Haben Sie im vergangenen Urlaub Ihr Fotohandy benutzt? Kaufen sie weniger Bücher als früher? Oder sind Sie nicht in der Lage, ihren Stress am Wochenende abzubauen? - Wenn dem so ist, dann dürfte es Sie vielleicht trösten, dass es vielen Deutschen ähnlich geht. Ja, wirklich: Für ein Drittel der in Beziehungen lebenden Bundesbürger zwischen 20 und 49 Jahren ist es ganz normal, sich hin und wieder oder regelmäßig anzuöden. Das geht zumindest aus einer repräsentativen Umfrage des Emnid-Instituts hervor. Und die Wissenschaftler von Emnid müssen es wissen, denn ihr Unternehmen zählt neben Forsa, der Forschungsgruppe Wahlen, dem Institut für Demoskopie Allensbach, Infas und Dimap zu den bekanntesten Demoskopie-Einrichtungen in der Bundesrepublik. Demoskopen sind Meinungsforscher, also Menschen, die wissen wollen, was andere Menschen denken, machen, schon einmal gemacht haben oder nie machen würden. Fast jeder ist schon einmal zu irgend etwas befragt worden, sei es am Telefon, auf der Straße oder schriftlich.Beunruhigen Sie Phasen ohne Sex?

Wann es die erste Umfrage gegeben hat, ist unklar. Schon Karl der Große (748 bis 814) soll Meinungsbefragungen in Auftrag gegeben haben. Die erste veröffentlichte Umfrage erschien vor genau 180 Jahren, am 24. Juli 1824, in zwei amerikanischen Zeitungen mit dem Ziel, die Beliebtheit der damaligen amerikanischen Präsidentschaftskandidaten zu erkunden. Seitdem wurden Menschen überall auf der Welt zu allen möglichen Dingen befragt und die Ergebnisse veröffentlicht. Allein in Deutschland erscheinen jeden Tag neue Erkenntnisse darüber, dass sich Männer anders ärgern als Frauen und überhaupt viel zu oft gehen lassen, dass die Herren eine Löwenmähne bei Frauen besonders sexy finden und dass das weibliche Geschlecht ebenfalls dichtes Haar bei Männern bevorzugt, vorausgesetzt der starke Wuchs erstreckt sich nicht über den Rücken. Folglich haben laut repräsentativer Umfrage Glatzenträger in der Liebe weniger Erfolgs-Chancen. Kein Problem, denn 67 Prozent der Deutschen empfinden drei Wochen ohne körperliche Liebe als völlig in Ordnung, und fast zehn Prozent mehr sind sogar der Meinung, dass diejenigen übertreiben, die behaupten, bis zu dreimal wöchentlich Geschlechtsverkehr zu haben. Auftraggeber solcher geschlechtsspezifischer Meinungsumfragen sind oft Frauen-Zeitschriften. Aber es gibt auch Befragungen, deren Ergebnisse Auswirkungen auf politische und gesellschaftliche Prozesse oder wirtschaftliche Entscheidungen haben können, wie beispielsweise die Frage, welcher Prominente für welches Produkt werben könnte.Glauben Sie, dass der Sommer noch schön wird?

Wer mit Müllermilch-Becher, Quelle-Katalog oder Investment-Plan ins Fernsehen darf, entscheidet also der repräsentativ Gefragte. Das Wetter kann auch er nicht beeinflussen, dazu gefragt wird er trotzdem. Immerhin: 56 Prozent der Deutschen glauben, dass der Sommer noch schön wird. Na also: Wenn die Sonne scheint, dann ist das fast wie Urlaub, und im Urlaub streiten Paare gern. Das belegen zumindest Umfrage-Ergebnisse. Streiten lässt sich immer, zum Beispiel über Wehleidigkeit, Untreue und Sturheit der Männer. Und die Frauen? Die werden laut Allensbacher-Studie von den Herren als zärtlich, einfühlsam und charmant beschrieben. Sind Männer also zu blöd, um sich über Frauen zu ärgern? Zu blöd nicht, sie ärgern sich aber über andere Dinge, meint das Münchener Institut für Rationelle Psychologie, vor allem im Straßenverkehr und hier insbesondere über Straßenbaustellen. Dann doch lieber zu Hause bleiben. Das Glück in den eigenen vier Wänden ist den Deutschen ohnehin das Wichtigste, und bei 68 Prozent gehört dazu an erster Stelle der Fernseher. Wie viele Fernseher haben Sie überhaupt?

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