Zeigt her eure Finger

WASHINGTON. "Unsere Alliierten werden dies als gute Sicherheitsmaßnahme ansehen." US-Staatssekretär Asa Hutchinson gab sich betont optimistisch, als er den neuesten Beschluss des "Ministeriums für Heimatverteidigung" bekannt gab: Fingerabdrücke und digitale Porträtfotos sollen bei jeder Einreise in die USA Pflicht werden.

Fingerabdrücke und ein Blick in die Kamera - darum kommen vom 30. September an auch jene Bürger aus insgesamt 27 Staaten nicht mehr herum, die sich bisher ohne Visum 90 Tage lang in den USA aufhalten konnten. Betroffen sind dabei neben Deutschland auch zahlreiche andere europäische Länder sowie Staaten, die bisher als engste Verbündete im Kampf gegen den Terror galten: Großbritannien, Australien und Neuseeland. Immerhin: Der USA-Besuch bleibt für Einreisende aus diesen Ländern trotz Fingerabdruck und Foto visafrei. Nicht länger als 23 Sekunden werde die ganze Prozedur dauern, versprechen Bushs Heimatschützer, doch wenn gleichzeitig mehrere Jumbo-Jets an großen Flughäfen eintreffen, bedeutet dies für die Ankömmlinge in der Praxis oft geduldiges Schlangestehen und manchmal auch, dass Anschlussflüge verpasst werden. Doch obwohl einige US-Touristikunternehmen jetzt warnten, die nach den Anschlägen des 11. September 2001 zunächst verebbten und jetzt wieder zunehmenden Besucherzahlen würden durch die neuen Maßnahmen vermutlich erneut zurückgehen, sehen Staatssekretär Hutchinson und das Weiße Haus offenbar keine Alternative zu der erkennungsdienstlichen Behandlung. Geheimdienstberichte, so Hutchinson, hätten klare Hinweise darauf gegeben, dass Terroristen noch vorhandene "Sicherheitslücken" nutzen könnten, die nicht nur unbehinderte Reisen innerhalb Europas, sondern auch Reisen in die USA mit einem Pass jener Länder erlauben, die bisher am visafreien Programm teilnahmen. Der Entscheidung vorausgegangen war auch die Erkenntnis, dass die meisten Staaten - darunter Deutschland - eine von Washington gesetzte Frist nicht einhalten können, die bis Oktober dieses Jahres die Ausgabe so genannter "biometrischer" Ausweise vorsieht, die Fingerabdrücke und Merkmale zur Netzhaut-Identifikation enthalten. US-Reisepässe sind allerdings ebenfalls noch nicht auf dieses System, das Fälschungen völlig ausschließen soll, umgestellt. Brasilianischer "Racheakt"

Schon seit Beginn dieses Jahres müssen sich Besucher jener Nationen, die nicht am visafreien Besuchsprogramm teilnehmen, bei der Einreise mit Körpermerkmalen registrieren lassen. Brasilien hatte diese Maßnahme gar nicht gefallen, und man hat dort amerikanische Besucher ebenfalls zu Fingerabdrücken und Fotos verpflichtet. Nicht jeder US-Bürger ist glücklich mit dieser als "Racheakt" empfundenen Aktion: In zwei Fällen wurden von einem Gericht in Rio de Janeiro empfindliche Strafen verhängt, weil die Betroffenen beim Fotografieren den ausgestreckten Mittelfinger in Richtung Kamera gezeigt hatten.

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