Zahl der Flüchtlinge über das Mittelmeer gesunken - Weniger Asylbewerber auch in Rheinland-Pfalz

Trier/Rom · 90 Prozent weniger Menschen als im Vorjahr machen sich aus Afrika auf den gefährlichen Weg übers Mittelmeer. Auch in Rheinland-Pfalz kommen immer weniger Asylbewerber an.

In den Sommermonaten ist die Zahl der Flüchtlinge, die Europa erreichen, stark zurückgegangen. Sie war bereits deutlich gesunken, nachdem osteuropäische Staaten die Balkanroute vor rund einem Jahr mit Zäunen und scharfen Grenzkontrollen versperrten.

Schnell entwickelten sich das Mittelmeer zur wichtigsten Route und Italien zum europäischen Land, in dem mit Abstand die meisten Flüchtlingsboote anlanden. Doch auch dort ist es im Juli und August überraschend ruhig geworden: Im Vergleich zum Vorjahr erreichten allein in diesem Monat knapp 90 Prozent weniger Flüchtlinge die Küste, wie aus Zahlen des italienischen Innenministeriums hervorgeht. Bis zum 25. August kamen 2932 Migranten in Italien an, im Jahr zuvor waren es noch 21.294.

Die libysche Küstenwache führt den Rückgang auf intensivere Kontrollen im Mittelmeer zurück. Zudem hätten sich private Rettungsboote zurückgezogen, wodurch sich weniger Schmuggelboote auf den Weg machen würden. Experten gehen jedoch davon aus, dass der Rückgang auch mit einer neuen bewaffneten Gruppe in Libyen zu tun haben könnte, die die Schmuggler am Ablegen hindert. 

Libyen ist derzeit der wichtigste Abfahrtsort für Flüchtlinge, die versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. In dem Land herrscht nach jahrelangem Bürgerkrieg Chaos. Unzählige Milizen kämpfen um die Macht.

Nicht nur in Italien, auch in Rheinland-Pfalz ist die Zahl der Flüchtlinge deutlich gesunken: 2015 kamen noch 53.000 Asylsuchende ins Land. 2016 waren es 16.000. Und im Jahr 2017 sind bisher (Stand Montag) nur 5024 Menschen eingetroffen. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es noch mehr als doppelt so viele (12.834). Das Land hat daher auch entschieden, die Zahl der Erstaufnahmeeinrichtungen zu reduzieren: Die Häuser in Ingelheim, in Bitburg und der Luxemburger Straße in Trier schließen 2018. Langfristig erhalten bleiben hingegen die Asylbewerber-Unterkünfte in der Trierer Dasbachstraße, in Kusel, Hermeskeil und Speyer. Sie bieten insgesamt 3355 Betten.

Damit Menschen auch in Zukunft nicht mehr die Flucht über das Mittelmeer antreten, setzt Europa auf engere Zusammenarbeit mit Transitländern in Afrika. Am Montag haben sich europäische und afrikanische Regierungschefs in Paris getroffen, um die Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise voranzubringen. Neben Frankreich und Deutschland beteiligen sich Italien, Spanien, Niger, Tschad und Libyen an den Gesprächen. Das Ziel: Migration nach Europa eindämmen und somit Menschen von der gefährlichen Fahrt über das Mittelmeer abhalten. Die Schaffung von Migrantenzentren unter UN-Aufsicht ist wegen der instabilen politischen Lage in dem Bürgerkriegsland Libyen aber umstritten.

"Wir brauchen dringend internationale und europäische Lösungen. Zäune und Mauern bringen uns nicht weiter. Zentrale Registrierungsstellen in Libyen halte ich derzeit für unrealistisch", sagt die rheinland-pfälzische Integrationsministerin Anne Spiegel (Grüne) dem TV. Man müsse noch viel stärker bei den Fluchtursachen ansetzen: gegen den Klimawandel vorgehen, Rüstungsexporte verbieten, Spekulation mit Nahrungsmitteln eindämmen.

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