"Zu schön, wenn es die deutsche Elf wäre"

Das EM-Fieber steigt: Wird durch Deutschland wieder eine Welle der Euphorie und des Patriotismus schwappen? "Warum nicht?", sagt Bundestagspräsident Norbert Lammert im Gespräch mit unserer Zeitung.

Berlin. Patriotismus: ja - aber in bestimmten Grenzen. Dafür spricht sich der Bundestagspräsident im Vorfeld der heute beginnenden Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz aus. Das Gespräch mit Norbert Lammert führte unser Berliner Korrespondent Hagen Strauß. Herr Bundestagspräsident, heute beginnt die Fußball-Europameisterschaft, hat die Politik dann für drei Wochen Pause?Lammert: Natürlich nicht, aber die öffentliche Aufmerksamkeit wird noch etwas mehr den Stadien als den Parlamenten gelten.Wer wird Europameister - und vor allem, warum?Lammert: Meistens die Mannschaft, die im Finale mindestens ein Tor mehr erzielt als der Gegner - zu schön, wenn es die deutsche Elf wäre.Inzwischen scheinen ja auch die Deutschen vom EM-Fieber gepackt zu werden. Wünschen Sie sich eine ähnlich patriotische Welle wie zur Fußball-WM 2006?Lammert: Warum nicht? Das fröhliche, unbefangene, selbstbewusste und zugleich weltoffene Bekenntnis zum eigenen Land hat Deutschland bei der WM viel neue Sympathie eingetragen. Wo sind für Sie die Grenzen?Lammert: Wenn aus Fröhlichkeit Übermut, aus Selbstbewusstsein Überheblichkeit und aus Patriotismus Nationalismus wird, dann wird damit die Unbefangenheit ruiniert, die echte Begeisterung auszeichnet.Eine Boulevard-Zeitung pflegt den Slogan "Schwarz-Rot-Geil" - ist das akzeptabel?Lammert: Nein.Kann die Politik vom Schwung der Nationalelf etwas lernen?Lammert: Wenn es diesen Schwung tatsächlich gibt, steckt er hoffentlich an. Aber wir haben auch schon Europameisterschaften erlebt ...

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